CH-Arbeitgeberverband: Bankenregeln nicht für Gesamtwirtschaft

Im Vorfeld gab Arbeitgeberpräsident Stämpfli in der Schweizer Tagespresse Interviews. Dabei setzte er sich neben verbandspoltischen Fragen auch mit der aktuellen Finanzkrise auseinander. In den Zeitungen «Neue Zürcher Zeitung», «Der Bund» und «Berner Zeitung» konstatierte er, dass diese Krise nicht zuletzt durch die falschen Anreizsysteme der Banken mitverursacht wurde. Hinzu sei eine überrissene Sucht nach einer hohen Eigenkapitalrendite gekommen.


Neues Aktienrecht
Dass das neue Aktienrecht dem Aktionariat bei den Bonus-Zahlungen mit dem neuen Aktienrecht Mitbestimmung einräumt, begrüsst der Arbeitgeberpräsident ausdrücklich. Den Bonus-Systemen allgemein erteilt er keine Absage. Es sei nach wie vor gerechtfertigt, dass eine gute Leistung honoriert werde. Eine Beteiligung auch am Misserfolg sei im Gegenzug ebenfalls denkbar.


Einmalprämien statt generelle Lohnerhöhungen
Für den «normalen» Arbeitnehmer sieht Stämpfli bei einem Betriebserfolg eher Einmalprämien statt generelle Lohnerhöhungen. Generelle Aufbesserungen seien aber in gewissen Phasen angebracht, etwa wenn die Teuerung wie in diesem Jahr etwas höher sei als gewöhnlich. Löhne seien aber Sache der einzelnen Unternehmen, sagte er im «Bund».


Nicht die ganze Wirtschaft an die Kandare nehmen
Stämpfli warnte davor, wegen den Auswüchsen im Finanzsystem nun die ganze Wirtschaft an die Kandare nehmen zu wollen. Der Staat solle nur dort Auflagen machen, wo der Krisenherd sei. Da im Bankensektor die Risiken im schlimmsten Falle auf den Staat fielen, müsse der Staat diese Risiken auch begrenzen können.


Diskussion um die Boni keineswegs «populistisch»
Die Diskussion um die Boni sei keineswegs «populistisch», wie dies Novartis-Chef Daniel Vasella postuliert hatte. Es sei durchaus normal, wenn die Bevölkerung ein Gefühl für gerecht und ungerecht entwickle, erklärte Stämpfli gegenüber der «BZ». Jemand mit 20 bis 30 Mio CHF Jahresgehalt müsse sich der Kritik breiter Kreise stellen. Populistisch wäre es erst, wenn aus dieser Kritik heraus Gesetze geschaffen würden. Höchstlöhne möchte Stämpfli nicht festlegen. Die aktuelle Diskussion verleihe der Abzocker-Initiative aber Aufwind. Das Volksbegehren gehe indessen zu weit.


Rückbesinnung auf bewährte Werte
Arbeitgeberpräsident Rudolf Stämpfli sah im Berner Stade de Suisse die Gründe der Finanzkrise in der Verabschiedung der Banken von den realen Werten. Hinzu kämen der totale Vertrauensverlust der Banken untereinander, der Anleger gegenüber den Instituten sowie die verfehlten Anreizsysteme, sagte der Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberbands in seiner Jubiläumsansprache laut Redetext. Die Entschädigungssysteme hätten den «nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen Leistung, Erfolg und Verantwortung aus den Angeln» gehoben. Die Devise müsse «back to the roots» lauten, zurück zu den «echten und bewährten helvetischen Werten». Der Vertrauensverlust sei das grösste Hindernis für eine gute Arbeitgeberpolitik. Komme noch eine allgemeine Verunsicherung hinzu, «dann tritt anstelle der lösungsorientierten Debatte der blanke ideologische Verteilkampf», warnte Stämpfli.


Geschichte des Verbands als Erfolg bezeichnet
In seinem Blick zurück bezeichnete der Präsident die Geschichte des Verbands als Erfolg. 1908 im Vorfeld des 1. Weltkriegs gegründet, habe es Jahrzehnte der Vertrauensbildung zwischen Patrons und Gewerkschaften gebraucht. Die gegenseitigen Interessenkonflikte würden nicht mehr auf der Strasse ausgetragen. Das dürfe nicht gefährdet werden. Der Erfolg der Schweiz basiere auf dem flexiblen Arbeitsmarkt mit der sozialen Abfederung durch die Sozialwerke – der «Flexicurity».Arbeitgeberpräsident Rudolf Stämpfli hat am Freitag im Berner Stade de Suisse mit 350 Gästen das hundertjährige Bestehen des Verbands gefeiert. Er sah die Gründe der Finanzkrise in der Verabschiedung der Banken von den realen Werten. Der Erfolg der Schweiz basiere auf dem flexiblen Arbeitsmarkt mit der sozialen Abfederung durch die Sozialwerke – der «Flexicurity». (awp/mc/gh/22)

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