Bundesrat will Medikamentenkosten senken
Bei einer Franchise von 1’000 CHF etwa wird nur noch ein Rabatt von höchstens 490 statt 560 CHF gewährt. Damit werde die Solidarität unter den Versicherten gestärkt, sagte Gesundheitsminister Pascal Couchepin am Mittwoch vor den Bundeshausmedien. Ein Opfer bringen müssen auch Apotheker und Ärzte: Die Vertriebsmargen für Medikamente werden um 3% gesenkt, für Produkte bis zu einem Preis von 880 CHF auf 12 und für teurere auf 7%. Dies sei für die Branche eine schmerzhafte, aber eine zumutbare Massnahme, sagte Couchepin.
Packungszuschlag bleibt unverändert
Gleich hoch wie bisher bleibt der Zuschlag pro Packung, der je nach Medikament zwischen 2 und 240 CHF beträgt. Angepasst wird aber die Preisbildung für Generika, die um einen bestimmten Prozentsatz billiger sein müssen als die Originalpräparate, um als wirtschaftlich zu gelten. Zudem wird der Preis eines Medikaments regelmässig überprüft, wenn die Indikation erweitert wird. Alle drei Jahre solle ein Präparat ohnehin auf Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlickeit hin überprüft und der Preis allenfalls gesenkt werden. Heute gibt es keine solche automatische Überprüfung.
«Länderkorb» wird ergänzt
Für die Prüfung der Wirtschaftlichkeit wird zudem der «Länderkorb», der heute Deutschland, Dänemark, Grossbritannien und die Niederlande enthält, mit Frankreich und Österreich ergänzt. Ab nächstem Jahr sollen allein die Preissenkungen bei den Medikamenten Einsparungen von über 400 Mio CHF bringen. Dabei handle es sich noch um eine vorsichtige Schätzung, sagte Couchepin. In der Vergangenheit seien die Kostensenkungen stets höher ausgefallen als prognostiziert.
Noch Potenzial im Generikamarkt
Weitere Einsparungen sollen mit den tieferen Labortarifen und gesenkten Tarifen für medizinische Hilfsmittel erreicht werden. Zudem sieht Couchepin noch Potenzial im Generikamarkt, sowohl beim Volumen wie auch beim Preis der Medikamente. Andere Massnahmen mit kostendämpfender Wirkung liegen derzeit beim Parlament. Nicht thematisiert hat der Bundesrat vorerst den Verkauf von Medikamenten durch die Ärzte. Noch in der Sommersession hatte Couchepin dafür plädiert, diesen zu unterbinden. Allerdings sei nie die Rede davon gewesen, dass ein Verbot Teil der Sofortmassnahmen werde, sagte er am Mittwoch. Die Frage werde in einem normalen Vernehmlassungsverfahren diskutiert.
KK-Prämien steigen um bis zu 15 Prozent
Die Soformassnahmen des Bundesrats sind eine Reaktion auf den dramatischen Anstieg der Krankenkassenprämien im nächsten Jahr: Ende Mai hatte das Bundesamt für Gesundheit eine Erhöhung um durchschnittlich 15 Prozent angekündigt. Die Pharmabranche und die Krankenversicherer hatten sich daraufhin auf eine Kostensenkung um 400 Mio CHF geeinigt.
santésuisse sieht weiterhin Unklarheiten
Wenn der Bundesrat diese nun allerdings über eine längst in Aussicht gestellte Senkung der Vertriebsmarge erreichen wolle, müssten die Einsparungen 500 Mio CHF betragen, monierte santésuisse-Sprecher Felix Schneuwly auf Anfrage. Mit dieser Unklarheit bleibe es für die Versicherer schwierig, die Prämien für 2010 zu kalkulieren. (awp/mc/ps/26)