CH Konjunkturprognosen: Wirtschaft legt etwas an Tempo zu
Vor dem Hintergrund eines nachlassenden Tempos des weltwirtschaftlichen Wachstums halte sich die Schweizer Wirtschaft gut, sagte Bernd Schips, der bis Ende diesen Jahres noch Leiter der Konjunkturforschungsstelle KOF ETH ist, am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Auch die hohen Erdölpreise habe die Wirtschaft bislang gut verkraftet.
Bauinvestitionen massiv überschätzt
Mit prognostizierten Wachstumsraten des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,5% im nächsten Jahr wird die Schweiz über dem Wachstum der 25 EU-Länder und im Jahr 2007 mit 1,8% gleichauf mit der EU liegen. Doch die KOF war vor einem halben Jahr noch deutlich optimistischer: Damals prognostizierte sie für 2006 ein Wachstum von 2,1%. Massiv überschätzt habe man damals die Bauinvestitionen, räumte Schips ein.
Ausgabenwachstum wirkt sich bremsend aus
Für das laufende Jahr wird ein Wachstum von 1,7% gesehen (Frühjahr 1,6%) und für das Jahr 2007 eine BIP-Zunahme von 1,8%. Das niedrige Ausgabenwachstum des Staates werde im kommenden Jahr mit einem negativen Wachstumsimpuls sogar bremsend auf die Konjunktur wirken. Im Jahr 2007 wird dieser Impuls dann neutral ausfallen. Es sei angemessen, dass die Defizite während einer Phase konjunktureller Erholung reduziert würden, hiess es dazu.
KOF-Rat an die Politiker
In Anbetracht der nach wie vor relativ hohen Arbeitslosigkeit wäre eine zeitliche Erstreckung des Defizitabbaus und der Verzicht auf das Aufschieben von Investitionsvorhaben aber konjunktur- wie wachstumspolitisch dennoch sinnvoll, rät die KOF den Politikern.
Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt wird sich verschärfen
Denn das Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt wird sich in den nächsten zwei Jahren noch verschärfen. Auf der einen Seite steigt das Angebot an Arbeitskräften aus Gründen der Demografie und der Zuwanderung. Auf der anderen Seite wird die Beschäftigung zwar ebenfalls zunehmen, aber weniger stark als das Angebot.
Die Folge davon ist, dass die Arbeitslosigkeit von 3,8% in diesem Jahr auf 3,9% im nächsten Jahr und 4,1% im Jahr 2007 ansteigen wird. Dies werde auch der anhaltende, zum Teil unfreiwillige Rückzug aus dem Arbeitsmarkt nicht verhindern können.
Exporte – keine Wirtschaftmotoren
Der private Konsum wird mit Zunahmen von 1,3% bzw. 1,5% für 2006 und 2007 das Wirtschaftswachstum nur stützen, aber nicht vorantreiben. Auch die Exporte werden nicht mehr die Motoren der Wirtschaft sein, die sie noch in diesem Jahr waren. Mit 3,4% und 2,8% Zuwächsen werden die Ausfuhren von Dollarschwäche, abnehmender US-Konjunktur und geringerer Wirtschaftsdynamik in Asien abgebremst.
Positiver entwickeln sich Ausrüstungsinvestitionen
Positiver entwickeln sich die Ausrüstungsinvestitionen, auch wenn diese im Vergleich zu früheren konjunkturellen Erholungsphasen eher bescheiden seien. Die in der Vergangenheit noch überschätzten Bauinvestitionen werden sich auf tieferem Niveau stabilisieren. (awp/mc/ab)