Bundesratswahlen: SP und FDP nominieren die Favoriten
Für die SP steigen die Berner Ständerätin Simonetta Sommaruga und die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Fehr ins Rennen. Laut Fraktionspräsidentin Ursula Wyss wurde Sommaruga im fünften Wahlgang mit 26 von 46 Stimmen auf den ersten Platz des Zweiertickets gewählt. Die 47-jährige Jacqueline Fehr schaffte anschliessend den Sprung auf den zweiten Listenplatz im ersten Wahlgang mit 24 von 46 Stimmen. Die unterlegenen Kandidatinnen Eva Herzog (BS) und Hildegard Fässler (SG) erhielten je 11 Stimmen für den zweiten Platz auf dem Ticket. Die SP-Fraktion zählt 51 Mitglieder.
FDP-Frau setzt sich an die Spitze
Die FDP-Fraktion nominierte die St. Galler Regierungsrätin Karin Keller-Sutter und den Berner Nationalrat Johann Schneider-Ammann. Karin Keller-Sutter, die einzige Frau unter den fünf potenziellen FDP-Kandidierenden, schaffte es dabei auf den ersten Platz des Zweiertickets. Die 46-Jährige wurde im dritten Wahlgang mit 23 von 45 Stimmen gewählt, wie Fraktionschefin Gabi Huber sagte. Für den zweiten Listenplatz wurde Johann Schneider-Ammann im ersten Wahlgang gewählt, ebenfalls mit 23 von 45 Stimmen. Nicht berücksichtigt wurden die Kandidaturen der Nationalräte Ruedi Noser (ZH), Ignazio Cassis (TI) und Peter Malama (BS). Sowohl in der SP als auch in der FDP haben sich damit die in den letzten Wochen als Top-Favoriten gehandelten Kandidatinnen und Kandidaten durchgesetzt.
Erste grosse Hürde
Alle vier äusserten Zufriedenheit darüber, dass sie diese erste grosse Hürde genommen haben. Für sie sei dies der wichtigste Tag der Ausmarchung gewesen, sagte etwa Fehr. Wie ihre drei Konkurrentinnen hatte sie sich vor dem Fraktions-Hearing äusserst nervös gezeigt. Nun hoffe sie auf ein faires Duell, sagte die sichtlich gelöste Sommaruga ihrerseits. Die Medien hatten im Vorfeld der Nomination darüber spekuliert, dass die Fraktion die 50-jährige Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz aus dem Rennen werfen könnte, weil sie in der Vergangenheit zu oft vom Parteikurs abgewichen war.
Keller-Sutter sieht sich nicht als Favoritin
Die FDP-Kandidatin Karin Keller-Sutter betonte, dass ihre Nomination ein erster Schritt sei. Sie freue sich, auf dem Ticket zu sein. Als Favoritin sehe sie sich weiterhin nicht, sagte die St. Galler Justizdirektorin. Johann Schneider-Amman zeigte sich nicht überrascht darüber, dass seine Fraktion zuerst Keller-Sutter nominierte. Das sei für ihn keine Enttäuschung gewesen, sagte der 58-jährige Unternehmer.
Offenes Rennen
Wer sich von den vier offiziellen Kandidierenden der SP und FDP am 22. September in der Vereinigten Bundesversammlung durchsetzen wird, bleibt offen. Die offiziellen Hearings der Parteien finden in der ersten Sessionswoche – voraussichtlich am 14. September – statt. Klar ist wegen des Frauen-Doppelvorschlags der SP einzig, dass erstmals in der Geschichte die Schweiz voraussichtlich von einer Frauenmehrheit regiert werden wird. Die Wahl eines SP-Mannes durch die Bundesversammlung scheint ausgeschlossen. SP-Fraktionschefin Wyss machte auch deutlich, dass die SP davon ausgeht, dass eine der beiden offiziellen Kandidatinnen gewählt wird.
SVP und Grüne praktisch ohne Chancen
Kaum Chancen werden den Kandidaturen von SVP und den Grünen eingeräumt. Die SVP-Fraktion nominierte am Freitag den Freiburger Nationalrat Jean-François Rime. Sie bekräftigt mit der Kandidatur Rime den Anspruch auf einen zweiten Bundesratssitz und will sowohl den SP-, als auch den FDP-Sitz angreifen. Die Grünen ihrerseits nominierten die Solothurner Nationalrätin Brigit Wyss. Sie soll der FDP den Sitz abjagen. (awp/mc/ps/34)