Carsten Schloter: «Wir wollen die Jugend zurückholen»
Mit dem Handy-Portal Vodafone Live will Swisscom Mobile Jugendliche zurückholen, die zur Konkurrenz gewechselt haben. Im Moneycab-Interview zeigt sich CEO Carsten Schloter optimistisch: Mit dem Dienst soll der Einstieg in die UMTS-Ära gelingen.
Von David Strohm
Moneycab: Herr Schloter, vieles von dem, was Sie heute vorstellen, gibt es schon. Was ist denn wirklich neu an Vodafone Live?
Carsten Schloter: Bislang haben Handy-Portale die Benutzer verwirrt durch unterschiedliche Oberflächen und Navigationsstrukturen. Vodafone Live funktioniert bei allen Anbietern einheitlich und ist damit einfacher zu gebrauchen, als alles, was es bisher gab.
Welche Ziele verfolgt Swisscom Mobile mit dem neuen Angebot?
Ich gehe davon aus, dass wir bereits bis Ende 2003 die ersten 25’000 Kunden gewonnen haben. Im nächsten Jahr wird die Zahl auf über 100’000 steigen. Zudem wollen wir speziell die jugendliche, technikbegeisterte Kundschaft ansprechen. In dieser Zielgruppe hat Swisscom Mobile zuletzt Terrain verloren.
Wie hoch sind die Investitionen für die Lancierung?
Wir haben etwa 10 Millionen Franken in die Entwicklung gesteckt. Noch einmal fast so viel ist für die Verbilligung der speziellen, vorkonfigurierten Endgeräte budgetiert. Vodafone Live ist für uns aber keine spekulative Investition. Wir wollen über den Mehrumsatz mit den Diensten das Geld wieder hereinholen. Und wir können von den Erfahrungen anderer Gesellschaften profitieren. Vodafone Live gibt es in vielen anderen Ländern seit mehr als einem Jahr. Warum kommen Sie erst jetzt damit auf den Markt Schweiz?
Aus Sicht von Vodafone ist es verständlich, dass zuerst die eigenen Tochtergesellschaften dran kommen. Jetzt sind die Minderheitsbeteiligungen an der Reihe. Bei Swisscom Mobile ist Vodafone nur zu 25 Prozent beteiligt. Wir starten dafür gleich mit Version 3, während in anderen Ländern immer noch die erste oder zweite Generation im Einsatz ist. Die Erfahrungen aus anderen Länder zeigen, dass die Kunden das neue Angebot nur zögerlich nutzen. Wie erklären Sie sich die Zurückhaltung?
Ich sehe vor allem zwei Gründe: Die Angebote waren bisher zu kompliziert und eher zu teuer. Die hohen GPRS-Gebühren haben Kunden abgeschreckt. Wir verzichten bis Mitte nächstes Jahr auf Verbindungsgebühren und werden auch danach ein sehr günstiges Flatrate-Modell bereit halten. Der Mobilfunkmarkt Schweiz zeigt Sättigungstendenzen. Wollen Sie mit den neuen Diensten an die früheren Wachstumsraten anknüpfen?
Nein, die Zeiten sind wohl vorbei. Als Mobilfunkanbieter müssen Sie aber immer wieder etwas Neues bieten, einen «Wow»-Effekt erzeugen. Der Kunde muss sich sagen: «Das muss ich haben». Um zu wachsen, kann man entweder mit den bestehenden Kunden mehr Umsatz machen oder man kann neue Kunden hinzu gewinnen. Wir wollen natürlich beides. Interview David Strohm (swisscontent)
Moneycab auf Vodafone Live
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Der Gesprächspartner
Carsten Schloter ist CEO von Swisscom Mobile und Mitglied der Konzernleitung der Swisscom AG. Der 1963 geborene deutscher Staatsbürger ist ausgebildeter Diplom-Betriebswirt. Seine berufliche Stationen führten ihn zu Mercedes Benz France, debitel France SA, debitel Deutschland, Public Com Swisscom und schliesslich Mobil Com Swisscom. Schloter ist zudem Präsident des Vereins Forum Mobil.