Der Kaufpreis für das Empfangsgerät mit digitalem Videorekorder sinke von 495 auf 150 CHF, gab Cablecom am Dienstag vor den Medien in Zürich bekannt. Damit beugt sich der grösste TV-Kabelnetzbetreiber des Landes dem Druck von Preisüberwacher Rudolf Strahm und bläst zum Gegenangriff auf die Swisscom, die am Vortag ihre ersten Bluewin-TV-Kunden aufgeschaltet hatte.
Preisüberwacher forderte Preissenkungen
Strahm hatte die Preise für das digitale Fernsehen als zu hoch kritisiert. In der EU seien Empfangsgeräte (Set-Top-Boxen) bereits für 50 bis 80 Euro zu kaufen. Allerdings besteht hier anders als beim Schweizer Marktführer Wettbewerb: Cablecom verschlüsselt ihr Digitalangebot, damit nur ihre eigenen Geräte eingesetzt werden können. Bei anderen Schweizer Netzbetreibern können die Kunden hingegen unverschlüsselte Set-Top-Boxen im Laden kaufen und benutzen. Deshalb forderte der Preisüberwacher, dass Cablecom entweder den Schlüssel mit allen Herstellern teile, oder die Preise für die Geräte massiv senke.
Druck durch Swisscom erhöht
Nach monatelangen Gesprächen haben sich Preisüberwacher und Cablecom nun über die Preise für die nächsten drei Jahre geeinigt. Die bisher gültige Vereinbarung läuft Ende 2006 aus. Der Druck auf Cablecom zu Preiskonzessionen hatte sich überdies mit dem Einstieg der Swisscom ins Fernsehgeschäft erhöht. Seit vergangenem Montag bietet der Telekomkonzern das Internetfernsehen Bluewin TV mit über 100 Sendern und einer Videothek von über 500 Filmen für 29 CHF pro Monat an. Hinzu kommen aber noch die Kosten für den Telefonanschluss und das Breitbandinternet. Im Minimum kostet Bluewin TV 64,30 CHF pro Monat. Bei Cablecom kommt das digitale Fernsehvergnügen (mit den 21 CHF für das herkömmliche analoge TV) auf insgesamt 27 CHF monatlich zu stehen. Telefon und Breitbandinternet sind darin nicht enthalten.
Kampf ums digitale TV
Für den Kampf ums digitale TV werden allerdings die Zuschauer des herkömmlichen analogen Fernsehens zur Kasse gebeten. Cablecom erhöht den Preis für den analogen Basisanschluss ab 2008 um 1,50 auf 22,50 CHF pro Monat, um die Digitalisierung zu finanzieren. Zudem wird das Programm im herkömmlichen Fernsehen weiter ausgedünnt. Um mehr Platz für digitale Sender zu schaffen, werden weitere Sender im analogen Programm abgeschaltet und ins digitale TV verschoben. Der Einführung von hochauflösendem digitalem TV (HDTV) fallen im nächsten Jahr vier bis sechs Sender zum Opfer.
Neue Sender
Weitere vier Sender werden 2008 aus dem Basisangebot genommen, wobei die Zahl je nach Region und Netzstandard variiert. Damit bezahlt der gewöhnliche Zuschauer künftig mehr Geld für deutlich weniger Angebot. Bereits in der Vergangenheit hatte Cablecom immer wieder für rote Köpfe gesorgt. Erst im vergangenen Monat flog der englische Sender BBC Prime und das spanische TVE aus dem analogen Programm, während der österreichische Sender ORF 2 verschoben wurde. (awp/mc/gh)