Es seien fünf Bypässe an den Herzkranzgefässen angelegt worden. Das Herz habe diese Operation sehr gut überstanden, eine Prognose könne aber erst in einigen Tagen gemacht werden.
Neurologische Schäden ungewiss
Ungewiss sei vor allem, ob Merz durch den Herz-Kreislauf-Stillstand auch neurologische Schäden davongetragen hat. Er habe keine genauen Angaben darüber, wie lange das Gehirn allenfalls ungenügend mit Sauerstoff versorgt worden sei, sagte Carrel. Merz wird nun auf die Intensivstation verlegt. Auch im günstigsten Fall wird er seine Amtsgeschäfte während mehreren Wochen nicht wahrnehmen können. Der Finanzminister war am Samstagabend in seinem Haus in Herisau zusammengebrochen und mehrere Minuten bewusstlos gewesen. Von seiner Familie wurde er zuerst ins Spital nach Herisau eingeliefert und von dort ins Kantonsspital St. Gallen verlegt, wie Bundesratssprecher Oswald Sigg am Sonntag sagte. Dort entschieden die Ärzte, Merz in ein künstliches Koma zu versetzen. In kritischem, aber stabilem Zustand flog ihn die Rega am Sonntagnachmittag per Helikopter ins Inselspital nach Bern, wo am Abend der Eingriff am Herzen vorgenommen wurde.
Keine Anzeichen für Probleme
Merz´ Zusammenbruch kommt überraschend. Noch in einem aktuellen Interview hatte er sich selber als fit bezeichnet. Auch Carrel sagte, der allgemeine Gesundheitszustand von Bundesrat Merz sei normal. Es sei allerdings nicht aussergewöhnlich, dass sich ein solcher Kollaps nicht ankündige. FDP-Präsident Fulvio Pelli hatte den Eindruck, dass Merz gut in Form sei, wie er am Sonntag gegenüber dem Westschweizer Radio RSR sagte. Der Finanzminister habe aber wegen der Finanzkrise unter grossem Druck getanden.
Sondersitzung des Bundesrates
Der Ausserrhoder FDP-Bundesrat hätte in der laufenden Session am Dienstag im Ständerat und am Mittwoch im Nationalrat Geschäfte vertreten müssen. Seine Aufgaben dürfte seine Stellvertreterin Eveline Widmer-Schlumpf übernehmen. Widmer-Schlumpf war vor ihrer Wahl in den Bundesrat Finanzdirektorin des Kantons Graubünden. Sie traf sich bereits am Sonntagabend ein erstes Mal mit Bundespräsident Pascal Couchepin. Über die Vertretung wird aber der Gesamtbundesrat an einer Sondersitzung vom Montagmorgen entscheiden. Couchepin hat wegen des gesundheitlichen Zustands seines Vizepräsidenten eine Reise an die UNO-Generalversammlung in New York abgesagt.
Rücktritt auf Ende 2011 vorgesehen
Merz war im Dezember 2003 als Nachfolger von Kaspar Villiger in den Bundesrat gewählt worden. Er wird am 10. November 66 Jahre alt. In der aktuellen Ausgabe der Zeitung «Sonntag» spricht Merz davon, dass er am Ende der Legislatur zurücktreten will. Merz ist nicht der erste amtierende Bundesrat, der wegen gesundheitlicher Probleme für einige Zeit ausfällt. Der letzte war der Freiburger CVP-Bundesrat Joseph Deiss, der im Juli 2006 und im November 1999 aussetzen musste. Vor ihm mussten Jean-Pascal Delamuraz, Otto Stich und René Felber ein oder mehrere Male eine Auszeit nehmen. Der Solothurner SP-Bundesrat Willi Ritschard verstarb im Amt. Er war im Oktober 1983 der bei einer Wanderung auf dem Grenchenberg tot zusammengebrochen. (awp/mc/ps/01)