CH-Eröffnung: Talfahrt setzt sich fort – Finanzwerte belasten
Auslöser für den sich verstärkenden Abschwung sind erneut aufkommende Sorgen um den Bankensektor sowie weiter steigende Ölnotierungen. Derzeit gebe es am Markt kaum positive Signale, die das Sentiment stützen könnten, heisst es in Händlerkreisen.
Die Kreditkrise scheint also noch nicht vollends ausgestanden zu sein. Am Markt geht die Sorge um, dass die Banken im zweiten Quartal weitaus mehr abschreiben müssen als bisher angenommen. Druck komme zunehmend auch von den Kreditmärkten, wo sich die Credit-Spreads für Anleihen wieder ausweiten. Investoren weltweit seien nun damit beschäftigt, ihr Risikoprofil zu reduzieren. Dafür spreche auch der sprunghafte Anstieg der Edelmetallpreise.
Kräftige Impulse erhofft man sich von den am Nachmittag anstehenden US-Konjunkturdaten. Auf der Agenda steht neben den Persönlichen Ausgaben und Persönlichen Einkommen für Mai die zweite Veröffentlichung des Index der von der Universität Michigan für Juni ermittelten Verbraucherstimmung. Ob die US-Wirtschaftsdaten den Einbruch an den Börsen richten können, bleibe aber zu bezweifeln, so ein Händler.
Bis um 09.35 Uhr verliert der SMI um 1,29% respektive 89,41 Zähler auf 6’860,32 (Tagestief: 6’836,65) Punkte. Der SLI verliert 1,40% auf 1’042,55 Punkte und der breitere SPI 1,46% auf 5’774,75 Stellen.
Wie erwartet haben die Finanzwerte den Handel am Freitag schwächer eröffnet. So verlieren UBS 3,9% auf 22,08 CHF, CS 2,5% auf 45,72 CHF, ZFS 2,2% auf 256,00 CHF oder Swiss Re 1,8% auf 67,35 CHF. Dabei dürften bei UBS, nebst den Finanzmarktsorgen, auch noch die rechtlichen Probleme in Italien und den USA belasten. Der Jahrestiefststand von 21,51 CHF von Mitte März kommt in greifbare Nähe.
Grosse Verluste sind auch bei OC Oerlikon (-4,5% auf 282,75 CHF) oder Logitech (-3,9% auf 26,90 CHF) zu sehen. Bereits gestern hatte Merrill Lynch das Logitech-Rating mit UNDERPERFORM bestätigt. Die Analysten zeigten sich nach wie vor um die Entwicklung der Konsumnachfrage, insbesondere in den USA, besorgt. Bei OC Oerlikon dürften Übernahmephantasien entweichen, nachdem die Beteiligungsquote der Hauptaktionäre Renova und Victory gestern insgesamt von 72,4% auf 57,8% zurückgefallen ist. Der Verfall von Derivaten sei wohl der Grund dafür, hiess es am Markt.
Gegen den Trend fester notieren Actelion (+0,9% auf 54,55 CHF). Die Aktien profitieren von einer Empfehlung des EU-Ausschuss CHMP. Das Actelion-Medikament Bosentan/Tracleer wurde der EU-Kommission in der Behandlung von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) der WHO-Funktionsklasse II zur Zulassung empfohlen. Hinzu kommt, dass ein Konkurrenzprodukt zum Schlafmittel Almorexant in Tests schlecht abgeschnitten haben soll.
Nebst Actelion stehen nur noch Roche (+0,1% auf 176,00 CHF) im Plus. Der Pharmakonzern hat in den USA für Unternehmen ein Programm zur flexiblen Tamiflu-Vorsorge eingerichtet.
Relativ gut halten sich auch die Schwergewichte Novartis (-0,5% auf 55,25 CHF) und Nestlé (-0,6% auf 463,25 CHF). Nestlé wurden von Société Générale auf SELL nach zuvor BUY zurückgestuft. Die tiefere Einstufung erfolge primär aufgrund des Aktienkurses, hiess es. Das Kursziel wird neu mit 427 (zuvor 570) CHF angegeben.
Nobel Biocare geben um 1,9% auf 33,60 CHF nach. Der Dentalimplantatehersteller hat in Taiwan den bisherigen Vertriebspartner Implant Master übernommen.
Im breiten Markt verlieren IC Cham 1,0%. Der Immobilienbereich Hammer Retex soll vorerst unter dem Dach der Industrieholding weitergeführt werden, hiess es heute Morgen.
Noch deutlicher geben etwa Schmolz + Bickenbach (-5,8%) oder Swiss Prime Site (-5,3%) nach. Dagegen steigen die volatilen 4M Technologies um 12,5%. (awp/mc/gh/17)