Nach schwachen Zahlen von ZFS und neuen Negativmeldungen aus der und für die Finanzbranche, unter anderem zu UBS, stehen die Finanzwerte praktisch geschlossen am Ende der Blue Chips-Barometer. Als Stütze für den SMI wirken wieder einmal die defensiven Pharmawerte.
Die Pläne von US-Finanzminister Paulson, das Rettungspaket für die Finanzbranche zu ändern und die gesprochenen Mittel auch für Konsumkredite zu verwenden, haben die Verunsicherung für den Finanzsektor wieder vergrössert, ungeachtet der bisher von Paulson beobachteten Verbesserungen. Zusätzlich wird die Stimmung von einer Umsatzwarnung von Intel belastet.
Das Blue Chips Barometer SMI steht um 09.30 Uhr um 0,84 Punkte bzw. 0,01% minim im Plus bei 5’703,7 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) büsst 0,46% auf 785,9 Punkte ein und der breite SPI 0,18% auf 4’692,9 Punkte.
Die deutlichsten Verluste verzeichnen derzeit ZFS (-4,1% auf 207 CHF). Die vorgelegten Zahlen zu den ersten neun Monaten haben die Erwartungen der Analysten mehrheitlich verfehlt. Neben Verlusten auf Wertpapieranlagen drückte auch eine höher als erwartete Combined Ratio im Sachversicherungsgeschäft auf die Ertragsentwicklung. Als Enttäuschung wurde aber vor allem der Stopp des Aktienrückkaufprogramms gewertet.
Analysten bezeichnen indes die vorliegenden Zahlen auf den zweiten Blick als zufriedenstellend. Nicht die Kernaktivitäten des Erstversicherers seien beim Betriebsgewinn für das Verfehlen der Markterwartungen verantwortlich gewesen.
Im Sog von ZFS und im Nachgang der Zahlen vom Vortag fallen auch Swiss Life (-3,3% auf 84,30 CHF) erneut klar zurück, nachdem der Titel bereits am Vortag massiv um über 20% eingebrochen ist. Weitere Institute wie JP Morgan, UBS oder Vontobel haben nach der Gewinnwarnung von Swiss Life die eher kritische Erwartungshaltung für das Unternehmen bestätigt und das Kursziel für den Titel reduziert.
Während Bâloise (-2,1% auf 51,30 CHF) ebenfalls im roten Bereich zu finden sind, haben Swiss Re (+0,2% auf 43,70 CHF) knapp ins Plus gedreht. Mit CS (-3,9% auf 30,74 CHF) steht ein weiterer Finanztitel arg unter Druck, wie bereits am Vortag als Gerüchte um einen möglichen grösseren Verlust im Eigenhandel in Grossbritannien die Runde machten.
Julius Bär (-2,4% auf 39,78 CHF) und UBS (-2,0% auf 15,54 CHF) stehen nur unwesentlich besser da. UBS werden dabei von einer weiteren neuen Untersuchung der US-Justizbehörden zumindest nicht gestützt. Die UBS hat gestern Abend bestätigt, dass die Justizbehörden Anklage gegen Raoul Weil, Chairman und CEO Global Wealth Management & Business Banking, erhoben haben. Hintergrund seien die laufenden Untersuchungen zu den grenzüberschreitenden Dienstleistungen der Bank. Weil habe derweil beschlossen, seine Funktionen zur Zeit abzugeben, bis die Angelegenheit gelöst ist.
Über 2% verlieren als Nicht-Finanzwerte im SMI/SLI einzig OC Oerlikon, Clariant, Petroplus und Kühne+Nagel (-3,1%). Auf der Gewinnerseite stehen Roche (+1,1% auf 168,30 CHF) zuoberst, nachdem Roche zusammen mit Actelion (Aktie -0,4%) ermutigende Studienresultate für einen Wirkstoff in der klinischen Untersuchungsphase vorgelegt hat.
Gestützt wird der Gesamtmarkt aber auch von Novartis (+0,7% auf 57,45 CHF) und Nestlé (+0,6% auf 45,28 CHF). Novartis-Chef Vasella hat in einem am Morgen im «TagesAnzeiger» erschienenen Interview jeglichen negativen Einfluss der Finanzkrise auf sein Unternehmen verneint und ein weiteres Rekordergebnis in Aussicht gestellt. Spekulationen über seinen baldigen Rücktritt hat er dabei einmal mehr von sich gewiesen.
Am breiten Markt brechen Gottex um 10,7% ein. Das Unternehmen hat für den bisherigen Verlauf des vierten Quartals weitere Kapitalabflüsse gemeldet und muss zum Kapitalschutz der Investoren einige Fonds schliessen, zumindest vorübergehend. Auch Day (-6,8%) stehen unter Druck, nachdem das Software-Unternehmen einmal mehr einen Quartalsverlust ausgewiesen hat. Demgegenüber klettern Orascom nach starken Neunmonats-Zahlen um 14,8% in die Höhe. (awp/mc/ps/14)