Eine weitere reputierte, aber mit Problemen kämpfende Investmentbank, Merrill Lynch, wird von der Bank of America übernommen. Nebst dem Finanzsektor steht am Montag das Übernahmeangebot von BASF an Ciba im Fokus.
Die Ereignisse des Wochenendes in den USA würden tiefe Spuren hinterlassen, hiess es in Marktkreisen, es wird auch von «Schockwellen» gesprochen. Kaum beruhigen lassen sich die Investoren momentan von den durch die amerikanische Notenbank und verschiedene Grossbanken angekündigten Massnahmen zur Stabilisierung der Finanzmärkte. Auch die SNB will die Geldmärkte grosszügig mit Liquidität versorgen. Bis um 09.35 Uhr fällt der SMI um 163,3 Punkte oder 2,26% auf 7’052,20 Punkte zurück. Der 30 Unternehmen umfassende gekappte Swiss Leader Index (SLI) verliert 2,52% auf 1’042,39 Punkte und der breite Gesamtmarkt (SPI) 2,19% auf 5’900,64 Punkte.
Zu den grössten Verlierern gehören derzeit UBS (-8,3% auf 21,58 CHF) und CS (-4,9% auf 50 CHF). Nachdem sich im Verlauf des Wochenendes abgezeichnet hatte, dass kein Käufer für Lehman Brothers gefunden werden kann und die Investmentbank Gläubigerschutz unter Chapter 11 beantragt hat, ist die Stimmung für den Bankensektor sehr schlecht. Auch die eher überraschende Ankündigung der Übernahme von Merrill Lynch durch die Bank of America vermag die Finanzakteure kaum zu beruhigen.
UBS werden nebst dem internationalen Vorgängen zudem von einem Pressebericht belastet, wonach im zweiten Semester weiterer Abschreibungsbedarf über bis zu 5 Mrd USD bestehe. Nebst den beiden Grossbanken geben aber auch die Versicherungen allesamt klar ab, am deutlichsten Swiss Re (-6,0% auf 63,55 CHF), etwas moderater Swiss Life (-3,3% auf 182 CHF), Bâloise (-3,3% auf 85 CHF) und ZFS (-3,3% auf 276,25 CHF). Auch hier gibt es Neuigkeiten aus den USA.
Der durch die Kreditkrise schwer getroffene grösste US-Versicherer American International Group (AIG) stehe vor harten Einschnitten und wolle umfangreiche Sparten wie die weltweit führende Flugzeugleasing-Tochter ILFC verkaufen, hiess es in Medienberichten. Die Schwierigkeiten von AIG könnten laut Experten auch Auswirkungen auf die Branche in Europa haben. Die Wettbewerber Münchner Rück und Swiss Re gelten als mögliche Interessenten, sollte sich AIG etwa von Teilen des Rückversicherungsgeschäfts trennen. Zusätzliche Sorgen bereiten den Versicherern die hohen Schäden durch den Wirbelsturm «Ike» im Süden der USA.
Als unter gewissen Blickwinkeln positive Nachricht sticht am Montag das Übernahmeangebot von BASF an die Ciba-Aktionäre über 50 CHF je Titel hervor. Dies lässt den Ciba-Kurs um rund 28% auf 48,60 CHF hochschnellen. Die Offerte bewertet Ciba insgesamt mit 3,8 Mrd EUR. Der Angebotspreis entspricht einer Prämie von 32% auf dem Freitags-Schlusskurs der Ciba-Aktie und einer Prämie von 64,3% auf den volumengewichteten durchschnittlichen Kurs der vergangenen 60 Handelstage.
Der Verwaltungsrat von Ciba hat das Angebot im Detail geprüft, zusätzlich durch eine unabhängige Fairness Opinion beurteilen lassen und empfiehlt es zur Annahme. In ersten Analysteneinstufungen wird die Übernahmeofferte der BASF als positiv für Ciba gewertet. Ciba werde die Strategie und den Betrieb von BASF im Bereich Spezialitätenchemie durch seine Kapazitäten und sein Anwendungs-Know-how in Kunststoffadditiven, Beschichtungseffekten und Wasser- und Papierbehandlung stärken, heisst es dazu bei der Bank Vontobel. Die offerierte 32%-ige Prämie gegenüber dem Freitagsschlusskurs scheine üppig zu sein, werde jedoch die Aktionäre kaum erfreuen, die schon seit Jahren bei Ciba engagiert seien, so die Einschätzung der Bank Wegelin.
Beflügelt vom BASF-Angebot zeigen sich auch Clariant (+3,7% auf 11,03 CHF), nebst Nestlé (+0,1% auf 50,70 CHF) die einzigen Gewinner im SMI/SLI. Im breiten Markt fallen BFW Liegenschaften (-7,9%), Belimo (-5,7%), Aryzta (-5,6%) oder Burckhardt Compression (-5,4%) mit markanten Abgaben auf. (awp/mc/ps/13)