Dazu müsse Cablecom 100 Mio bis 150 Mio CHF zusätzlich zu den bisherigen Investitionen in die Infrastruktur (über 200 Mio CHF pro Jahr) ausgeben, sagte Cablecom-Chef Rudolf Fischer am Mittwoch vor Schweizer Medien in Amsterdam. Würde Cablecom, die zur amerikanischen Liberty Global gehört, ihr ganzes Netz auf den Spitzenstandard aufrüsten, müsste sie eine halbe Milliarde Franken aufwerfen. Das sei nicht finanzierbar. Mit der Aufrüstung auf 862 MHz könnten 30 analoge TV-Programme mehr übertragen werden als mit 606 MHz.
Weitere Streichungen im analogen Programm
Allerdings werde Cablecom keine analogen Fernsehkanäle wieder aufschalten, deren Abschaltung einen Sturm der Entrüstung ausgelöst hatte. Der zusätzliche Platz im Netz werde unter anderem für das hochaufgelöste Fernsehen genutzt, das am 1. Oktober starte. Dank der zusätzlichen Kapazität könne die Verschiebung von analogen Sendern ins digitale Programm auf ein Minimum reduziert werden, sagte Fischer. Bereits angekündigt ist Streichung der Sender U1 TV, HSE24 und TF1 aus dem analogen Programm. Mit der Abschaltung eines analogen Programms gewinne Cablecom Platz für die Übertragung von drei hochaufgelösten Sendern.
Hohe Zufriedenheit mit analoger Übertragung bremst digitales Fernsehen
Bislang ist die Cablecom lediglich in Basel auf 862 MHz. Damit sind erst 7 % des Gesamtnetzes dem höchsten Standard. Rund 10% des Netzes laufen nur auf 450 MHz, beispielsweise im Tessin oder Gebieten der Innerschweiz. Diese Teile des Netzes kämpfen am meisten mit Kapazitätsengpässen. Denn dort haben 19 analoge TV-Kanäle weniger Platz als in Netzen mit 606 MHz. Einen Schub für das digitale Fernsehen erhofft sich Fischer von der Fussball-Europameisterschaft EURO 2008. Laut Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Demoscope im Auftrag des Branchenverbandes Swisscable nutzen derzeit nur 13 % aller Schweizer Haushalte digitales TV. Im vergangenen Jahr waren es 10 %. Der Zuwachs ist nach Ansicht von Swisscable-Präsident Hajo Leutenegger enttäuschend. Hauptgrund dafür dürfte die hohe Zufriedenheit mit dem analogen TV-Angebot sein. Der Schneeball beginne sich aber zu drehen und werde immer grösser. 40% der Befragten gaben an, in den nächsten zwei bis drei Jahren aufs digitale Fernsehen umsteigen zu wollen.
(awp/mc/hfu)