BP sieht Fortschritte im Kampf gegen die Ölpest

Das sei ein «guter Fortschritt». Das Öl wird durch ein Absaugrohr, das in die defekte Steigleitung eingeführt wurde, in einen Tanker gepumpt. Nach offiziellen Schätzungen sprudeln seit dem Unfall der Bohrinsel «Deepwater Horizon» im April täglich rund 5’000 Barrel – oder etwa 700 Tonnen – ins Meer. Inoffizielle Schätzungen von Wissenschaftlern nennen sogar wesentlich grössere Mengen.


Leck mit Gemisch aus Schlamm und Geröll «beschiessen» 
BP-Manager Suttles sagte, man wolle die aufgefangene Ölmenge in den nächsten Tagen allmählich steigern. Allerdings dämpfte Suttles Erwartungen, dass das Leck rasch ganz geschlossen werden kann. Entsprechende Versuche würden erst Ende der Woche starten. Dabei soll das Leck zunächst mit einem Gemisch aus Schlamm und Geröll «beschossen» werden. Dann könnte es mit Zement versiegelt werden. BP hatte die Anlage von Transocean geleast und von der Plattform aus nach Öl gebohrt. Die Bohrinsel war am 22. April versunken.


Erneute Versuche am Wochenende gescheitert 
Am Samstag scheiterte BP mit einem ersten Versuch, in 1500 Metern Tiefe mit ferngesteuerten Robotern ein dünnes Rohr zum Absaugen des Öls anzubringen. Die Montage der verschiedenen Teile unter Wasser sei komplexer als erwartet, teilte der Konzern mit. Parallel dazu begann das Unternehmen mit einem umstrittenen Verfahren, das Öl direkt am Leck mit Chemikalien zu zersetzen. In der kommenden Woche wollen Experten dann versuchen, das grössere der beiden Lecks mit Gummi- und Faser-Müll zu stopfen und zuzubetonieren. BP hofft, dass eine der Übergangslösungen funktionieren wird. Wenn all diese Versuche scheitern, dürfte es rund drei Monate dauern, bis der Druck an der Quelle mit einer Entlastungsbohrung vermindert werden kann.


Verzweifelter Wettlauf mit der Zeit
Der Wettlauf mit der Zeit wird immer verzweifelter: Seit der Explosion der Bohrinsel «Deepwater Horizon» vor mehr als drei Wochen fliessen täglich rund 800’000 Liter Öl in den Golf, erste Ölklumpen erreichten bereits Strände in den drei Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama. Wissenschaftler gehen inzwischen davon aus, dass die Menge die bisherigen Schätzungen der Küstenwache um das Zehnfache überschreiten könnte. Sie haben tief unter dem Meeresspiegel neue Lagen von Ölteppichen entdeckt. Dies würde bedeuten, dass die Ölpest im Golf von Mexiko bereits zur grössten Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA geworden ist.


«Lächerliches Schauspiel»
Angesichts der anhaltenden Misserfolge nimmt die Kritik von US-Präsident Barack Obama an BP und den am Bau der Unglücks-Bohrinsel «Deepwater Horizon» beteiligten Firmen an Schärfe zu. Deren Versuch, sich gegenseitig die Schuld für das Unglück in die Schuhe zu schieben, bezeichnete er als «lächerliches Schauspiel». Er werde sich erst zufrieden geben, wenn das Leck gestopft und der Golf vom Öl gesäubert seien und die Anrainer wieder ihrer normalen Arbeit nachgehen könnten, sagte Obama. Nach Berichten über allzu lasche Genehmigungsverfahren bei Offshore-Bohrungen kündigte der US-Präsident an, er wolle die engen Kontakte zwischen Industrie und Aufsichtsbehörden beenden. (awp/mc/ps/03)

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