Die Federal Reserve hatte am Vorabend ihren Leitzins abermals gesenkt und zudem die Tür für weitere Zinssenkungen offen gelassen. Der Zielsatz für Tagesgeld wurde um 50 Basispunkte auf 1,00% reduziert. Damit ist das Rekordtief der Fed Funds Rate vom Juni 2003 wieder erreicht. Bankökonomen hatten mit einer Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt gerechnet, nachdem sich zuletzt die Anzeichen für eine ausgeprägte Rezession in den USA verdichtet hatten. Am Nachmittag dürften dann weitere US-Konjunkturdaten wie die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Daten zum BIP im dritten Quartal für Impulse sorgen.
Der SMI gewinnt bis um 9.45 Uhr 72,28 Punkte oder 1,23% auf 5’952,85 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI avanciert um 2,11% auf 834,13 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,62% auf 4’909,12 Zähler.
Die Titel der Banken zeigen sich nach der US-Zinssenkung mit Aufschlägen und liegen an der Indexspitze: CS (+5,9% auf 41,60 CHF), UBS (+4,1% auf 18,00 CHF) und Julius Bär (+7,5% auf 43,00 CHF). Die Zinssenkung in den USA stütze direkt die Kreditinstitute, und die USA hätten die erste Tranche des Hilfsfonds freigegeben, heisst es dazu. Am Geldmarkt entspanne sich die Situation bereits seit einigen Tagen etwas. «Sollte der Trend anhalten, steht einer kräftigen Erholung der Branchentitel nichts entgegen», so ein Händler. Positiv auf die Bankwerte wirke sich auch der Quartalsausweis der Deutschen Bank aus. Laut einem Händler übertraf die Quartalsbilanz die Markterwartungen.
Im Sog der Kursgewinne der Bankwerte legen die Versicherungswerte zu. Swiss Re (+2,0% auf 45,40 CHF), Swiss Life (+5,3% auf 109,00 CHF) und Baloise (+4,7% auf 57,50 CHF).
Weit oben auf dem Kurstableau der Standardwerte stehen Geberit (+4,5% auf 124,30 CHF). Das Unternehmen überraschte mit dem Ergebnis für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2008 positiv. Erwartungsgemäss wurden die firmeneigenen Prognosen für das Gesamtjahr trotz einem schwierigen Umfeld bestätigt. Daneben können weitere Industriewerte wie etwa ABB (+4,7% auf 14,52 CHF) aus der ersten Reihe oder Bucher (+6,8%), Meyer Burger (+15,4%) und Georg Fischer (+6,6%) aus der zweiten Reihe kräftig zulegen. Die meisten Titel verbuchten jedoch zuletzt auch deutliche Kursabschläge.
Unterdurchschnittliche Gewinne und teilweise Verluste verbuchen unterdessen die Transportwerte Kühne+ Nagel (+0,3% auf 69,20 CHF) und Panalpina (-1,0% auf 54,00 CHF). Panalpina spürt die konjunkturelle Abkühlung, wie der jüngste Quartalsbericht dokumentiert. Die neuerliche Prognosesenkung des Logistikkonzerns sei eine Enttäuschung, hiess es zu den Zahlen im Handel. Hinzu kommt eine Analyse von Goldman Sachs, die neben Panalpina auch Kühne + Nagel belastet. Die Analysten haben aufgrund der sich verschlechternden ökonomischen Perspektiven ihre Schätzungen für den europäischen Transport- und Logistiksektor erneut revidiert und für die beiden Schweizer Werte das Kursziel reduziert.
Nobel Biocare verteuern sich um 1,5% auf 19,60 CHF und zeigen sich von den jüngsten Zahlen der Konkurrenz unbeeindruckt. Der Wettbewerber Straumann (-15,6% auf 193,50 CHF CHF) bricht ein, nachdem das Unternehmen Quartalszahlen präsentiert hat, die schlechter als erwartet ausgefallen sind. Die Zahlen hätten gezeigt, dass sich das Geschäft des Dentalimplantateherstellers den negativen wirtschaftlichen Trends in Europa nicht entziehen könne, so ein Analyst.
Adecco (+2,7% auf 40,12 CHF) legen ungeachtet einer Herabstufung auf «Hold» («Buy») durch die Bank Vontobel kräftig zu. Das Börsenschwergewicht Nestle (-0,8% auf 44,70 CHF) und die Pharmatitel Roche (-1,1% auf 166,60 CHF) und Novartis (-0,8% auf 56,15 CHF) tendieren als defensive Werte im heutigen Umfeld nicht überraschend am Indexende.
In der zweiten Reihe legen Acino (+4,8%) zu, nachdem das Unternehmen einen überzeugenden Abschluss für die ersten neun Monate 2008 hingelegt und damit die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen hat. Schindler (+3,5%) zeigen sich unterdessen von einer Kurszielsenkung auf 87 (90) CHF durch die UBS unbeeindruckt. Die Bank spricht von mittelfristigen ökonomischen Unsicherheiten. (awp/mc/ps/14)