Die europäischen Märkte werden von den schwachen Vorgaben aus den USA belastet, wo die Kurse nach dem Börsenschluss in Europa wegen der negativen Nachrichten zu Lehman Brothers und wegen schwacher Konjunkturdaten nochmals deutlich zurückfielen.
Der SMI habe in der gestrigen Sitzung negative Divergenzen gebildet, hiess es in einem charttechnischen Kommentar einer grösseren Bank. Die Reizschwelle für einen neuen Trend sei derzeit gering, eine Bewegung über 7’300 oder unter 7’100 Punkte würde genügen. In diesem Fall wäre gar eine richtig scharfe und feste Bewegung möglich.
Bis um 09.35 Uhr gibt der SMI 22,04 Punkte oder 0,31% auf 7’167,41 Punkte nach. Der 30 Titel umfassende gekappte Swiss Leader Index (SLI) geht wegen der geringeren Gewichtung der Schwergewichte um 0,49% auf 1’069,81 Punkte zurück und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,30% auf 5’999,97 Punkte.
Richemont (-3,1% auf 62,60 CHF) gehören nach einem gehaltenen Start mittlerweile zu den grössten Verlierern. Das Unternehmen hat mit den Umsatzwachstumsraten nach fünf Monaten zwar den AWP-Konsens übertroffen. Wegen der Finanzkrise, der hohen Inflation und den hohen Rohstoffpreisen sieht sich Richemont aber mit einem schwierigen Marktumfeld konfrontiert. Dies sei allerdings in den aktuellen Kursen von Richemont bereits eingepreist, heisst es dazu bei der Bank Vontobel, welche den Titel als attraktiv bewertet sieht und ihn deshalb zum Kauf empfiehlt.
Swatch verlieren im Sog von Richemont gar 3,4% auf 259 CHF.
Nebst Richemont fällt einmal mehr die Volatilität der Finanzwerte auf, welche am Mittwoch nun wieder nach unten gedrückt werden. UBS (-2,2% auf 23,72 CHF) stehen weit hinten im SMI, aber auch CS (-1,4% auf 52,95 CHF), Swiss Re (-1,0% auf 69,15 CHF), Swiss Life (-0,9% auf 192,20 CHF) oder Julius Bär (-0,7% auf 67 CHF) geben überdurchschnittlich nach.
Belastend für den Sektor ist dabei insbesondere die gescheiterte Rettungsaktion für Lehman Brothers. Die US-Bank hat die vorgezogene Veröffentlichung von Drittquartalszahlen und wichtige strategische Schritte für heute Nachmittag angekündigt. Aber auch die am Vortag in den USA präsentierten Konjunkturdaten liessen die Ängste vor einer schwachen Entwicklung der Konjunktur wieder anschwellen, was die Banken besonders treffen würde.
Logitech (-3,1% auf 26,16 CHF) lassen deutlich Federn. Im generell negativen Markt- und Branchensentiment ist die positiv bewertete Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufprogramms im Umfang von bis zu 250 Mio USD verpufft.
Auch ABB (-1,7% auf 23,98 CHF) stehen wie bereits am Vortag unter Druck. Mit dem Unterschreiten von 25 CHF sei eine wichtige technische Marke durchbrochen worden, so die Einschätzung an der Börse. Dies habe verschiedene Stopp-Loss-Aufträge ausgelöst.
Novartis (+1,3% auf 60,60 CHF) bieten die defensive Absicherung des SMI nach unten. Novartis hat am Morgen positive Ergebnisse einer Phase-II-Studie zu einem Meningitis-B-Impfstoff vorgelegt und am Vorabend Ähnliches zu Galvus. Die Meningitis-Daten würden aber lediglich frühere Daten bestätigen und hätten kaum einen grossen Einfluss auf den Wert der Novartis-Aktie, hiess es dazu am Markt.
Auch Roche (+1,0% auf 187 CHF) stützen den Gesamtmarkt. Eine kritische Studie der Ratingagentur Moody’s gegenüber dem europäischen Pharmasektor bremst die beiden Titel kaum. Immerhin kommen Novartis und Roche im Vergleich zu den übrigen Konkurrenten in Europa etwas besser weg.
Nobel Biocare (+1,0% auf 38,98 CHF) sind nach einer Kurszielerhöhung durch die Citigroup auf 47 CHF der Vierte im Bunde des vorläufigen Siegerpodestes.
Im breiten Markt klettern ADB nach der Ankündigung eines Aktienrückkaufprogramms um 4,8% in die Höhe. Straumann (+1,7%) profitieren wie Nobel Biocare von einer Kurszielerhöhung durch die Citigroup. (awp/mc/pg/12)