CH-Bundesratswahl: Internationale Presse sieht Ende der Konkordanz

«Jetzt wackelt das politische System der Schweiz», schreibt die «Frankfurter Rundschau» nach der Abwahl von Blocher. Es sei ein «Basta nach Schweizer Art». «Die Parlamentarier werfen Blocher hinaus», titelt die «Libération». Die Zauberformel in der Schweiz stehe vor dem Aus.



«Beispiellose Krise»


International Herald Tribune
Auch für den britischen «International Herald Tribune» hat das Votum das Schweizer System in Frage gestellt. Aus der Sicht des spanischen «El País» führt die Rückweisung des «extremistischen» Führers durch die Bundesversammlung gar «zu einer beispiellosen Krise».


Frankfurter Allgemeine Zeitung
«Blocher oder nicht Blocher?», bringt es die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» auf den Punkt. Laut dem «Corriere della Sera» wurde mit einem «politischen Erdbeben in Bern» der «Milliardär, Antikonformist, Polemiker» Blocher durch eine «Unbekannte» ersetzt.



Ende des Schweizer Modells


Tagesspiegel
Aus der Sicht des Berliner «Tagesspiegel» ist klar: «Wegen seiner beleidigenden Ausfälle in der Vergangenheit haben ihm nun Sozialdemokraten, Grüne, Teile der Christdemokraten und andere entgegen alter parlamentarischer Gepflogenheiten die Gefolgschaft versagt.»


Süddeutsche Zeitung
Auch für die «Süddeutsche Zeitung» war es die SVP, welche den Schweizer Grundkonsens aufgekündigt hatte. «Die Abwahl des Rechtspopulisten Blocher bedeutet das Ende des Schweizer Modells», ist das Blatt überzeugt. «Die Regierung in Bern wird weniger handlungsfähig sein, wenn sie nicht nur auf Volksabstimmungen Rücksicht nehmen muss, sondern ebenfalls auf die Widerstände einer parlamentarischen Opposition», blickt die Süddeutsche voraus.



Gefährlicher «Märtyrer» Blocher


Kurier
Der Wiener «Kurier» warnt, Blochers Gegner sollten sich nicht zu früh freuen: «Ein entfesselter Blocher als Märtyrer auf der Oppositionsbank kann ihnen noch gefährlicher werden als in der Regierung. Und solange die anderen Parteien ihm heikle Themen wie Ausländerkriminalität, Asyl- und Sozialmissbrauch allein überlassen, wird er sie mit Kampagnen und Referenden vor sich her treiben.»


Le Soir
Auch der belgische «Le Soir» geht davon aus, dass in der direkt-demokratischen Schweiz «Blocher alle Möglichkeiten haben wird, seine Talente als Populist zu entfalten».


Die Welt
Es sei zu hoffen, kommentiert «Die Welt», dass «die SVP mit ihrer möglichen neuen Rolle selbstbewusst, staatstragend und nicht nur nörgelnd umgeht».


Der Standard
«Der Standard» erwartet keine allzu grossen Änderungen. Denn «eigentlich hat die Partei auch in der Regierung Oppositionspolitik betrieben», schreibt das österreichische Blatt. (awp/mc/gh)

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