Lehman Brothers hat Gläubigerschutz nach US-Insolvenzrecht beantragt, Merrill Lynch wurde an die Bank of America verkauft und der grösste US-Versicherer American International Group (AIG) hat gemäss einem Bericht der «New York Times» einen Überbrückungskredit im Volumen von 40 Mrd USD beantragt. Die zahlreichen Negativ-Meldungen aus dem US-Finanzmarkt belasteten am hiesigen Markt nebst dem allgemeinen Sentiment vor allem die Aktien der UBS, der Swiss Re und der CS überdurchschnittlich. Den Finanzmarktturbulenzen stand zu Wochenbeginn ein Übernahmeangebot von BASF an die Ciba-Aktionäre gegenüber, welches den Ciba-Kurs in die Höhe katapultierte.
Bei Börsenschluss um 17.30 Uhr sank der SMI um 276,39 Punkte oder 3,83% auf 6’939,11 Punkte; das Tagestief lag bei 6’827,52 Punkten. Der 30 Unternehmen umfassende gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 3,64% auf 1’030,43 Punkte und der breite Gesamtmarkt (SPI) 3,42% auf 5’826,92 Punkte.
Kaum überraschend stand der gesamte Finanzsektor am Montag massiv unter Druck, erholte sich aber im Einklang mit dem Gesamtmarkt gegen Börsenschluss. Am stärksten wurden UBS (-14,5 auf 20,10 CHF) zurückgenommen. Nebst dem allgemein sehr negativen Umfeld für Finanzaktien verwiesen Händler auf eine Pressebericht vom Wochenende, wonach im zweiten Semester weitere Abschreiber von bis zu 5 Mrd USD anstehen. CS verloren bei Börsenschloss 5,9% auf 49,50 CHF, Julius Bär 2,0% auf 62,50 CHF.
Auch im breiten Markt wurden verschiedene Finanzwerte deutlich zurückgestuft, so zum Beispiel EFG International (-9,5%), b(-7,3%), Banque Privée Rothschild (-5,7%), Swissquote (-5,6%) oder Vontobel (-4,8%). Bei den Assekuranzen verloren Swiss Re (-8,1% auf 62,15 CHF) und ZFS (-5,5% auf 270,00 CHF) am stärksten. Die Kursverluste von Swiss Re seien ein Mix aus Vielem, erklärte ein Händler die Abgaben. Einerseits habe der Hurrikan Ike in den USA grosse Schäden angerichtet, andererseits hätten die neuen Negativmeldungen aus dem Finanzsektor – insbesondere zu AIG – belastet.
Arg unter Druck standen auch Swatch (-6,0% auf 224,60 CHF) und Richemont (-4,9% auf 57,15 CHF), wo sich die Sorgen um die künftige konjunkturelle Entwicklung besonders manifestieren. Petroplus (-6,4% auf 49,40 CHF) beendeten den Handel ebenfalls mit markanten Abgaben. Auch die defensiven Werte waren von Verkäufen nicht gefeit, verloren aber unterdurchschnittlich. Roche sanken um 2,1% auf 186,80 CHF, Novartis um 2,5% auf 60,20 CHF und Nestlé um 2,4% auf 49,42 CHF.
Auf der Gegenseite haussierten Ciba nach dem Übernahmeangebot von BASF um 28,1% auf 48,68 CHF. Der Angebotspreis von BASF von 6,1 Mrd CHF (3,8 Mrd EUR) entspricht einer Prämie von 32% auf den Freitags-Schlusskurs der Ciba-Aktie. Der Verwaltungsrat von Ciba und sein Exekutivausschuss haben das Angebot von 50 CHF je Aktie als angemessen bewertet. Analysten stuften die Übernahmeofferte der BASF positiv für Ciba ein, das Angebot sei langfristig erfolgversprechend.
Beflügelt von der BASF-Offerte zogen auch Clariant (+1,8% auf 10,83 CHF) gegen den Trend an. Im Handel wurde von Anlagekäufen und teilweise aggressiven Deckungskäufen gesprochen. Nach der Barofferte für Ciba gelte auch Clariant wieder als potenzielles Übernahmeziel. Dahinter zeigten sich einzig Holcim (+3,6% auf 84,30 CHF) fester, ohne dass Nachrichten dazu vorhanden waren.
Am breiten Markt standen Sonova (-4,3%) überdurchschnittlich unter Abgabedruck. Das Bundesamt für Sozialversicherung hat heute erstmals die Lieferung von Hörhilfen international ausgeschrieben. Auch Rieter (-2,9%) wurden zeitweise deutlich verkauft. Händler zufolge hatten die Probleme des US-Automobilsektors für Verunsicherung gesorgt, es würde inzwischen auch für die Zulieferer negative Folgen befürchtet. Mit den grössten Gewinnen schlossen im breiten Markt Ypsomed (+4,2%), Jungfraubahn (+3,8%) oder 4M Technologies (+3,5%). (awp/mc/ps/33)