Die Situation bleibe allerdings fragil und könnte jederzeit umschlagen, sagten Börsianer. Der Blick richte sich weiter in die USA. Nachdem der US-Senat dem Rettungspaket zugestimmt hat, hängt nun alles von der Abgeordnetenkammer ab. Sollte das US-Repräsentantenhaus das US-Hilfspaket für die Finanzbranche morgen Freitag erneut ablehnen, könnte es wieder schnell nach unten gehen, vermutet ein Händler.
Angesichts der Verschärfung der Finanzmarktkrise würden in Europa auch die Forderungen nach einer Zinssenkung lauter, hiess es mit Blick auf die heutige EZB-Sitzung. Auf eine geldpolitische Lockerung durch die EZB zu wetten, sei allerdings nicht ratsam, hiess es. Bis um 09.40 Uhr steigt der SMI um 0,73% oder 49,37 Stellen auf 6’777,00 Punkte. Der SLI legt um 0,96% auf 990,99 Zähler zu und der marktbreite SPI gewinnt 0,84% auf 5’655,42 Stellen.
Angeführt und getragen wird der Schweizer Aktienmarkt von den Aktien der Grossbank UBS (+7,7% auf 21,22 CHF). Das Institut stellte für das dritte Quartal 2008 einen kleinen Gewinn in Aussicht und hat laut eigenen Aussagen ihre Risikopositionen weiter «substanziell» abgebaut. Die Aussage beruhige die Nerven vieler Anleger bezüglich der Kapitalausstattung der Bank, so Analysten. Experten betonen aber, dass die UBS vermutlich von einer Höherbewertung von Credit Default Swaps (CDS) im Volumen von 2 Mrd CHF profitiert habe. Die Kernkapitalquote (Tier 1) werde dadurch aber nicht verbessert.
Im Schlepptau der UBS verbessern sich die Aktien der Credit Suisse um 2,9% auf 53,15 CHF und auch Julius Bär (+2,0% auf 52 CHF) kann endlich die jüngste Schwächephase zumindest vorübergehend abschütteln. Ähnlich gut bestellt sieht es um die Versicherer Swiss Re (+1,0% auf 61,85 CHF) und Swiss Life (+0,8% auf 163 CHF) aus; ZFS rücken um 1,1% auf 302,25 CHF vor. Einer guten Nachfrage erfreuen sich auch zyklische Titel wie Holcim (+1,2% auf 80,70 CHF), Adecco (+1,0% auf 48,08 CHF) und Geberit (+1,0% auf 137,70 CHF). In Synthes (-0,2% auf 154,10 CHF) werden hingegen die jüngsten Gewinne realisiert.
Ganz am Ende des SMI reihen sich Syngenta mit einem Minus von 3,8% auf 219 CHF ein. Die Titel werden Händlern zufolge von schwachen Vorgaben des Düngemittel-Produzenten Mosaic belastet. Darunter leidet der ganze Sektor. Mit Vorbehalten werden auch die defensiven Titel betrachtet, die aufgrund der am Berichtstag höheren Risikoneigung wenig berücksichtigt werden. Allen voran Nestlé verlieren 0,8% auf 48,04 CHF. Der Nahrungsmittelkonzern darf die in China hergestellten Produkte Neslac und KLIM vorläufig nicht mehr in Taiwan verkaufen.
Die Pharmawerte Roche (+0,7% auf 179,60 CHF) und Novartis (+0,1% auf 59,40 CHF) tendieren zwar schwächer als der Gesamtmarkt, dürften aber nach Einschätzung von Händlern über die nächsten Wochen weiter von ihrem defensiven Charakter profitieren. Actelion geben 0,7% auf 58 CHF nach. Im breiten Markt verzeichnen die Aktien von sia Abrasives deutliche Aufschläge. Für die Aktien des Schleifmittelherstellers offeriert die deutsche Bosch 435 CHF pro Aktie in bar. Entsprechend haussieren die Valoren bei hohen Volumen um 11,9% auf 432 CHF.
Am anderen Ende büssen Tec Sem (-16,2%) für eine am Vorabend abgegebene Gewinnwarnung. Die Industriegruppe sieht sich nicht mehr imstande, den Betriebsverlust wie versprochen auf 5,2 bis 5,8 Mio CHF einzugrenzen. Neu geht das Ostschweizer Unternehmen von einem Fehlbetrag in Höhe von 7,5 bis 8,5 Mio CHF aus. In Bucher Industries (+0,4%) hält die Erholung nach den Depotbereinigungen zum Quartalsende und einem positiven Artikel in der «Finanz & Wirtschaft» weiter an. (awp/mc/ps/14)