Belastet von schwachen Unternehmensausblicken hätten die Indizes an der Wall Street am Dienstag die Hälfte ihrer Aufschläge vom Beginn der Woche wieder abgegeben, hiess es. Auch in Asien setzte sich die Talfahrt fort, der Nikkei schloss knapp 6,8% tiefer. Weiter abgestraft werden hierzulande OC Oerlikon nach einer Gewinnwarnung für 2008.
Die bisher vorgelegten Quartalszahlen und Prognosen grosser Industrieunternehmen stimmten die Anleger in den USA vorsichtig, hiess es am US-Markt. Die Befürchtungen, dass die Rezession lang und tief werde, würden immer grösser. Einzelne positive Überraschungen zwischendurch könnten da die Stimmung nicht nachhaltig heben. Dies zeige sich auch an den gehandelten Volumen, die zuletzt wieder deutlich zurückgekommen seien. Zudem sei auch die Volatilität weiter sehr hoch, was auf die anhaltende Nervosität bei den Anlegern hinweise.
Das Blue Chips Barometer SMI verliert bis 09.30 Uhr 107,20 Punkte bzw. 1,73% auf den Stand von 6’078,28 Zählern (bisheriges Tief bei 6’034). Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI büsst derweil 1,72% auf 859,93 ein, der breite Markt (SPI) 1,68% auf 5’016,68.
Grösster Verlierer unter den wichtigsten Titeln sind OC Oerlikon mit einem Minus von derzeit 13,1% auf noch 100,80 CHF. Der Konzern hat vorbörslich die Zahlen für das dritte Quartal geliefert und dabei die Erwartungen bei Umsatz und Auftragseingang deutlich verfehlt. Zudem wurde das EBIT-Ziel deutlich gesenkt und ein Verlust für 2008 angekündigt. Die Aktie hat dieses Jahr bereits knapp 80% verloren, seit dem Hoch im Frühjahr 2007 sind es gegen 90%. «Wie weit kann die Aktie noch fallen?» fragen sich viele Investoren inzwischen. Zwar hat CEO Uwe Krüger gegenüber AWP gesagt, im kommenden Jahr werde das Unternehmen wieder in Gewinnzone zurückkehren. Dies wird in Investorenkreisen aber offenbar etwas bezweifelt.
Schwach tendieren aufgrund der wieder stärker in den Vordergrund gerückten Rezessionsängste auch die Aktien von ABB (-6,2% auf 17,15 CHF) sowie erneut Logitech (-4,1% auf 17,50 CHF) trotz der bereits gestern erfolgten deutlichen Abgaben nach einer Gewinnwarnung. Auch Adecco (-2,6%) leiden weiter, nachdem gestern der Konkurrent Manpower sehr schwache Zahlen vermelden musste. Bei Syngenta (-3,8% auf 173,10 CHF) sind die Verluste dagegen auf Gewinnmitnahmen nach den starken Avancen der letzten zwei Handelstage zurückzuführen.
Daneben werden aber auch die Finanztitel wieder verkauft. Neben dem Versicherer ZFS (-3,1% auf 208 CHF) sind es vor allem die Grossbankentitel UBS (-2,9% auf 17,68 CHF) und CS (-2,6% auf 47,26 CHF) die grössere Verluste aufweisen.
Nur zwei der 30 SMI/SLI-Titel schaffen es ins Plus. Es sind dies Actelion (+0,5% auf 57,70 CHF) und Givaudan (+0,1% auf 836 CHF). Erstere profitieren dabei von diversen Kurszielerhöhungen und positiven Kommentaren im Anschluss an die gestern veröffentlichten Quartalsresultate. Bei Givaudan dürften die Gewinne auf den defensiven Charakter der Aktie zurückzuführen sein.
Roche haben sich nach einer Anfangsschwäche erholt und verlieren lediglich noch 0,1% auf 57,70 CHF. Der Titel hatte allerdings aufgrund ausbleibender positiver Überraschungen beim Quartalsresultat gestern 5,6% verloren. Die Aktien des Konkurrenten Novartis büssen derzeit 0,3% auf 58,80 CHF ein, der dritte grosse defensive Wert Nestlé sinkt im Vorfeld der morgen anstehenden Quartalsumsätze 2,2% auf 44,14 CHF. Neben Nestlé werden morgen auch die CS, ABB, Syngenta und Synthes Zahlen liefern, wobei die letzteren zwei nur zum Umsatz.
Im breiten Markt geraten Rieter (-6,5%) erneut unter die Räder, da die US-Bank Goldman Sachs den Titel auf «Verkaufen» von «Neutral» gesenkt und auf die berüchtigte «Conviction Sell List» gesetzt hat. Temenos (+6,5%) dagegen sind als einer der einzigen Titel nach Quartalszahlen stark gesucht. Der Bankensoftware-Hersteller hat aufgrund von Währungsverlusten zwar einen deutlichen Rückgang des Reingewinns vermelden müssen, der Umsatz konnte allerdings klar gesteigert werden. Vontobel spricht bei der Temenos-Aktie von einer «absurd niedrigen Bewertung». (awp/mc/ps/14)