CentrePasquArt Kunsthaus: Isabelle Krieg – KRIEG MACHT LIEBE

In ihrer Einzelausstellung KRIEG MACHT LIEBE thematisiert Isabelle Krieg – ausgehend von ihrem eigenen Familiennamen – einerseits die Bedeutung dieser drei Einzelworte und ihre Interaktion. Andererseits kann der Ausstellungstitel als Satz gelesen werden. Krieg scheint heute allgegenwärtig, die Medien transportieren ihn täglich schmerzfrei in unsere Haushalte. Angesprochen sind auch und vor allem die Kriege im Kleinen, die in der Wohnung, in der Familie oder am Arbeitsplatz stattfinden. Die Künstlerin baut Kriegslandschaften zwischen Menschen und schlägt den Ausweg über die Liebe vor.


Nachdem sie mehrere Jahre in Berlin lebte und anschliessend am Schweizerischen Institut in Rom war, arbeitet Isabelle Krieg (*1971 in Fribourg) derzeit im Atelier der Stiftung Binz39 in Zürich. Die Künstlerin machte in den letzten Jahren wiederholt mit Arbeiten von sich reden, die sich zwischen privaten und aktuellen politischen Räumen bewegen.


Unfriedlich und unheilvoll


Für ihre Einzelausstellung im CentrePasquArt Biel setzte sich die Künstlerin mit der Bedeutung ihres Familiennamens – Krieg – auseinander, ein Begriff, der täglich in den Schlagzeilen zu lesen ist. Krieg scheint allgegenwärtig und unsere Zeit unfriedlich und unheilvoll, obwohl in Westeuropa kein Krieg herrscht. Allerdings greifen die Tentakel der globalen Kriege in Form von Terrorismus auch bis nach Europa. Und durch die Medien – denen eine enorme Macht zukommt – werden uns die kriegerischen und anderen Ereignisse in der Welt fortlaufend möglichst in Live-Übertragungen vor Augen geführt. Schlagzeilen noch und noch: Krieg im Irak. Krieg der Religionen. Krieg zwischen Arm und Reich, Krieg gegen den Terror, Krieg der Geschlechter. Auch die Gefühllosigkeit gegenüber der Natur kann als Krieg gelesen werden. Und doch: Unseren Alltag berühren diese Kriege kaum. Näher sind indes die Kriege im Kleinen, in der Wohnung, im Alltag, in der Familie und in Beziehungen sowie die mit ihnen implizierten Machtansprüche.

Die poetischen Landschaften des Rosenkriegs


Diese Themen, besonders die zwischenmenschlichen Kriege, setzt die Künstlerin in ihrer Ausstellung in Form von kriegsversehrten und doch poetischen Landschaften um, die sich mit Wohnsituationen vermischen. Es sind Kriegslandschaften zwischen Menschen. Das Grobe und das Chaos dieser Kriege, das Unerbittliche der Machtkämpfe sind ebenso spürbar wie das Zarte, das Starke und das Unverwüstliche der Liebe.

Im gewohnten Umfeld


In den fünf aufeinander folgenden Räumen des alten Gebäudeteils sind wohnungsähnliche Situationen installiert: Ess-, Wohn-, Kinder- und Schlafzimmer sowie eine Küche. Über alle scheint der Krieg auf verschiedene Art eingebrochen zu sein. Im Esszimmer hat während einer Party eine Bombe von Emotionen in den Tisch eingeschlagen, so dass eine verlassene Tischruine übrig bleibt. Im Wohnzimmer wird eine Reihe Stehlampen exekutiert. Das Kinderzimmer mit buntem Stacheldraht und schwarzen Spielbällen deuten nicht nur den Bezug der brutalen Kinderspiele zur Realität an, sondern zeugen auch von möglichen konfliktgeladenen bis desaströsen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern. Das Ehebett des Schlafzimmers wird mit einem Wall aus Kissen in zwei Lager geteilt, während aus den Kopfkissen leise Geräusche eines Liebespaares zu hören sind. Auf die Fensterscheiben sind mit Tierblut oder Tonschlick Vorhänge gemalt; Malereien, die ambivalente Gefühle auslösen können. In der Küche hingegen hat sich bereits Erde über alles gelegt. Gras wächst über die Verwüstungen, die Wunden heilen und das Leben beginnt von neuem.

Aktualitätsbezug


Diesen privaten Räumen stellt die Künstlerin die Geschehnisse der Welt gegenüber. In der über zwanzig Meter langen Vitrine im Eingangsbereich der Ausstellung legte Isabelle Krieg am Eröffnungstag die aktuelle Tagesausgabe der Neuen Zürcher Zeitung aus und untersuchte, wie und in welchem Zusammenhang die Worte Krieg und Macht sowie Macht und Liebe vorkommen, indem sie sämtliche Stellen markiert hat, an denen die Begriffe verwendet wurden. Das Resultat spricht für sich selbst.

Zwar in der Bildsprache des Krieges und ausschliesslich mit negativen Worten schlägt die Künstlerin im grossen Raum des Neubaus ihren Ausweg dennoch positiven Gehalts vor:






I REFUSE TO BE DEPRESSED OR FRUSTRATED
(ich verweigere, deprimiert oder frustriert zu sein).




Die Buchstaben werden von verbrannten Bäumen gebildet, die verlassen in einer zerstörten sumpfigen Landschaft stehen; eine graue Landschaft, wie man sie aus Geschichtsbüchern des Ersten Weltkrieges zum Schützengrabenkrieg kennt. Beim Gang durch den Raum erkennt der Besucher nach und nach, wie die abgestorbenen Bäume diesen lebens- und liebesbejahenden Satz bilden. Die Liebe – und die Einstellung Krieg und Macht gegenüber – beginnt bei sich selbst. (cp/mc/th)




Im Laufe der Ausstellung erscheint eine Publikation, in der die Ausstellung KRIEG MACHT LIEBE von Isabelle Krieg dokumentiert ist; mit Texten von Simone Schardt und Dolores Denaro.


Beim Eintritt in die Ausstellungen von Isabelle Kreig und Hervé Graumann erhalten die BesucherInnen einen IKEA-Gutschein im Wert des bezahlten Eintrittspreises (CHF 10.-) zurück. IKEA Lyssach fördert mit dieser Sonderaktion zusätzlich den Zugang zur zeitgenössischen Kunst für ein breites Publikum.

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