Bush nominiert Wirtschaftsberater Bernanke zum Greenspan-Nachfolger
US-Präsident George W. Bush hatte die wenig überraschende Entscheidung zugunsten seines obersten Wirtschaftsberaters Bernanke am Montag bekannt gegeben. Der 79- jährige Greenspan tritt im Januar nach 18 Jahren an der Spitze der weltweit mächtigsten Notenbank ab.
New Yorker Börse reagierte mit Kurssteigerungen
Bernanke geniesse «grosses Vertrauen in der Finanzwelt», betonte Bush in Washington. Der Wirtschaftswissenschaftler sei ein Mann von «starkem Charakter und grosser Urteilskraft» und geniesse hohes Ansehen wegen seiner «intellektuellen Strenge und Integrität». Bernanke versicherte, die Wahrung der Kontinuität in der Geld- und Zinspolitik seines Vorgängers Greenspan habe grösste Priorität. Ziel bleibe es, «Stabilität und Wachstum» der US-Wirtschaft zu wahren und zu fördern. Die New Yorker Börse reagierte mit Kurssteigerungen auf die Nominierung Bernankes. Der Dow-Jones-Index für 30 Standardwerte stieg um 169,78 Zähler oder 1,7 Prozent auf 10.385,00 Punkte. «Die Wall Street ist glücklich mit der offensichtlich harten (Inflations-) Haltung von Ber nanke», meinte Wirtschaftsexperte Mark Zandi im Nachrichtensender CNN.
Als erstlassige Wahl bezeichnet
An der Bestätigung Bernankes im republikanisch dominierten Senat gibt es kaum einen Zweifel. «Wir brauchen eine sorgsame, unideologische Persönlichkeit, die versteht, dass die wichtigste Aufgabe der Notenbank die Bekämpfung von Inflation ist – und Ben Bernanke scheint diesem Bild zu entsprechen», meinte der demokratische Senator Charles Schumer, Mitglied im Bankenausschuss des Senats. US-Finanzexperten würdigten Bernankes Nominierung als «erstklassige Wahl für die Führung der Fed, um die Wirtschaft der USA mitzulenken», so der Präsident des Dachverbands der US- Versicherungen, Marc Lackritz.
Poisitives Echo
Auch in der Finanzmetropole Frankfurt stiess die Nominierung des ehemaligen Wirtschaftsprofessors in Princeton auf ein durchweg positives Echo. «Bernanke ist ausgesprochen qualifiziert und ein unabhängiger Geist», sagte der Europa-Chefvolkswirt der Bank of Amerika, Holger Schmieding. BHF-Volkswirt Stephan Rieke sagte: «Bernanke hat sich an den Finanzmärkten einen guten Namen gemacht. Er ist eine gute Wahl.» Ein radikaler Wechsel in der US-Geldpolitik wird nicht erwartet. «Bernanke verspricht Kontinuität», sagte Schmieding.
Auf Greenspans Linie
Greenspan und Bernanke vertreten ähnliche finanzpolitische Konzepte, sollen aber leichte Differenzen bei der Bekämpfung der Inflation haben. Greenspan habe sich nicht festlegen wollen. Bernanke aber wolle die Zentralbank «auf ein explizites Inflationsziel verpflichten und so die Geldpolitik transparenter machen und die Glaubwürdigkeit der Notenbank stärken», sagte BHF-Volkswirt Rieke. «Knall auf Fall» werde dies aber nicht passieren.
Professor an der Eliteuniversität Princeton Der 51 Jahre alte Bernanke war nach seiner Zeit als Professor an der Eliteuniversität Princeton viele Jahre Mitglied des Notenbank-Direktoriums. Bernanke galt als einer der Favoriten für die Nachfolge Greenspans. Der Amtswechsel ist für Ende Januar geplant. (awp/mc/gh)