Die Ökonomen des Bundes korrigierten zudem für das dritte Quartal den Wert von 0,0 auf -0,1% ins Negative. Damit ist die gängige Definition für eine Rezession – zwei negative Quartale in Folge – erfüllt. Zuletzt war dies 2002/03 der Fall.
Doch keine Null
Die für das dritte Quartal vorgenommene Korrektur nach unten soll man gemäss SECO-Chefökonom Aymo Brunetti aber nicht überinterpretieren. «Die sonstigen Indikatoren im dritten Quartal wie zum Beispiel die Arbeitsmarktlage oder der Konsum waren nach wie vor gut und die revidierte Zahl ist so nahe bei null, dass sie bei zukünftigen Revisionen auch wieder ins Positive drehen könnte», sagte Brunetti auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Negatives Halbjahr
Im vierten Quartal zeigte sich der Einbruch in Folge der Finanzkrise hingegen deutlicher, und auch in den kommenden Monaten wird die Wirtschaft schrumpfen. «Das erste Halbjahr wird aller Voraussicht nach negativ», so Brunetti weiter. Für das Gesamtjahr 2009 hatte das SECO Ende Januar einen BIP-Rückgang um 0,8% in Aussicht gestellt. Eine neue Prognose will das Staatssekretariat in zwei Wochen veröffentlichen. Für 2008 geht das SECO im Durchschnitt noch von einem Wachstum von 1,6% aus – damit würde es sich gegenüber den Boomjahren 2007 und 2006 mit Wachstumsraten von 3,3 beziehungsweise 3,4% quasi halbieren. In den Jahren 2004 und 2005 hatte das BIP je um 2,5% zugelegt, im Gesamtjahr 2003 war es um 0,2% gesunken.
Gegenüber den Nachbarländern steht die Schweiz gut da
Im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn steht die Schweiz mit der jüngsten Wirtschafts-Entwicklung aber gut da. Dies bezeichnet Bernard Lambert, Ökonom bei der Genfer Privatbank Pictet als «ein Paradox, denn die Schweiz ist durch den Export und den Finanzplatz stark von ihren Nachbarländern abhängig.» Die Länder der Euro-Zone sind bereits im letzten Sommer in die Rezession geraten, der BIP-Rückgang im vierten Quartal betrug 1,5%. Beim wichtigsten Handelspartner Deutschland brach das BIP gar um 2,1% ein.
Exporte für Rückgang im 4. Quartal verantwortlich
Es sind denn aber auch die Exporte, die in der Schweiz für den Rückgang im vierten Quartal verantwortlich sind. Sie gingen um 8,1% zurück. Die Warenausfuhren brachen dabei um 9,4% ein, die exportierten Dienstleistungen verzeichneten ein Minus von 4,4%. Negative Impulse gingen im vierten Quartal auch von den Anlageinvestitionen (-3,1%) aus. Dabei verzeichneten die Ausrüstungsinvestitionen mit 4,6% einen ausgeprägteren Rückgang als die Bauinvestitionen. Diese gingen um 1% zurück.
Staat als Stütze
Gestützt wurde die Schweizer Wirtschaft hingegen von den Ausgaben der Privat-Haushalte (+0,1%), vor allem aber durch den Konsum des Staats (+0,7%). Die Haushalte haben für Nahrungsmittel und Getränke oder Gesundheitsprodukte tiefer in die Tasche gegriffen, dafür gaben sie für Möbel und Freizeitsangebote weniger aus. Produktionsseitig konnten Unternehmen aus dem Handel, dem Gastgewerbe, der Nachrichtenübermittlung und dem Verkehr ihre Wertschöpfung gegenüber dem Vorquartal um 0,8% steigern. Anbieter von öffentlichen Dienstleistungen steigerten ihre Wertschöpfung um 0,7%, die Landwirtschaft legte um 0,1% zu. (awp/mc/pg/16)