Der Boom geht einher mit den geschichtlichen und politischen Ereignissen der letzten Jahre, durch die die Sehnsucht nach dem Guten, dem Heilen, der Sicherheit und damit nach den «Helden» vermehrt an Bedeutung erlangt. Zugleich werden immer mehr Castings und Live-Sendungen veranstaltet, in denen das Publikum seine eigenen «Stars» wählen kann. Analog zu diesen Entwicklungen hält die Figur des Helden und der Heldin heute in all seinen Formen und Facetten Einzug in den Bereich der bildenden Kunst.
Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Helden
Wie in der Literatur gehört die Darstellung des Helden auch in der visuellen Kunst zu den klassischen Themen überhaupt. Die Tradition ist lang und reicht weit zurück bis in vorchristliche Zeiten. Über die Jahrhunderte hinweg erfährt das Heldenbild im Kontext der jeweiligen geschichtlichen Ereignisse die unterschiedlichsten Ausprägungen, wobei die verkörperten Ideale viel über die Gesellschaft aussagen, in der sie gefeiert werden. Heute scheint die Nachfrage nach Filmen mit Helden wie Harry Potter, Batman, Lara Croft, Frodo, James Bond und anderen Agenten unersättlich. Neue Superhelden werden erfunden, alte neu inszeniert. Doch auch Schicksale der Weltgeschichte als auch Alltagshelden stehen im Blickpunkt. Derweil feiert die Bezeichnung ?Held? oder ?Heldin? in den Medien unter dem Vorzeichen der Globalisierung, des Terrorismus und des Krieges eine wenig erfreuliche Erneuerung. Gleichzeitig werden von den Fernsehstationen Castings und ? zuweilen bis ins Absurde getriebene ? Live-Sendungen veranstaltet, in denen Menschen aus dem Alltag zu Protagonisten werden, während die Zuschauer ihre Stars selbst wählen können. Überhaupt erlebt der Starkult in den letzten Jahren der mediatisierten Welt eine Hochkonjunktur wie nie zuvor. Persönlichkeiten aus Film, Sport, Musik, Politik aber auch der Kunst werden wie Helden gefiert.
Vom Antiheld und von dem, der noch einer werden kann
Die Ausstellung greift das Thema des Heldenbildes in der zeitgenössischen Kunst auf und untersucht dieses auf seine Aktualität hin. Anhand von fünfzig internationalen künstlerischen Positionen erkundet die Ausstellung verschiedene Aspekte wie: die Heldin, die Kriegs- und Geschichtshelden, die Superhelden, der Antiheld, der Künstler als Held, die Schönheiten der Starszene und die Grössen der Sportwelt. Die Exponate zeigen, die KünstlerInnen und Künstlergruppen reflektieren die Themenbereiche auf unterschiedlichste Art und beziehen sich auf vielfältige Referenzen. Dazu gehören sowohl die ?Heldenfiguren? unserer heutigen Gesellschaft als auch Heldinnen vergangener Zeiten wie bspw. die Pilotinnen im Zweiten Weltkrieg, wie sie von Simone Aaberg Kaern in ihren Gemälden aufgegriffen werden. Die vielfältigen künstlerischen Ansätze werden in spannende Gegenüberstellungen gebracht, während andere Werke auf amüsante und zugleich ernsthafte Art hinterfragen, warum die Helden nie altern. Helden bleiben für immer Helden? Oder müssen auch sie eines Tages kapitulieren wie Marina Abramovi? mit ihrer Videoinstallation «The Hero» verkündet? (dd/mc/th)
Zur Ausstellung erscheint eine zweisprachige Publikation. Darin sind Textbeiträge enthalten, die das Thema sowohl aus philosophischer (Prof. Helmut Linneweber-Lammerskitten) als auch aus historischer (Dr. Peter Haber) und theologischer (Conradin Conzetti) Sicht beleuchten. Hinzu kommen eine kunstgeschichtliche Einführung in die Themengruppen der Ausstellung (Dolores Denaro) sowie Werkbeschreibungen aller Exponate (mit Abbildungen). Abgerundet wird die Publikation mit einem jüngst verfassten neuen ?Heldenepos? des Berner Literaten Jürg Halter (Total 160 Seiten, durchgehend farbig illustriert, dt./fr., Erscheinungsdatum: 30. Oktober 2005, Verlag: edition clandestin). Bestellen: