CH-Eröffnung: Gewinnmitnahmen nach starker Rally zuletzt
Nun müsse der Markt sein Niveau zwischen dem erhofften Ende der Bankenkrise und dem Beginn der Rezession finden. Daher rückten wieder vermehrt die realwirtschaftlichen Daten in den Blickpunkt der Anleger. Die neuesten volkswirtschaftlichen Indikationen aus den USA werden am Nachmittag mit den Erzeugerpreisen, dem Empire State Manufacturing Index und dem Einzelhandelsumsatz erwartet. Aus unternehmensseitiger Sicht stehen um 13 Uhr die Quartalszahlen J.P. Morgan Chase im Fokus. Die US-Grossbank hat Branchenkennern zufolge wegen der Finanzkrise rote Zahlen geschrieben.
Bis um 9.40 Uhr sinkt der SMI 51,06 Punkte bzw. 0,82% auf 6’209,16 Zähler. Der SLI sinkt um 1,38% auf 900,80 Stellen und der breitere SPI um 0,86% auf 5’152,14 Punkte. Die grössten Gewinnmitnahmen werden naturgemäss in den Titeln realisiert, die zuletzt am stärksten von der Erholungsrally profitiert hatten: Allen die voran die Grossbankenaktien UBS (-4,1% auf 20,52 CHF) und CS (-4,3% auf 48,32 CHF) werden deutlich zurückgenommen. Julius Bär (-1,2% auf 51,20 CHF) scheinen hingegen ihre zuletzt starke Volatilität etwas abgelegt zu haben.
Die Versicherer büssen ebenfalls eher deutlich ein: Swiss Life verlieren 2,5% auf 135,60 CHF, ZFS 3,8% auf 240,90 CHF. Swiss Re (-4,4% auf 48,04 CHF) zeigen sich gegenüber einer Aufstufung durch Dresdner Kleinwort resistent. Für ABB (-3,6% auf 18,51 CHF) hat Goldman Sachs sein Kursziel um mehr als einen Drittel auf 20,50 CHF gesenkt. Weitere Zykliker wie Adecco (-2,1% auf 43,90 CHF) und Holcim (-1,9% auf 75,70 CHF) folgen auf den Rängen. Mit Clariant (-4,1% auf 8,65 CHF) hat die Citigroup ihre Geduld verloren; sie setzt den Titel auf ihre Verkaufsliste.
Die Pharmaaktien bilden das kleine Grüppchen der Gewinner bei den Schweizer Blue Chips. Roche (+1,0% auf 164,50 CHF) profitieren hierbei von den gestern von der Tochter Genentech vorgelegten Quartalszahlen. Der Biotechkonzern hat im dritten Quartal von zweistelligen Wachstumsraten im Geschäft mit seinen wichtigsten Krebs- und Arthritismedikamenten profitiert. Keine Neuigkeiten gab es zur Übernahmeofferte durch Roche. Im nachbörslichen US-Handel legte die Genentech-Aktie um 2,5% zu.
Noch deutlicher im Plus liegen die Papiere von Actelion (+1,9% auf 54,40 CHF) und Novartis (+2,5% auf 56,45 CHF), die am Berichtstag von ihrem defensiven Profil profitieren. Gleiches gilt für Swisscom (+0,5% auf 329 CHF), während Nestlé (-0,5% auf 44,62 CHF) von einer Abstufung durch die ZKB zurückgebunden werden. Die jüngste Kurserholung im Gesamtmarkt könnte laut ZKB noch etwas weiter gehen, wodurch die defensiven Nestlé-Aktien etwas in den Hintergrund rücken werden, so die Begründung.
Am breiten Markt sinken die Aktien des Pharmakonzerns Arpida um 7,8% auf 6,55 CHF. Arpida ist bei Goldman Sachs in Ungnade gefallen: Das US-Brokehaus senkte sein Kursziel auf nunmehr 3 CHF – die Verkaufsempfehlung bleibt bestehen. Die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova starteten am Morgen mit einem Abschlag von 9%, haben aber ihre Schwäche bis zum Berichtszeitpunkt abgeschüttelt (+0,6%). Doch die Titel hinken seit Tagen dem Gesamtmarkt hinterher. Der Titel leide nach wie vor unter dem schwachen Sentiment für den gesamten Hörgerätesektor, hiess es in Marktkreisen.
Der Titel hatte bereits am Vortag trotz des positiven Gesamtmarktes an Terrain eingebüsst und die Kursgewinne vom Montag blieben angesichts des massiven Verlustes in den Tagen zuvor bescheiden. Sonova stellte heute anlässlich eine Branchenkonferenz Produktneuheiten vor, machte jedoch keine finanziellen Aussagen. In den letzten Tagen hatten sich am Schweizer Aktienmarkt Gerüchte gemehrt, wonach Sonova aus Anlass der heutigen Branchenkonferenz die eigenen Prognosen für das Geschäftsjahr 2008/09 senken könnte.
Newron (+4,3%) profitieren von einem neuen Patent für den Produktekandidaten Safinamide in der EU. Damit ist das Präparat bis zum Jahr 2025 geschützt. (awp/mc/ps/16)