Neue Impulse kommen am Nachmittag von der US-Handelsbilanz sowie den wöchentlichen Arbeitslosenzahlen. Für Kursbewegung könnten im Tagesverlauf vor allem die avisierten Auktionen von Schuldtiteln aus Europa sorgen. Vor dem Hintergrund der wieder erstarkten Sorge um die Haushaltsdefizite sei dies eines der grossen Themen, auf die der Markt schaue, heisst es im Handel. So wollen die Iren Schuldtitel im Wert von 400 Mio bis 600 Mio EUR unter die Anleger bringen und die Ungarn Schuldtitel im Volumen von 50 Mrd HUF zu verauktionieren. Das könnte angesichts des jüngsten historischen Tiefs des Forint zum Schweizer Franken spannend werden, sagt ein Marktteilnehmer. Viele Ungarn sind in Schweizer Franken verschuldet.
Bis um 09.30 Uhr sinkt der Leitindex SMI um 0,40% auf 6’361,71 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 0,32% auf 965,68 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,38% auf 5’610,28 Zähler.
Transocean (-0,3%) verbilligen sich, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s am Vorabend das langfristige Emittentenausfallrisiko auf «BBB» von zuvor «BBB+» senkte. Zudem reagierte die Gesellschaft auf Angaben des Ölkonzerns BP zur Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. Um ein objektiveres und klareres Bild der Fehler zu gewinnen, die zu dem Unfall führten, benötigen wir die Resultate der Analyse des Blow-Out-Preventers, die Berichte von Halliburton und Transocean sowie die Ergebnisse der Untersuchungen der US-Regierung, wie Vontobel-Analyst Fabian Haecki urteilt.
Swisscom (-1,6%) geben mit am deutlichsten nach. Das Unternehmen einigte sich mit den Konkurrenten Sunrise und Orange auf eine Senkung der Mobilfunkterminierungsgebühren. Die Gebührensenkung reduziert den Swisscom-Umsatz nach Unternehmensangaben auf Jahresbasis um rund 80 Mio CHF. Da auch die Gebühren der anderen Mobilfunkanbieter sinken, ergebe sich praktisch keine Auswirkung auf das Betriebsergebnis (EBITDA), hiess es weiter. Die finanziellen Prognosen von Swisscom für das Geschäftsjahr 2010 blieben daher unverändert. Branchenkenner werten die News als positiv. Swisscom werde bei den Gewinnzahlen und beim Cashflow nicht negativ tangiert, schreibt die ZKB.
Logitech (-1,5%) leiden derweil unter einer Gegenreaktion, nachdem die Aktie am Vortag sehr fest geschlossen hatte. Auf der Verliererseite stehen zudem die Indexschwergewichte Novartis (-0,2%) und Roche (-0,3%) sowie Nestlé (-0,8%) die der Börse wenig Luft nach oben lassen.
Richemont (-0,2%) können dagegen nicht an die Vortagesgewinne anknüpfen. Das Unternehmen hatte für die ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen deutlichen Umsatzanstieg gemeldet und damit die Markterwartungen übertroffen. Branchennachbar Swatch tendieren ebenso 0,2% tiefer.
Auf der Gewinnerseite stehen Lonza (+0,6%). Am Vortag legten die Titel bereits zu, nachdem Lonza mit GlaxoSmithKline ein Produktionsabkommen unterzeichnet hatte. Die Banktitel UBS (+0,1%) und CS (+0,1%) steigen, nachdem sie am Vortag uneinheitlich geschlossen hatten.
Petroplus stehen 0,1% höher. Auch wenn Short Covering kurzfristig dem Aktienkurs Auftrieb geben könnten, sei der mittelfristige Ausblick insgesamt düster, so die Bank Vontobel. Die Konjunktur gewinnt zwar weiter an Fahrt und der Dieselverbrauch (in den Sektoren Maschinenbau und Industrie) steige allmählich, aber es wird noch lange Zeit dauern, bis sich die Margen wesentlich erholen, schreibt Analyst Andreas Escher.
In der zweiten Reihe stürmen Barry Callebaut (+7,3%) nach oben. Das Unternehmen und Kraft Foods schliessen eine globale Liefervereinbarung ab. Der Kakao- und Schokoladenhersteller werde den grössten Teil des weltweiten Bedarfs an Kakaoprodukten und Industrieschokolade von Kraft Foods abdecken. Die Bank Vontobel wertet dies als ein positives Signal für Barry Callebaut, denn das Unternehmen könnte dank der starken Präsenz von Cadbury schneller in einige Märkte in Asien eintreten, zum Beispiel in Indien.
SPS (-0,1%) legte Zahlen vor. Das solide Ergebnis scheint zu bestätigen, dass SPS die vielversprechende Jelmoli-Akquisition gut verkraftet hat, urteilen Branchenkenner.
BVZ sind nach Präsentation von Halbjahreszahlen bislang ungehandelt. Basilea (-0,1%) zieht ihr Produkt Ceftobiprol vom Schweizer Markt zurück. (awp/mc/ss/11)