Darin enthalten sind 32,2 Milliarden Dollar Rückstellungen und Kosten für die drohenden Verbindlichkeiten durch die Ölpest. Im ersten Quartal hatte BP noch einen Gewinn von 5,6 Milliarden Dollar erzielt. Um die Kosten für die Ölpest begleichen zu können, will sich der Konzern in den kommenden 18 Monaten von zahlreichen Unternehmensteilen trennen. BP-Aktien legten zum Handelsauftakt leicht zu.
Hayward muss gehen
Wie erwartet muss Vorstandschef Hayward seinen Posten räumen. Zum 1. Oktober gibt er die Unternehmensführung an den US-Amerikaner Robert Dudley. Der Konzern reagierte damit am Dienstag auf anhaltende Kritik an Haywards Krisenmanagement bei der Ölpest im Golf von Mexiko, der grössten Naturkatastrophe vor der US-Küste. Dudleys Aufgaben sind es, den beschädigten Ruf des Konzerns zu reparieren und eine drohende Übernahme zu verhindern.
Weitere Kosten für Ölpest möglich
Seit der Explosion der BP-Ölbohrinsel «Deepwater Horizon» am 20. April mit elf Toten wurde dem Konzern vorgeworfen, nicht entschieden genug gegen die Ölpest vorzugehen. Hayward scheiterte in seiner Rolle als Chefaufräumer und Problemlöser. Von Dudley wird erwartet, die Verstimmungen mit der Regierung und der Bevölkerung in den USA zu bereinigen. Der 54-Jährige aus dem US- Bundesstaat Mississippi hatte von Hayward vor einiger Zeit bereits die operative Leitung bei der Eindämmung der Ölpest übernommen.
BP nach Ölpest «ein anderes Unternehmen»
BP werde nach der Bewältigung der Ölpest ein anderes Unternehmen sein, sagte Verwaltungsratschef Carl-Henric Svanberg. Deshalb brauche der Konzern auch eine «frische Führung». Hayward soll dem Unternehmen aber zumindest indirekt erhalten bleiben. Er wird künftig einen Managementposten beim in Russland tätigen Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP übernehmen.
Erster Quartalsverlust seit 1992
BP verzeichnete wegen der Ölkatastrophe den ersten Quartalsverlust seit 1992. Der Konzern setzte in seiner Bilanz die erwarteten Kosten für die Ölpest mit 32,2 Milliarden Dollar an. Im dritten Jahresviertel könnten weitere Verbindlichkeiten hinzukommen, weil BP im abgelaufenen Quartal nicht alle erwarteten Kosten berücksichtigte. Das Ausmass und die Zeitspanne für mögliche Verpflichtungen in Bezug auf die Ölpest im Golf von Mexiko seien sehr unsicher, hiess es im Quartalsbericht.
29,3 Milliarden Dollar Rückstellungen für Ölpest
Bis Ende Juni fielen den Angaben zufolge Kosten von 2,9 Milliarden Dollar für die Eindämmung der Ölpest an. Weitere 29,3 Milliarden Dollar wurden für weitere Folgen zurückgestellt. Darin enthalten sind auch die 20 Milliarden Dollar für den gegenüber der US-Regierung zugesagten Entschädigungsfonds. BP äusserte die Erwartung, bis zum Jahresende die direkte Bekämpfung der Ölpest weitgehend abschliessen zu können. Weitere Kosten für Strafzahlungen und Entschädigungen dürften hingegen noch über viele Jahre anfallen.
30 Milliarden durch Verkäufe
Bezahlen will BP die Kosten durch Verkäufe von Unternehmensteilen. In den kommenden anderthalb Jahren sollen so bis zu 30 Milliarden Dollar erlöst werden. Das Unternehmen wolle sich vor allem von Öl- und Gasfeldern trennen, teilte es am Dienstag mit. BP gab sich optimistisch, dadurch seine Nettoschulden von derzeit 23 Milliarden auf 10 bis 15 Milliarden Dollar zu drücken. Bereits in der vergangenen Woche hatte BP durch den Verkauf von Vermögenswerten in Texas, Kanada und Ägypten an den US-Öl- und Gasförderer Apache 7 Milliarden Dollar eingenommen. (awp/mc/ps/32)&