Insbesondere Novartis, Swatch, ABB und die Grossbanken belasten das Sentiment. Sützend wirkt sich hingegen die charttechnisch überverkaufte Situation aus. Zudem entlastet auch die Nachfrage nach den Indexschwergewichten Roche und Nestlé. Neue Impulse werden im Markt von den heute anstehenden Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England (BoE) erwartet. Während von der BoE eine Leitzinnsatzsenkung um 25 Basispunkte auf 5,00% erwartet wird, rechnen Marktbeobachter mit keinem Zinsschritt der EZB. In den USA stehen Arbeitsmarktdaten, die Handelsbilanz und der Index der Konsumentenstimmung der University of Michigan zur Veröffentlichung an.
Bis um 09.45 Uhr verliert der SMI um 0,14% auf 7’392,83 Punkte. Der SLI gibt um 0,36% auf 1’135,34 Stellen nach. Der Gesamtmarkt – gemessen am SPI – sinkt um 0,08% auf 6’103,99 Zähler. Aus charttechnischer Sicht würden die Indikatoren nach der Abwärtsbewegung des Vortages «einen kurzfristig deutlich überverkauften Markt» zeigen, schreiben die Charttechniker der Deutschen Bank in einem Kommentar. Unabhängig von einer in solchen Sitationen oft einsetzenden technischen Erholung, sei die Konstellation für den weiteren Ausblick «nicht unbedingt» gut. Es könne deshalb sein, dass sich der SMI zunächst nochmals um 100-200 Punkte erholen werde – unter Umständen bis knapp unter die Marke von 7’600 – bevor er dann «wirklich den Knicks macht», heisst es weiter.
Der ernst zu nehmende Widerstand verlaufe bei 7’510 Punkten. Erhole sich der Markt nicht bis dorthin, werten die Charttechniker dies als ein Indikator für einen Markt, «der einige negative Überraschungen mehr auf Lager hat». Nach unten sei 7’390 wichtig. Diese Unterstützung sei so prägnant, dass sie den SMI zumindest kurzfristig abgedern müsste. Im eigentlichen Sinne strategisch wichtig wird die Unterstützung bei 7’310/20 betrachtet. Die prozentual grössten Einbussen erleiden Novartis (-1,8% auf 48,76 CHF). Das nach der Einschätzung von Verwaltungsratspräsident und CEO Daniel Vasella unverändert schwierige Pharma-Umfeld und die Pharmapipeline würden trotz des Ausbaus des Gesundheitsgeschäfts weiterhin auf die Kurse drücken, so Marktbeobachter.
Demgegenüber hat der Roche-«Bon» (+1,0% auf 184,30 CHF) nach den massiven Vortagesverlusten zu einer Erholung angesetzt. Am Mittwoch hatte Exane BNP die Titel infolge einer Neubewertung der Avastin-Umsätze auf NEUTRAL zurückgestuft. Grund für die Neubewertung war die Konkurrenz durch das Merck-Produkt Erbitux bei metastasierendem Dickdarmkrebs. Die Bank Vontobel sieht hingegen in Erbitux keine Gefahr für Avastin und empfielt den «Bon» nach dem Kurssturz vom Vortag zum Kauf. Auch sei teils mit einem schwachen Quartalsabschluss der Tochtergesellschaft Genentech gerechnet worden, so Marktbeobachter. Die japanische Tochter legt heute Zahlen vor. Zudem hat der Pharmakonzern im laufenden Patentstreit mit Amgen um das Anämie-Medikament Mircera Einspruch gegen eine vorläufige Verfügung eingelegt. Diese soll Roche den Verkauf von Mircera in den USA verbieten.
Durch Abgaben fallen auch Swatch (-1,5% auf 25,50 CHF) und Richemont (-0,6%) auf 57,20 CHF auf. Bereits am Vortag hatten Swatch nach einer Sektor-Studie der Sogénal nachgegeben. Die Bank bewertet die Branche zwar weiterhin mit «neutral», sieht jedoch auf dem aktuellen Kursniveau Abwärtspotenzial. ABB verlieren um 1,2% auf 27,14 CHF. Die beiden Grossbanken UBS und CS geben um weitere 1,1% auf 55,05 CHF bzw. 0,6% auf 34,38 CHF nach. Die Finanzmarktkrise lastet unverändert auf der Branche. Entlastung bieten neben der Nachfrage nach Roche-Titeln auch die Avancen von Nestlé (+1,0% auf 514,50 CHF. Der Nahrungsmittelkonzern hält heute seine Generalversammlung ab.
Im Gesamtmarkt stehen heute die Aktien von Eichhof, Edipresse, Orell Füssli und Valora im Mittelpunkt des Interesses. Eichhof legen nach dem vom Verwaltungsrat unterstützten Übernahmeangebot des Heineken-Konzerns für den Getränkebereich um 20,1% zu. Künftig soll noch das Farbmetrik-Geschäft von Datacolor kotiert sein, nachdem auch der Immobilienbereich veräussert werden soll. Edipresse, Esmertec und Orell Füssli haben die 2007er Zahlen vorgelegt. Dabei haben Esmertec und Edipresse zwar beim Gewinn die Erwartungen enttäuscht legen aber infolge der Aussichten zu. Esmertec (+1,1%) rechnet für das laufende Jahr 2008 mit einem Umsatzwachstum im zweitstelligen Bereich und eine Rückkehr zur Profitabilität. Bei Edipresse (+1,8%) gibt man sich trotz eines guten Jahresanfangs zurückhaltend.
Valora (-0,5%) ist mit der angekündigten Veräusserung von drei von fünf Produktionsbetrieben an Argos Soditic bei der Konzentration auf das Kerngeschäft einen Schritt weiter. In Aprida (-4,1%) scheiden sich die Geister. Während die einen Analysten den am weitesten fortgeschrittenen Produktkandidaten Iclaprim als wenig zukunftsträchtig einstufen, bestätigt die Bank Vontobel die «Buy»-Empfehlung und ihr Kursziel von 39 CHF. (awp/mc/ps)