Bundespräsident Merz besucht die Golf-Emirate

von Gérard Al-Fil
Die VAE (4,5 Mio. Einwohner) wurden 1971 gegründet. Im selben Jahr wurde in der Schweiz das Stimm- und Wahlrecht für Frauen eingeführt. Zwei Jahre später nahmen Bern und Abu Dhabi diplomatische Beziehungen auf. Die Beziehungen sind eng und freundschaftlich, dies nicht nur, weil die Golf-Araber Schweizer Uhren und Schokolade schätzen. 


Rege wirtschaftliche Beziehungen
Im vergangenen Jahr 2008 führte die Schweiz Waren im Wert von 2,84 Mrd. Franken in die VAE aus, ein Plus von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Umgekehrt exportierten die VAE Güter im Wert von 443 Mio. Franken (plus 36,8 Prozent) in die Alpenrepublik. Die Grossbanken und die führenden Privatbanken haben sich in Dubais Finanzentrum DIFC niedergelassen. Genau 1?727 Schweizer Bürger sind in dem Golfstaat als «Residents» registriert. Das sind vergleichswiese viele, wenn man bedenkt, dass aus Deutschland rund 10?000 Bundesbürger in den VAE leben und arbeiten. Andererseits zieht es viele Emirati während der brühend heissen Sommermonate ins kühlere Europa, nicht wenige besitzen in der Westschweiz eine Ferienbleibe.

 

Dubai wichtige Swiss-Destination
Für die Fluggesellschaft Swiss ist Dubai eine der wichtigsten Destinationen im Langstreckensegment. Die renommierte Hotelfachschule Lausanne unterhält in Dubai einen Ableger. Der bekannteste Schweizer in den VAE ist aber weder Banker noch Hotelier, sondern Roger Federer. Der Baselbieter Tennis-Star besitzt im Golf-Emirat Dubai ein Luxus Apartment.


Etwas an Glanz eingebüsst
Einkommensteuer und gibt es in den VAE bis heute nicht. Aus der Sicht der Emirati hat «Suissra» etwas an Glanz verloren. Die Medien in Dubai berichteten ausführlich über die Krise der Schweizer Grossbanken,&der Fernsehsender Al Dschazira behandelte in mehreren Sendungen den Steuerstreit zwischen der Schweiz und Deutschland. Ausserdem verfolgt man in der arabischen Welt seit 9/11 recht kritisch, wie in den westlichen Ländern mit muslimischen Bürgern umgegangen wird und macht davon Investitionen abhängig. Bundespräsident Merz machte am Sonntag in Riad deutlich, dass der Bundesrat von der «Minarett-Initiative», die einen vom Stimmvolk abgesegneten Bauverbot von Minaretten in der Schweiz zum Ziel hat, ablehne.


Dialog der Kulturen notwendig
Und während aus Grossbritannien die ersten europäischen Innovationen in der Islamic Finance stammen, wie zinslose Immobilienfinanzierungen, spielen islamische Fonds im helvetischen Retail Banking bis dato keine Rolle. Das ist erstaunlich für einen Finanzplatz, der bis 2015 zu den Top drei der Welt gehören möchte, wie es die Schweizer Bankiervereinigung vor zwei Jahren als Ziel formuliert hat. Bis dahin dürften die Hälfte der 1,5 Milliarden Muslime, so schätzt es das Dubaier Islamic Finance Forum, ihre Finanzen im Einklang mit der Scharia anlegen.

 

Annäherungsprozess
So ist der Besuch von Bundespräsident auch als Baustein in einem Annäherungsprozess zwischen den Kulturen und nicht nur zwischen zwei wirtschaftlich wohlhabenden Ländern zu werten. Der Schweizer Botschafter in den VAE Wolfgang-Amadeus Brülhart wird am Montagabend im Monarch Hotel Dubai anlässlich des Staatsbesuchs von Bundespräsident Merz einen Empfang geben.
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