«Es ist eine kleine Enttäuschung. Angesichts der guten Wachstumsraten in Europa hatten wir mehr erwartet», sagte Bernard Lambert von der Bank Pictet Cie am Dienstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Vor allem die Bauinvestitionen wurden insgesamt dynamischer eingestuft. Auch Credit-Suisse-Analyst Patrick Muhl und Alexis Körber von der Konjunkturforschungsstelle BAK Basel haben höhere Wachstumsraten erwartet: «Aber die Schweizer Volkswirtschaft bietet dennoch ein stabiles Bild und ist breit abgestützt», so der Tenor.
Starke Binnenkonjunktur
Besonders stark präsentiert sich die Binnenkonjunktur, die höher ausfiel als von den Experten erwartet. Dies ist vor allem dem Importwachstum von 9,9% zu verdanken. «Das starke Importwachstum überrascht doch sehr», finden UBS-Analystin Karin Schefer und Jan-Egbert Sturm, Leiter der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF). Mit einem Plus von 9,5% im vierten Quartal sei das Wachstum deutlich schneller als bei den Exporten mit 3,3%.
Importe: Kaum Auswirkungen auf den privaten Konsum
«Doch offenbar wirken sich die Importe kaum auf den privaten Konsum aus», wundert sich Sturm. «Eine Begründung für dieses Phänomen fehlt uns derzeit. Wir sind noch am Rechnen und auswerten.» Immerhin habe die Abwertung des Schweizer Frankens der Wirtschaft nicht geschadet.
Optimistische Aus- und Ansichten
Die Zukunft sehen die Experten denn auch rosig. Besonders für das erste Halbjahr 2007 geben sie sich optimistisch. Die Binnenkonjunktur sei stabil, die Investitionstätigkeit rege und der Konsum auch weiterhin eine robuste Stütze. Möglicherweise dürfte der Exportbeitrag zum Wachstum künftig etwas geringer ausfallen. Pictet Cie-Chefökonom Lambert befürchtet allerdings Auswirkungen der aktuellen Börsenturbulenzen auf das BIP-Wachstum im zweiten Quartal. Janwillem Acket von Julius Bär teilt diese Einschätzung. Hier widerspricht der KOF-Chef Sturm: «Für den Finanzsektor sind Aktivitäten und Unsicherheiten wichtig, damit was zu tun ist und Geschäfte abgewickelt werden.» Die jetzigen Turbulenzen seien zudem überschaubar und dürften die reale Wirtschaft nicht gefährden. «Da müssten schon stürmischere Zeiten auf uns zukommen.» (awp/mc/gh)