CH-Bauindex: Umsatzsprünge im Tiefbau sorgen für Volatilität auf hohem Niveau

Im 4. Quartal 2008 setzte die von öffentlichen Ausgaben geprägte Tiefbautätigkeit zu jenem unsteten Höhenflug an, der die Baukonjunktur bis heute prägt und der den im Bauhauptgewerbe historisch dominanten Umsatzanteil des Hochbaus damals zum ersten Mal seit 2000 unter die 50%-Marke drückte. Am aktuellen Rand korrigiert das Tiefbauwachstum des 1. Quartals wieder.


Aufschwung des letzten Quartals nicht fortgesetzt
Trotz stabilem Wohnungsbau führt der Wirtschaftsbau, der den Aufschwung des letzten Quartals nicht fortsetzen konnte, zu saisonbereinigten Umsatzrückgängen im Hochbau von 4.5% gegenüber dem 1. Quartal 2010. Die rückläufige Entwicklung beider Sparten reduziert das Niveau des Bauindex um 8.5% im Vergleich zum Vorquartal. Mit der erwarteten Abschwächung im Wohnungsbau dürfte sich die Scherenbewegung zwischen Hoch- und Tiefbau im Jahresverlauf fortsetzen.


Fortgesetzte Abschwächung im Hochbau
Im 2. Quartal 2010 liegt der geschätzte Hochbauumsatz 10.6% unter dem Höchststand im 1. Quartal 2008. Die Abschwächungstendenzen werden immer deutlicher, wenn auch auf sehr hohem Niveau. Unsere Befürchtung, dass die im 1. Quartal offenbarte Vitalität des Wirtschaftsbaus nicht nachhaltig sei, bewahrheitet sich mit dem für das 2. Quartal geschätzten Umsatzrückgang um 6%. Die Wohnbautätigkeit tendiert seitwärts. Die abnehmende Wohnraumplanung signalisiert eine Abkühlung der Wohnraumproduktion. Die Summe von 40’500 geplanten Wohneinheiten, die von Mai 2009 bis April 2010 bewilligt wurden, unterschreitet die Summe in der Vorjahresperiode um 15%. Dennoch: Die Planungsphase von Mehrfamilienhäusern ist lang, die Nachfrage ebbt nur langsam ab, und die Anzahl im Bau befindlicher Wohnungen ist hoch. Mit einem Umsatzeinbruch ist daher auch in der zweiten Jahreshälfte nicht zu rechnen.


Tiefbau mit beträchtlicher Fallhöhe
Die zeitgleiche Durchführung von Grossprojekten, Ausbau- und Unterhaltsarbeiten auf Strasse und Schiene sowie Wasserkraft- und Hochwasserschutzprojekte (A9 Oberwallis, A16 Transjurane, Durchmesserlinie Zürich, SBB Bahnhof-Projekte, Pumpspeicherwerk Nant de Drance, Wasserkraftwerk Linth-Limmern) haben zu einer sprunghaften Umsatzentwicklung im Tiefbau geführt. Auch die NEAT trägt weiterhin das Ihre zum hohen Umsatzvolumen bei. 2008 wurden 1.67 Mrd. CHF aus dem Fonds für Eisenbahngrossprojekte (FinöVFonds) entnommen ? 15% mehr als 2007. Für 2009 und 2010 werden Entnahmen in ähnlicher Grössenordnung veranschlagt. Zuletzt bestritt der Tiefbau mehr als 50% des Umsatzes im Bauhauptgewerbe. Damit hat das Produktionsniveau im Tiefbau trotz der aktuellen Korrektur eine beträchtliche Fallhöhe erreicht.


Korrektur der realen Bautätigkeit
Die Bereinigung des Bauindex mit der seit 1999 erhobenen Bauteuerung neutralisiert Entwicklungen, die auf teuerungsbedingte Umsatzsteigerungen
zurückzuführen sind. Gerade in Phasen einer Hochkonjunktur der Baubranche, wie wir sie seit 2006 erleben, steigen die Baupreise in der Regel markant. In solchen Phasen erhöht sich der Umsatz schneller als die Produktion. Der reale Bauindex verdeutlicht das auch tatsächlich hohe Niveau,auf dem sich die Bautätigkeit gegenwärtig bewegt. Bis 2008 schwankte der Bauindex zwischen 110 und 120 Punkten, um im 1. Quartal 2010 auf 124 Punkte anzusteigen. Die Korrektur der Bautätigkeit im Tiefbau und die Abschwächungstendenzen im Hochbau führen nun zu einer Normalisierung der realen Entwicklung am aktuellen Rand. (cs/mc/gh)

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