CH-Eröffnung: Starke Erholung – Banken gesucht
Dies verlautete aus Händlerkreisen. Optimisten schliessen gar nicht aus, dass mittelfristig Investoren auch mit neuen Positionen an den Markt kommen werden und nicht nur alte schliessen. Liquidität sei ausreichend vorhanden, heisst es. Mit nervösen Schwankungen sei jedoch weiterhin zu rechnen, stehen doch im Tagesverlauf wichtige Quartalszahlen auf der Agenda. Erwartet werden die Zahlen des finnischen Mobiltelefonherstellers Nokia, und im späteren Tagesverlauf berichten JP Morgan und Merrill Lynch die Zahlen für das zweite Quartal.
Das Blue Chips Barometer SMI rückt bis um 09.30 Uhr um 134,39 Punkte oder 2,04% auf 6’717,88 Punkte vor. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) steigt um 2,45% auf 1’002,68 und der Swiss Performance Index (SPI) um 2,06% auf 5’632,69 Zähler. Im SMI stehen die Titel des Pharmakonzerns Novartis im Fokus, die nach überzeugenden Quartalszahlen um 1,9% auf 58,55 CHF zulegen. Die Kursforschritte gehen teilweise zu Lasten der Roche-Genussscheine, die 0,8% auf 179 CHF verlieren. Die von Novartis vorgelegten Zahlen werden von Experten als «stark» eingestuft. Sowohl bei Umsatz wie beim Ergebnis habe Novartis überzeugt und den Analystenkonsens zum zweiten aufeinanderfolgenden Quartal übertroffen. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde wie erwartet bestätigt. Positiv werde zudem die Kostenentwicklung gesehen, für 2008 seien bereits 65% der geplanten Einsparungen erreicht worden.
Eine kräftige Erholungsrally zeigen die Bankenaktien UBS (+6,3% auf 20,12 CHF) und CS (+5,7% auf 42,62 CHF), die den US-Banken nachziehen. Das Rally an Wall Street wurde durch die nicht so schlecht wie erwartet ausgefallenen Zahlen von Wells Fargo ausgelöst. Am Ende der Wall-Street-Sitzung hat der US-Bankenindex ein Plus von 17% aufgewiesen. Julius Bär rücken um 4,9% auf 62,95 CHF vor. Händler zweifeln indes an der Nachhaltigkeit der Erholung. Fundamental sei die Lage noch immer unsicher. So steht die angeschlagene Grossbank UBS noch in ganz anderer Sache im Fokus: Sie wird in einem Bericht des US-Senats beschuldigt, die Steuerhinterziehung in den USA unterstützt zu haben. Heute beginnt vor dem Senat die Anhörung von zwei UBS-Mitarbeitern.
Im Versicherungsbereich steigen Swiss Re um 2,1% auf 62,05 CHF und ZFS um 2,0% auf 264 CHF, nachdem diese am Vortag deutlich zurückgestuft worden sind. Die beiden Versicherer hatten ihr Exposure in den US-Hypothekenfinanzierern Freddie Mac und Fannie Mae bekannt gegeben. Zurich profitieren zudem von einer Trading-Empfehlung durch die ZKB. ZFS ist zudem weiter auf Einkaufstour und übernimmt die Aktienmehrheit an zwei brasilianischen Versicherungsgesellschaften für umgerechnet 180 Mio USD.
Der Raffineriebetreiber Petroplus (Aktie: +11% auf 42,84 CHF) setzte letzte Nacht eine «positive Gewinnwarnung» ab und kündigte an, das Zweitquartalsergebnis werde sowohl gegenüber dem Vorjahresquartal als auch im Vergleich zum ersten Quartal 2008 deutlich steigen. Nach dem jüngsten heftigen Kurszerfall seien es wohl vor allem Leerverkäufer, die sich heute eindecken müssen, sagten Marktbeobachter.
ABB (Aktie: +3% auf 28,52 CHF) hat am Morgen dem Amerikaner Joseph Hogan als neuen CEO präsentiert und damit eine der letzten offenen Fragen beantwortet. Hogan ist gegenwärtig CEO von GE Healthcare und somit nicht unbedingt ein Branchenkenner, sagten Händler. Es sei auch abzuwarten, ob mit der Ernennung Hogans nicht auch ein aggressiverer Wachstumskurs eingeschlagen werde. Die Investoren harren nun einer Telefonkonferenz mit dem neuen ABB-Chef. Richemont springen um 4,3% auf 58,20 CHF empor. Der Markt reagiere mit Verzögerung auf die am Vortag gezeigten starken Quartalszahlen und lasse sich dabei auch nicht von Kurszielsenkungen durch Lehman Brothers und Merrill Lynch irritieren, hiess es.
Am breiten Markt ziehen Georg Fischer nach Zahlen um 6,6% an. Dabei habe der Bau- und Automotivezulieferer ein eher durchzogenes Ergebnis abgeliefert, hiess es. Der Halbjahresgewinn des Schaffhauser Konzerns lag unter den durchschnittlichen Analystenerwartungen und am untersten Ende der Schätzungen. Allerdings wurde bereits im Vorfeld bereits viel Negatives im Kurs eingepreist. Zuletzt wurden die Titel fast zu Buchwert gehandelt. Uster Technologies notieren nach Zahlen unverändert bei 27,50 CHF. Das Unternehmen zeigte ein sehr starkes Ergebnis und vor allem überraschend hohe Margen, senkte jedoch seine Prognosen aufgrund der schwierigen Marktbedingungen. (awp/mc/ps/15)