Die Resultate des Ratings überraschen jedoch wenig: Gemäss der von INrate durchgeführten Klassierung bieten Coop und Migros, die beide über einen Gesamtarbeitsvertrag verfügen, deutlich bessere Arbeitsbedingungen als die übrigen Detailhändler, wie die Unia am Freitag in Bern vor den Medien ausführte.
Coop liegt vorne
Coop liegt in Sozialpartnerschaft dank der Zusammenarbeit mit der Unia sowie aufgrund der guten Strategie bei Aus- und Weiterbildung vorne. Migros punktet mit überdurchschnittlichen Pensionskassenbeiträgen in Sozialversicherungen und bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Mutter- und Vaterschaftsversicherung).
Volg und Carrefour im Mittelfeld
Im Mittelfeld platzieren sich Volg und Carrefour: Volg dank guter Ferienregelung und fairen Arbeitsplänen, Carrefour aufgrund der überdurchschnittlichen Mindestlöhne. Klar unter dem Durchschnitt liegt Denner. Unia hofft, dass die Denner-Angestellten nach der erfolgten Übernahme durch Migros auch von deren L-GAV profiteren können.
Aldi klares Schlusslicht
Klares Schlusslicht beim Rating ist der Deutsche Discounter Aldi: «Das schlechte Ergebnis hängt auch mit der mangelnden Transparenz zusammen», sagte Robert Schwarzer, Unia- Verantwortlicher für den Detailhandel. Aldi habe sich schlicht geweigert, Informationen für das Rating zu liefern.
Aldi veröffentliche keine Details
Transparenz im Detailhandel gefragt
Doch gerade im Detailhandel sei Transparenz gefragt, so die Unia. Immer mehr Konsumenten betrachteten gute Arbeitsbedingungen als wichtigen Wert. «Jetzt wird transparent, dass Geiz gegenüber dem Personal nicht ‹geil›, sondern schäbig und asozial ist», betonte Unia-Co-Präsident Andreas Rieger.
Arbeitsbedingungen im Detailhandel deutlich schlechter
Nach wie vor sei das Niveau der Arbeitsbedingungen im Detailhandel deutlich schlechter als in anderen Branchen. «Wir werden auch in Zukunft Löhne einfordern, die diese Bezeichnung verdienen», sagte Schwarzer. Zu den weiteren Prioritäten zählt die Gewerkschaft Verbesserungen bei der Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern, der Planbarkeit von Arbeitseinsätzen und der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Rahmen-GAV angestrebt
«Dazu streben wir einen gesamtschweizerischen Rahmen- Gesamtarbeitsvertrag für den Detailhandel an», fordert Rieger. In diesem sollen gemäss Angaben allgemeinverbindlich erklärte Mindest- Standards festgelegt werden. Dies auch als Antwort auf die Sozialpartnerschafts-Verweigerer und die Billigpreispolitik auf dem Rücken der Angestellten, hiess es.
Schweizer Detailhandel im internationalen Vergleich gut
Im internationalen Vergleich steht der Schweizer Detailhandel allerdings sehr gut da, wie eine Studie von BAK Basel Economics vom letzten Mai zeigt. Mit 41 CHF pro geleistete Arbeitsstunde wird der Durchschnitt Westeuropas (26 CHF pro Stunde) sehr deutlich übertroffen. (awp/mc/ab)