Vor allem die Finanztitel würde im Sog der Bear-Stearns-Krise teilweise panikartig verkauft, hiess es. Daneben würden auch der extrem schwache Dollar und die neuen Rekordstände bei Öl und Gold auf dem Geschehen lasten. Die Krise um Bear Stearns habe den Anlegern erneut vor Augen geführt, wie unkalkulierbar hoch derzeit die Risiken bei den Banken seien, hiess es im Handel. Entsprechend hoch sei die Verkaufsneigung der Anleger. Verkauft würden aber nicht nur die Finanzwerte, es herrsche generell Ausverkauf. Auch gute Zahlen und Impulse würden angesichts der Finanzprobleme verpuffen, hiess es. Davon zeugt auch, dass im breiten Markt SPI derzeit lediglich 16 Werte Gewinne schreiben.
Das Blue Chips Barometer SMI sinkt bis um 9.35 Uhr um 193,69 Punkte oder 2,72% auf 6’938,34 Punkte (neues 52-Wochentief bei 6’907,29). Der 30 Titel umfassende und gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 2,82% auf 1’059,49 Punkte, der breite Swiss Performance Index (SPI) 2,57% auf 5’735,94 Punkte. Im tiefroten Bluechipmarkt stehen die Finanzwerte am deutlichsten unter Druck. Die Übernahme der angeschlagenen Investmentbank Bear Stearns durch JP Morgan Chase zu einem Schnäppchenpreis habe der Finanzkrise noch einmal einen neuen Charakter verliehen, meinte ein Händler. UBS verlieren mit -7,6% auf 26,28 CHF am markantesten; CS (-4,9% auf 47,02 CHF) und Julius Bär (-3,9% auf 71,00 CHF) verbilligen sich nur leicht moderater.
Im Sog der Bankenwerte verlieren auch die Assekuranzen deutlich. ZFS geben um 3,2% auf 299,00 CHF nach, Bâloise (-3,0% auf 87,15 CHF), Swiss Life (-2,5% auf 233,20 CHF) und Swiss Re (-2,3% auf 80,30 CHF) halten sich minim besser. Auch SPI-Wert Helvetia können sich trotz über Erwarten gutem Resultat dem Negativsog nicht entziehen und geben um 3,2% nach. Unter den grössten Verlierern finden sich auch ABB (-5,9% auf 24,36 CHF). Im Handel wird auf die Gewinnwarnung von Siemens verwiesen. Nach einer Neubewertung von Grossprojekten sei im laufenden Quartal eine Belastung von rund 900 Mio EUR zu erwarten, teilte der Münchner Konzern mit. Die Gewinnwarnung bei Siemens belaste im allgemein sehr negativen Börsensentiment die Aktien von ABB noch zusätzlich, hiess es in Marktkreisen.
Swatch (-2,2% auf 281,00 CHF) und Richemont (-3,7% auf 55,35 CHF) macht eine Studie der Bank Vontobel zum Europäischen Luxusgütersektor zu schaffen. Die Analysten haben ihre Schätzungen bei den EU-Luxusgütergesellschaften dem aktuellen Währungsumfeld angepasst und dabei negative Effekte vor allem für Swatch prognostiziert. Auch Credit Suisse rechnet bei Swatch mit einem negativen Währungseffekt und senkt das Kursziel für die Valoren entsprechend auf 385 CHF von bisher 410 CHF. Swisscom verbilligen sich um 2,7% auf 342,00 CHF. Die Telekommunikationsanbieterin senkt den Preis bei der Entbündelung eines Teilnehmeranschlusses rückwirkend per 1. Januar 2008 von monatlich 31,00 CHF auf 23,50 CHF.
Die Pharmawerte Roche (-1,5% auf 184,50 CHF) und Novartis (-1,7% auf 46,72 CHF) verlieren unterdurchschnittlich. Damit zeigen sich die Werte unbeeindruckt von einer Kurszielsenkung durch Goldman Sachs. Die Analysten haben das Kursziel für die Genussscheine von Roche auf 230 (240) CHF und für Novartis auf 58 (66) CHF reduziert. Mit den geringsten Verlusten fallen Synthes (-1,0% auf 142,60 CHF); Branchenkollegin Nobel Biocare (-1,5% auf 240,50 CHF) hält sich ebenfalls weit oben in der Tabelle. Von den übrigen SLI-Aktien zeigen Givaudan (-1,2% auf 988,50 CHF) oder Lonza (-1,6% auf 131,50 CHF) die Verluste. Am breiten Markt werden ausser Helvetia auch Belimo (-3,2%) oder Tornos (-3,0%) trotz soliden Resultaten verkauft. (awp/mc/ps)