Laut Händlern ist die Nervosität unter den Marktteilnehmern in den letzten Tagen wieder deutlich angestiegen, vor allem die Sorgen um die Staatsfinanzen in Europa seien der Grund dafür. Belastend wirkten aber auch Befürchtungen, dass es beim Treffen der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrienationen (G8) dieses Wochenende keine Einigung über eine umfassende Regulierung der Finanzmärkte geben wird. Zudem dürften laut einem Pressebericht die Finanzierungshilfen der Europäischen Zentralbank langsam auslaufen, was für weitere Unruhe sorge.
Das Blue-Chips-Barometer SMI verlor bis zum Schluss 0,72% auf 6`275,35 Punkte. Zusammen mit den ebenfalls deutlichen Verlusten der letzten Tage ergab sich im Wochenvergleich ein Minus von 2,7%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab am Freitag 0,80% auf 959,48 Stellen nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,66% auf 5`529,13 Zähler.
Unter den grössten Verlierern bei den Blue Chips waren am Freitag wegen der Ölkatastrophe in den USA einmal mehr die Titel des Tiefseebohr-Unternehmens Transocean (-2,9%). Am Markt wurde unter anderem auf erneute Forderungen aus den USA mit Blick auf die Dividende verwiesen und den Kursverfall bei BP. Rund zwei Dutzend US-Senatoren verlangten Medienberichten zufolge, dass der Konzern die geplante Ausschüttung wegen der Ölpest im Golf von Mexiko zumindest verschiebt.
Ebenfalls schwach zeigen sich Clariant (-3,1%) und erneut Logitech (-2,0%). Beim Spezialchemieunternehmen wurde auf die Kursgewinne im letzten Monat verwiesen. Die Aktie des Computermäuse-Herstellers hatten bereits am Vortag nach der Rückstufung durch eine US-Bank deutlich an Wert eingebüsst. Kursverluste von über 1% mussten ausserdem – ohne fundamentale News dazu – Nobel Biocare, Adecco, Swiss Re, Swatch Group und Geberit hinnehmen.
Die grosskapitalisierten Werte büssen mehr oder weniger im Rahmen des Gesamtmarktes ein. Bei Roche (-0,5%) hat die britische Gesundheitsbehörde das Medikament MabThera als Therapie für schwere, aktive rheumatoide Arthritis bei Erwachsenen empfohlen. Novartis (-0,4%) hat von der britischen Gesundheitsbehörde keine Empfehlung zur Anwendung von Glivec bei gastrointestinalen Stromatumoren erhalten. Allerdings soll zu einem späteren Zeitpunkt eine neuerliche Prüfung stattfinden. Bei Nestlé (-0,9%) war am Markt von Umschichtungen zugunsten der Konkurrenten Unilever und Danone die Rede.
Einziger Gewinner bei den Blue Chips waren zum Schluss die Titel des Warenprüfkonzerns SGS (+0,5%), nur knapp im Minus schlossen Kühne+Nagel und Swisscom. Relativ stark hielten sich auch Sonova (-0,3% auf 129,70 CHF). Die Credit Suisse erhöhte das Kursziel für die Aktien auf 170 CHF von bisher 155 CHF. Die Grossbank glaubt, dass der Markt das Potenzial des Hörsystems Lyric unterschätzt, zudem könnte Sonova mit dem Produkt seine Führungsposition stärken.
Volatil reagierten die Grossbanken auf Meldungen, wonach in den USA am Freitag ein Durchbruch im Kongress bei den Verhandlungen um eine Finanzreform erzielt wurde und dabei die Regulierung nicht so hart ausfallen dürfte wie befürchtet. CS waren phasenweise klar im Plus, verloren aber am Schluss doch 0,8%, UBS büssten am Ende 0,6% ein.
Im breiten Markt verloren Basilea deutliche 8,4%. Marktbeobachter führten die tieferen Notierungen auf die Verzögerungen im Zeitplan für die Phase-III-Studien mit dem Antipilzmedikament Isovuconazol zurück. Ausserdem informierte das Unternehmen darüber, dass der Europäische Ausschuss für Humanarzneimittel seinen früheren negativen Entscheid über Ceftobiprol bestätigt hat. Von der UBS gab es eine Herabstufung.
Komax gaben um 2,3% nach. Das Unternehmen bündelt die Dünnschicht-Aktivitäten mittelfristig im neuen Werk in York, USA. Damit werden in Rotkreuz in der Schweiz in den nächsten Monaten voraussichtlich rund 45 Stellen abgebaut.
Das Industrieunternehmen Forbo (-0,9%) ist gemäss CEO This Schneider in der Lage, Akquisitionen im dreistelligen Millionenbereich zu tätigen. «Das werden wir aber nur dann tun, wenn wir Mehrwert für unsere Aktionäre schaffen», sagte er in der Finanzpresse. (awp/mc/gh/34)