CH-Eröffnung: Deutlich tiefer – Finanztitel schwach

«Weltweit reagieren die Börsen negativ auf das deutsche Leerverkaufsverbot», so ein Marktteilnehmer. Das politische Signal der international nicht abgestimmten Regulierung sei sei verheerend, weil es zeige, dass es keine Koordination in der Euro-Zone gebe, hiess es. Gelitten hatte zuerst vor allem wieder der Euro, der zum US-Dollar am späten Dienstagabend auf eine neues Vierjahrestief gefallen war. Dies habe sich wie zuletzt immer auf die Aktienkurse ausgewirkt. Der Mechanismus sei derzeit immer derselbe, so Händler: Steigt der Euro, legen die Aktien zu und umgekehrt.


Das Blue-Chips-Barometer SMI hat sich nach einem Tiefpunkt bei 6’404 Punkten kurz nach Handelsbeginn etwas erholt und notiert um 09.30 Uhr noch 0,47% tiefer bei 6’440,40 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsst derweil 0,63% auf 986,44 Punkte ein, der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,54% auf 5’683,62.


Die Regulierungsmassnahme der deutschen Finanzaufsicht rückt vor allem die Finanztitel wieder in den Fokus. Nachdem diese am Vortag im Zuge der zaghaften Erholung zu den grössten Gewinnern gehört haben, führen sie nun wieder die Verliererliste an: Zum Berichtszeitpunkt sinken CS und UBS je 1,9%, Swiss Life 1,7% und Swiss Re 1,6%; etwas besser halten sich ZFS mit lediglich -0,8%.


Wie ein Damoklesschwert hängt auch weiter die bevorstehende parlamentarische Diskussion zum UBS-Staatsvertrag über den Titeln der Grossbanken und verschlechtert entsprechend das Sentiment für die hiesigen Finanztitel. Staatssekretär Michael Ambühl hat nach seinem zweitägigen Besuch in Washington und nach Gesprächen mit Vertretern des amerikanischen Justizdepartements und der Steuerbehörde IRS gesagt, dass der Schweiz politische, wirtschaftliche und rechtliche Probleme drohten, falls die eidgenössischen Räte den Vertrag der Schweiz mit den USA zur UBS-Amtshilfe nicht genehmigen sollten.


Eigentliche Unternehmensnews von den Blue Chips gibt es nur wenige, wobei die wichtigste von Roche stammt. Der Basler Pharmakonzern und sein Entwicklungspartner Biogen stellen die Entwicklung von Ocrelizumab bei Rheumatoider Arthritis (RA) ein. Eine genaue Analyse der Resultate bezüglich Wirksamkeit und Sicherheit habe ergeben, dass das Risikoprofil ungünstig sei, hiess es. Der Titel hält sich wegen der schlechten Stimmung, die defensive Titel bevorzugt, und weil der Entscheid kaum überraschend war, aber gut: Roche GS legen gar 0,1% zu. Ähnlich performen die anderen Index-Schwergewichte Novartis (-0,1%) und Nestlé (unv.).


Grösster Gewinner unter den Blue Chips sind Acetlion (+0,4%). Der CEO des Pharmaunternehmens, Jean-Paul Clozel, bleibt trotz des kürzlichen Rückschlags der Phase-III-Studie für die zusätzliche Anwendung von Tracleer gegen Lungenfibrose zuversichtlich. Der Rückschlag wirke sich «überhaupt nicht» auf die Zahlen des laufenden Jahres aus, Actelion wachse wie geplant weiter, sagte er der «HandelsZeitung».


Zu den grössten Verlierern gehören neben den Finanztiteln noch Kühne+Nagel (-1,7%) und Adecco (-1,4% bzw. 0,85 CHF), wobei letztere ex-Dividende (0,75 CHF) gehandelt werden.


Im breiten Markt sind Phoenix Mecano trotz Übernahme der deutsche Firma Lohse noch ungehandelt. Lohse erzielte als Hersteller von Ringbandkernen, Schnittbandkernen und Luftspaltkernen unter anderem für Transformatoren und Drosseln für Solarwechselrichter 2009 einen Umsatz von 11 Mio EUR. Die Übernahme sei zu begrüssen, heisst es bei der ZKB dazu.


Unter den grössten Verlierern sind u.a. Gategroup (-5,6%) oder Forbo (-5,3%) zu finden, klar zulegen können dagegen Addex (+5,9%) oder Mikron (+2,6%). (awp/mc/ps/11)

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