Bruno Richle, CEO Crealogix: «Weitere Akquisitionen entlang unserer strategischen Positionierung E-Business und ERP sind geplant»

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Richle, sowohl beim Umsatz (+24%) als auch beim Ergebnis (EBIT + 196%) haben Sie die Ziele zum 10-jährigen Jubiläum deutlich übertroffen. Dabei ist nur rund ein Drittel des Wachstums durch Akquisitionen zustande gekommen. Welche Bereiche/Projekte haben zu dieser unerwartet hohen Steigerung geführt und welche Wachstumsziele haben Sie sich für das neue Geschäftsjahr gesetzt? &


Bruno Richle: Beide Geschäftsbereiche E-Business und ERP erfuhren eine ähnliche Wachstumsdynamik. Dass  E-Business die Nase etwas vorne hatte hängt mit der Akquisition der C-Channel AG zusammen, deren Umsatzbeitrag vom 1.3. – 30.6.06 dem Bereich E-Business zugerechnet wurde. Unser Wachstumsziel für das aktuelle GJ sehen wir bei 10% Umsatzsteigerung und einer  gehaltenen EBIT Marge von rund 11%.



«Nächstes Jahr sollten wir «over all» wiederum mit einer EBIT Marge von ca. 11% abschliessen können.» Bruno Richle, CEO Crealogix


Der ausserhalb der Schweiz erwirtschaftete Anteil des Umsatzes beträgt 22 Prozent. Wie gross ist der im Ausland beschäftigte Anteil bei der Anzahl der Mitarbeiter?

Der Anteil beträgt 19 Prozent.


Nebst dem generellen Wachstum haben Sie die EBIT-Marge auf 11.4 Prozent verbessert. Wie konnte die Marge konkret verbessert werden und welches Ziel haben Sie für das kommenden Geschäftsjahr?

Wir können im E-Business auf ein sehr gutes Geschäftsjahr zurückblicken und dies dank unseren Kunden aus der margenstarken und sich in Hochkonjunktur befindenden Finanzindustrie. Dies wird sich nächstes Jahr nicht absehbar gleichermassen wiederholen lassen, eine entsprechende Korrektur sollten wir aber durch eine geplante Margensteigerung im ERP Bereich auffangen können und «over all» wiederum mit einer EBIT Marge von ca. 11% abschliessen können.


Wie gross ist der Anteil der wiederkehrenden und deshalb gut planbaren Einnahmen (Lizenzen, Maintenance) in Ihrem Geschäft?

Wir bewegen uns da wiederum in einer Grössenordnung von 25% – 28% des Gesamtumsatzes.


Mittlerweile hat sich auch durch die Übernahmen ein breit angelegtes Portfolio von Softwarelösungen im E-Business und ERP-Bereich angesammelt. Wie hoch schätzen Sie das Risiko der Verzettelung und Margenerosion durch einen zu hohen Anteil an Programmieraufwand ein?

Wir schätzen das Risiko als nicht sehr gross ein. Denn unser Portfolio ist gut gemanagt und strikte auf die von uns bedienten Branchen ausgerichtet. Dort wo wir Produkte einsetzten, legen wir grossen Wert darauf, diese im Standard anzuwenden und nicht kundenspezifische Individualsoftwarelösungen zu generieren. So ist zum Beispiel bei unseren E-Banking Kunden unsere gesamte Produkte-Suite installiert, je nach Anwendungswunsch des Kunden aber nur ein Teil der Modular aufgebauten Funktionalität für den spezifischen Einsatz parametriert.


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Einen signifikanten Teil des Wachstums der letzten Jahre haben Sie durch Firmenübernahmen generiert (zum Beispiel C-Channel, hmi, Circon Circle Consulting AG, Balzano Informatik AG). Wie verläuft die Integration und welche weiteren Akquisitionen sind geplant?

Die Integration verlief bis heute sehr gut. Begünstigt wurde dieser Prozess sicher von zwei Dingen.



