Die US-Investmentbank hat wegen der Kreditkrise einen weiteren Milliardenverlust erlitten und muss hohe Wertberichtigungen vornehmen. Das belaste auch die hiesigen Bankentitel, heisst es am Markt. Händlern zufolge dürften defensive Titel heute wieder stärker ins Interesse der Anleger rücken. Es sei insgesamt mit einem vergleichsweise ruhigen Tag zu rechnen, nicht zuletzt aufgrund der dürftigen Nachrichtenlage. Konjunkturseitig rückt am Vormittag die Handelsbilanz Mai in der Eurozone auf die Agenda, von Unternehmensseite legt die Citigroup kurz nach Mittag Quartalszahlen vor. Ausserdem steht noch der kleine Eurex-Verfall an.
Bis um 9.35 Uhr sinkt der SMI um 0,38% respektive 25,32 Zähler auf 6’713,84 Punkte. Der SLI verliert 0,42% auf 1’005,95 Punkte und der breitere SPI 0,34% auf 5’633,74 Stellen. Bankentitel können an die gestrige Hausse nicht anknüpfen, besonders UBS (-0,9% auf 20,24 CHF). Gestern standen Vertreter der Vermögensverwaltungseinheit der Grossbank vor einem Ausschuss des US-Senats. Die UBS hat sich für Fehlverhalten in den USA entschuldigt und angekündigt, künftig auf Offshore-Banking für US-Bürger zu verzichten. CS gewinnen 0,6% auf 43,78 CHF, Julius Bär 0,8% auf 66,20 CHF.
Adecco verlieren als Schlusslicht 3,2% auf 46,68 CHF. Die Analysten der Deutschen Bank haben die Anlageempfehlung für Adecco auf «Sell» von bisher «Hold» gesenkt und das Kursziel von 42 (62) CHF geändert. Die Rückstufung sei nur schwierig nachzuvollziehen, habe doch unlängst das Management die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt, sagen Analysten. Neben Givaudan (-3,1% auf 868 CHF) tendieren auch Syngenta (-2,6% auf 273 CHF) leichter. Rückläufige Getreidepreise in den USA würden die Valoren des Agrochemiekonzerns belasten, sagen Marktbeobachter.
Nestlé (-2,4% auf 43,22 CHF) müssen deutliche Abgaben hinnehmen. Der französische Kosmetikkonzern L’Oreal, an dem das Index-Schwergewicht eine grössere Beteiligung hält, hat seinen Umsatz im ersten Halbjahr nur um 1,6% gesteigert und deshalb das Ziel für das Gesamtjahr zurückgenommen. Auch der Gewinnrückgang beim US-Getränkeriesen Coca-Cola sorge für schlechte Stimmung, heisst es.
Die ebenfalls defensiven Roche (+1,2% auf 178,90 CHF) und Novartis (+0,6% auf 58,30 CHF) halten sich dagegen besser. Die Deutsche Bank hat das Kursziel für Novartis auf 65 (67) CHF gesenkt und das Rating «Buy» bestätigt. Von den Pharmawerten sind auch Actelion (+0,7% auf 52,10 CHF) gefragt. Wettbewerber Gilead hat gestern moderate Umsatzzuwächse beim Tracleer-Konkurrenz-Produkt Letairis bekannt gegeben. Bei den Assekuranzen sind Bâloise (+1,3% auf 96,40 CHF) gefragt und stehen an der Tabellenspitze im SMI/SLI. Swiss Life (+0,1% auf 266,25 CHF) rangieren noch im Plus, während ZFS (-0,3% auf 263,50 CHF) und vor allem Swiss Re (-1,1% auf 61,15 CHF) verkauft werden. Im breiten Markt steigen Schweizerhall um 3,9% nach Vortagesverlusten sowie einer gestern nachbörslich veröffentlichten Stellungnahme zum Generikaprodukt Clopidogrel.
Temenos hat in kurzer Zeit eine zweite Akquisition vermeldet, die bereits ab 2008 zum Umsatz und EBITDA beitragen soll. Die Bankensoftwarefirma zahlt 40,3 Mio USD in Cash und Aktien. Analysten werten den Zukauf positiv, die Valoren verlieren dennoch 1,3%. ZGKB gewinnen 0,9%. Das Institut hat die Halbjahreszahlen veröffentlicht und einen um 33,4% höheren Reingewinn erwirtschaftet. Georg Fischer (+0,8%) notieren fester nach den gestern vorgelegten Zahlen. Die UBS hat das Kursziel auf 580 (610) CHF gesenkt und die Einstufung «Buy» bestätigt. Die Deutsche Bank hat das Kursziel noch stärker auf 550 CHF von bisher 850 CHF reduziert. Grund dafür seien der enttäuschende EBIT im ersten Halbjahr sowie eine weiterhin erwartete Schwäche des US-Dollars und erhöhte Rohstoffpreise, schreibt die Bank.
In Analystenkreisen heisst es dazu, Autozulieferer hätten es derzeit – weil im zyklischen Bereich tätig – tendenziell schwer. Bei Georg Fischer könne sich neben einer attraktiven Bewertung die geplante Continental-Übernahme durch Schaeffler in Deutschland positiv wirken. Schindler (N: -3,1%; PS: -3,2%) verlieren. Das Unternehmen verkauft das Projekt EbiSquare zur Realisierung eines Einkaufs- und Erlebniscenters in Ebikon an die Investorin La Société Générale Immobilière. (awp/mc/ps/17)