CH-Schluss: Breite Aufschläge trotz Sorgen um Schweingrippe

Viele Marktakteure hätten die Schweinegrippe zum Vorwand genommen, nach den jüngsten Kursavancen Gewinne mitzunehmen, hiess es am Markt. Die Pandemie-Ängste sorgten für kräftige Avancen in den Roche-Bons. Dagegen traten Unternehmens- und Wirtschaftszahlen – am Berichtstag ohnehin Mangelware – in den Hintergrund.


Bei Börsenschluss um 17.30 Uhr gewann der SMI 62,92 Punkte oder 1,23% auf 5’175,97 Zähler, das Tagestief lag bei 5’048,59. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI stieg um 0,89% auf 773,93 Stellen, der SPI um 1,1% auf 4’405,58 Punkte.


Die Roche-Bons profitieren von den Pandemie-Ängsten und legten um 3,5% auf 144,50 CHF zu. Am Markt werde spekuliert, dass die Regierungen nun grosse Mengen von Grippemitteln wie Tamiflu bestellen werden, auch wenn ihre Wirksamkeit gegen die neue Krankheitsform noch nicht bewiesen sei, erklärte ein Händler die Aufschläge.


Daneben gab es auch andere Neuigkeiten zum Basler Konzern. Roche und sein Kooperationspartner Intermune haben bekannt gegeben, dass R7227 (Proteaseeinhibitor) in Verbindung mit der Standardbehandlung Pegasys/Copegus in die Phase IIb fortschreitet. Dagegen profitierten Novartis (unv. auf 42,46 CHF) nicht von den Pandemie-Ängsten und erlitten zeitweise deutliche Einbussen.


Mit an der Tabellenspitze schlossen im SMI/SLI OC Oerlikon (+5,0% auf 64,80 CHF) oder Givaudan (+3,3% auf 697,50 CHF). Nach Beendigung des Anrechtehandels im Zusammenhang mit der Aktiendividende sei der Druck vom Titel gewichten, sagten Beobachter zu Givaudan.


Auch UBS (+4,1% auf 14,58 CHF) gehörten zu den grössten Kursgewinnern, CS (+1,6% auf 44,16 CHF) verteuerten sich etwas moderater. Bei der UBS gehen die politischen Bemühungen weiter. Bundespräsident Hans-Rudolf Merz hat in den USA dafür geworben, Klagen der US-Behörden gegen die UBS zurückzuziehen. Dafür schlage die Schweiz ein neues Steuerabkommen zwischen beiden Ländern vor, sagte ein Regierungsvertreter am Sonntag. Die Grossbank hat zudem am Montag eine neue Führung für ihre Investmentbank ernannt. Jerker Johansson, bisheriger CEO der Investment Bank, ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten; Nachfolger auf der Position werden zwei Manager.


Von den übrigen Finanzwerten schlossen noch ZFS (+1,4% auf 192,70 CHF) im Plus, Bâloise (+0,1% auf 82,40 CHF) und Julius Bär (-0,1% auf 37,00 CHF) kaum verändert, Swiss Re (-0,4% auf 26,90 CHF) und Swiss Life (-1,6% auf 88,95 CHF) im Minus.


Ebenfalls gesucht waren Geberit (+2,3% auf 122,80 CHF) oder Actelion (+2,0% auf 52,30 CHF). Das Medikament Tracleer von Actelion hat in der EU vom Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) eine positive Beurteilung für den pädiatrischen Gebrauch erhalten. Synthes (+0,1% auf 128,90 CHF) schlossen am Vortag der Ergebnispublikation kaum verändert.


Die rote Laterne hielten bei Börsenschluss Kühne + Nagel (-2,4% auf 82,00 CHF) und Swatch (-2,4% auf 165,90 CHF). Richmont schlossen mit einem Minus von 1,3% auf 20,92 CHF. Hier wirke sich die Schweinegrippe aus, welche die Reiselust zahlungskräftiger Touristen hemmen dürfte, erklärte ein Händler. Die Situation erinnere an das Frühjahr 2003, als sich das Lungenvirus SARS ausbreitete, was in den beiden Aktien zu heftigen Kursrückgängen und bei den Unternehmen zu vorübergehend starken Umsatzrückgängen führte. Die Branche erzielt einen beträchtlichen Umsatzanteil mit Touristen.


Mit deutlichen Verlusten schlossen auch SGS (-2,3% auf 1’279 CHF) oder Clariant (-2,2% auf 5,91 CHF). Im breiten Markt fielen die Titel des Flughafenshop-Betreibers Dufry um 3,1% – Stichwort Schweinegrippe. Auch für den Flughafen Zürich (Aktie: -2,2%) und den Reiseveranstalter Kuoni (Aktie: -2,3%) gelte diese Begründung, hiess es.


AFG sanken um 5,9%. Die Luft werde für den Ostschweizern Konzern dünn, schrieb die Sonntagspresse und stellte nach Abschluss der laufenden Kapitalerhöhung harte Einschnitte in Aussicht. Rieter (+11,4%) stiegen nach dem Kurssprung vom Freitag weiter. In der Wochenendpresse wurden Gerüchte kolportiert, wonach der Österreicher Ronny Pecik versuche, dass Stimmengewicht von Peter Spuhler, welcher eine grosse Aktienposition hält, zu erhöhen. (awp/mc/ps/28)

Schreibe einen Kommentar