  1. Wir haben uns für die Konsolidierung unseres bis dato grössten Wachstumsschrittes – der Unternehmensverdoppelung per Mitte 04 – fast zwei Jahre Zeit gelassen und 
  2. Das Marktklima im IT-Bereich erfuhr seit Mitte 2004 eine erfreuliche und stetige Belebung.

Weitere Akquisitionen entlang unserer strategischen Positionierung E-Business und ERP sind geplant. Wir werden zu gegebenem Zeitpunkt gerne darüber informieren.


 «Ein Trend hin zu Standard-Produkten wie unserem E-Banking zecihnet klar ab.» Bruno Richle


Für Ihre E-Banking Lösung konnten Sie unter anderen die Bank Coop, die Luzerner, die Sankt Galler sowie die Thurgauer Kantonalbank gewinnen. Sind das einzelne Projekte oder steht eine generelle Plattform-Erneuerung bei den Banken in der Schweiz an?

In Bezug auf die Kernbankenapplikationen könnten Anbieter wie Avaloq oder Finnova diese Frage sicher besser beantworten. Was die heute verlangte Funktionalität und auch Kostenstruktur der E-Banking Anwendungen betrifft, sind wir jedoch überzeugt, dass es keine Einzelprojekte sind, sondern sich nur noch wenige, das heisst die ganz grossen Banken, Individuallösungen leisten können oder wollen. In diesem Sinne zeichnet sich ein Trend hin zu Standard-Produkten wie unserem E-Banking klar ab.


Mit der neu übernommen Firma C-Channel sind Sie auch im Besitz der Lösungen wie PayMaker, NetBanking, SwissMoney und PayPen. Lassen sich diese Lösungen zusammen mit Ihrem E-Banking auch im Ausland einsetzen und gibt es dazu schon konkrete Umsetzungs- und Investitionspläne?

Konkrete Pläne dazu gibt es zur Zeit noch nicht.


Was vor 10 Jahren mit Crealogix begann, ist heute eine der Erfolgsgeschichten der Schweizer IT und KMU-Szene. Was waren die wichtigsten Entschiede, die zum Erfolg führten und was die grössten Fehler, die Sie unterwegs begangen haben?

Positiv:



  • Gewinnorientiertes Denken und Handeln von Beginn an.
  • Dem Bereich Finance & Controlling seit Gründung hohe Bedeutung zugemessen 
  • Börsengag am 7. Sept. 2000
  • Danach die Bodenhaftung (konservative Grundhaltung) nicht verloren und als die Zeit reif war, unsere eigene Wachstumsstrategie konsequent durchgezogen.

Fehler:



  • In Anbetracht unserer heutigen Marktposition haben wir rückblickend nicht allzu viel falsch gemacht.
  • Der Markteintritt in Nordamerika war zu opportunistisch getrieben und zu wenig systematisch vorbereitet. Er kam eindeutig zu früh, ohne die nötige Basis im Heimmarkt aufgebaut zu haben. Dies würde uns heute nicht mehr passieren – hoffentlich (Schmunzelt)

Zum Schluss des Interviews haben Sie noch zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?


1. Dass sich alle Menschen auf der ganzen Welt sicher und ohne Angst bewegen können und eine freie Meinungsäusserung möglich ist.
2. Dass ich mit dem iPod bald auch meine Bankgeschäfte erledigen kann.




Der Gesprächspartner
Chairman & CEO der Crealogix

Studium der Elektrotechnik (dipl. El. Ing HTL) mit Vertiefung in Informatik und Nachrichtentechnik an der Hochschule Rapperswil (HSR).

1985 bis 1989 Leiter der Abteilung Electronic Engineering bei der Oerlikon Aerospace in Montreal (Canada)
1990 bis 1996 Mitglied der Geschäftsleitung und Technischer Direktor bei der Teleinform AG in Bubikon, verantwortlich für den Aufbau des Consultings
1996 Gründungsmitglied der CREALOGIX AG.

Crealogix
Die CREALOGIX Gruppe ist eine Anbieterin für E-Business und ERP (Enterprise Resource Planning) in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Die Aktien der CREALOGIX Holding AG (CLXN) sind an der SWX Swiss Exchange kotiert.

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