Die US-Standardwerte tendierten letztlich zwar fester, der Dow Jones Industrial gab jedoch im Vergleich zum europäischen Börsenschluss noch einmal deutlich nach. Grundsätzlich herrsche eigentlich gute Stimmung am Markt, sagten Börsianer und verwiesen auf das Angebot von Warren Buffett am Vortag, Kommunalanleihen im Wert von 800 Mrd USD zu versichern.
Im Fokus des hiesigen Geschehens stehen klar ABB, nachdem CEO Fred Kindle überraschend seinen sofortigen Rücktritt bekannt gegeben hat. Ebenfalls überraschend hat der Industriekonzern seine Zahlen einen Tag früher als erwartet bekannt gegeben. Die Zahlen sind solide ausgefallen, dürften aber vom Rücktritt Kindles überschattet werden. Der SMI sinkt bis um 09.40 Uhr um 1,18% oder 89,43 auf 7’457,46 Punkte. Der SLI büsst 1,22% auf 1’141,19 Zähler ein und der breiter gefasste SPI verliert 1,08% auf 6’098,48 Punkte.
Mit Abstand am stärksten verkauft werden ABB (-7,1% auf 25,48 CHF). Im Handel hiess es, der Verlust von Kindle sei der «dunkle Schatten» der über den eigentlich soliden Zahlen liege. Der Abgang des CEO, welcher für einen grossen Teil des Erfolgs von ABB verantwortlich sei, dürfte Unsicherheiten über die Nachfolge sowie über die künftige Strategie auslösen. Auf ABB folgen Syngenta (-2,9% auf 296,50 CHF). Nach dem der Titel am Vortag dank einer Prognoseerhöhung des US-Mitbewerbers Monsanto stärker angezogen hatte, machen ihm heute Gewinnmitnahmen zu schaffen.
Auch die Bankenwerte fallen mit grösseren Abschlägen auf. UBS verbilligen sich um 2,4% auf 39,94 CHF, CS um 1,9% auf 56,40 CHF. Die UBS hat Jerker Johansson von der Investmentbank Morgan Stanley zum neuen Chairman und CEO der Investment-Bank-Sparte sowie zum Mitglied der Geschäftsleitung des Gesamtunternehmens ernannt. Julius Bär (+0,1% auf 77,00 CHF) haben sich nach einer schwachen Eröffnung in die Gewinnzone vorgearbeitet und leisten dort Roche Gesellschaft. Die Privatbank plant ein IPO der Julius Bär Americas. Analysten zeigten sich vom Schritt kaum erstaunt, und schätzen ihn auch als gewinnsteigernd ein, halten den Zeitpunkt jedoch für etwas merkwürdig.
Nobel Biocare (-2,5% auf 235,60 CHF) werden durch eine Kurszielsenkung durch Goldman Sachs belastet. Die Analysten haben im Nachgang an die Veröffentlichung des Geschäftsergebnisses 2007 ihre EPS-Prognosen überarbeitet und das Kursziel auf 280 (290) CHF zurückgenommen. Für die im SPI geführten Papiere der Branchenkollegin Straumann hat Goldman Sachs dagegen das Kursziel auf 280 (275) CHF angehoben. Straumann verbilligen sich um 0,7% zu.
Roche (+0,9% auf 194,70 CHF) schreiben dank positiver Nachrichten ihrer US-Tochter Genentech als einziger Bluechip deutliche Gewinne. Genentech hatte gute Untersuchungsdaten für «Avastin» in Kombination mit einer Chemotherapie bei metastasierendem Brustkrebs bekannt gegeben. Dadurch dürfte die Wahrscheinlichkeit einer FDA-Zulassung für diesen Bereich steigen. Novartis (-0,1% auf 54,75 CHF) verlieren unterdurchschnittlich.
Nestlé (-0,5% auf 472,25 CHF) halten sich ebenfalls über Marktniveau. Der neue CEO von Nestlé Schweiz, Roland Decorvet, gab sich in einem Interview zuversichtlich, dass Nestlé Schweiz dieses Jahr wachsen werde. Zudem will der CEO mit der Marke Cailler wieder zum alten Erfolg zurückkehren. Für die defensiv eingestuften Swisscom (-0,1% auf 409,75 CHF) gibt es ebenfalls nur minime Abschläge. Im SLI notieren Lonza unverändert auf 140,90 CHF. Die Gruppe hat den im letzten Dezember angekündigten Verkauf von 90% der von ihr gehaltenen Anteile an ihrer ehemaligen Tochtergesellschaft Polynt SpA an Polimeri Speciali abgeschlossen.
Im breiten Markt zeigen sich Inficon (+2,8%) unbeeindruckt von einer Kurszielsenkung durch UBS. Auch für Vontobel (-6,4%) hat die Bank das Kursziel zurückgenommen; gleichzeitig raten die Experten nun mit dem Rating «Sell» (Neutral) zum Verkauf der Aktien. Dagegen hat die UBS das Anlagerating für EFG (-0,5%) auf «Neutral» (Sell) erhöht, das Kursziel aber ebenfalls reduziert. Implenia (-0,9%) können Aussagen des CEO Anton Affentranger, wonach sich der Baukonzern auf Kurs befinde, kaum positiv umsetzen. Unique (+5,5%) profitieren von guten Januarzahlen. Der Flughafen Zürich hat im Januar 2008 insgesamt 1’544’640 Passagiere abgefertigt, was einem Plus von 8,4% gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode entspricht. (awp/mc/ps)