Dieses haben die Euro-Länder zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds und der EZB in einer Marathonsitzung übers Wochenende geschnürt. Zur Rettung der kriselnden Euro-Mitglieder vor dem Staatsbankrott wurde ein Rettungsschirm über rund 750 Mrd EUR gespannt.
Das Massnahmenpaket wurde in der Nacht auf Montag fertig gestellt, mehr oder weniger rechtzeitig bis zur Eröffnung der asiatischen Märkte. Diese reagierten denn auch mit deutlichen Avancen. So legte etwa der australische All Ordinaries Index 2,55% zu, der japanische Nikkei 225 1,6% und der Hang Seng Index (Hong Kong) 2,4% zu. Und auch der Future auf den Dow Jones Industrial Average (DJIA) lag am Morgen gegenüber dem europäischen Handelsschluss vom Freitag rund 2,5% höher. Zudem hat sich auch der Euro von seinen Tiefstständen am Freitag gegenüber US-Dollar oder Schweizer Franken deutlich erholt.
Das Blue Chips Barometer SMI steht um 09.30 Uhr 3,01% höher auf dem Stand von 6’392,24 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) avanciert gar 3,45% auf 981,08 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 3,28% auf 5’651, 49 Zähler.
Marktteilnehmer kommentierten das Paket in ersten Stellungnahmen zurückhaltend. Die ZKB schreibt, das Paket dürfte sein Ziel ? eine Stabilisierung des Euro und der Finanzmärkte ? kurzfristig zwar nicht verfehlen. Die langfristigen Verschuldungsprobleme seien damit aber keineswegs gelöst. Insbesondere ein Aufkauf von Staatspapieren durch die EZB untergrabe nicht nur deren Glaubwürdigkeit, sondern erhöhe auch das langfristige Inflationspotenzial.
Das Hilfspaket in Europa sei beispiellos und dürfte wieder etwas Risikoappetit in die überverkauften Märkte zurückbringen, kommentierte ein Händler. Allerdings sei fraglich, ob die Korrektur der letzten Wochen an den Märkten damit gedreht werden könne.
Besonders stark zeigen sich nach den massiven Verlusten der letzten Woche vor allem die Bank- und Versicherungstitel. So stehen zur Berichtszeit die drei Banken UBS (+9,2%), CS (+7,8%) und Julius Bär (+7,0%) klar an der Spitze der Blue Chips. Allerdings gilt es zu beachten, dass die Verunsicherung über die Stabilität des Euroraums die Titel zuletzt deutlich gedrückt hat. UBS und CS sanken vergangene Woche um 10,5%, Julius Bär gar um 13,5%. Auch die Versicherer Swiss Life (heute +5,0%) und Swiss Re (+4,6%) waren letzte Woche unter den grössten Verlierern.
Neben den Finanztiteln gehen die grössten Gewinne an Clariant (+6,7%), Petroplus (+5,4%) und Adecco (+4,6%). Im hinteren Teil des Feldes bewegen sich – nicht überraschend – die defensiven Index-Schwergewichte Nestlé (+2,0%), Roche (+1,1%) und Novartis (+0,9%). Am Schluss stehen allerdings die ebenfalls defensiven Swisscom (+0,1%) und Synthes (+0,3%). Holcim (+2,9%) legen trotz Dividendenabgang deutlich zu.
Im breiten Markt legen Mindset gut 40% zu. Das Unternehmen, das die Weiterentwicklung eines Elektroautos Richtung Serien-Produktion anstrebt, hat eine Finanzierungs-Vereinbarung über einen Maximalbetrag von 183 Mio CHF unterzeichnet und damit seine Finanzierungsprobleme bzw. das drohende Ende auf einen Schlag drastisch reduzieren können. Grosse Avancen sind ausserdem bei Newron (+10,5%), EFG (+10,4%), Rieter (+8,8%) oder Meyer Burger (+8,3%) zu sehen. (awp/mc/ps/10)