CH-Schluss: Erneut starke Kursverluste – Defensive stützten

Am Schluss des Tages verlor der SMI 1,85% auf den Stand von 6’091,55 Punkten und lag damit nicht allzu weit vom Tageshoch (6’112) entfernt. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste derweil 2,36% ein auf 927,81 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 2,11% auf 5’367,12 Punkte.


Die Furcht, dass die europäische Schuldenkrise sich weiter ausbreiten und die Konjunktur beeinträchtigen könnte, sei stark gestiegen und habe die Stimmung an den internationalen Finanzmärkten sehr belastet, hiess es in Handelskreisen. Die Rettungsaktion für die Sparkasse CajaSur übers Pfingstwochenende durch die spanischen Regierung hätten Befürchtungen aufkommen lassen, dass die Krise dort weitere Kreise ziehen könnte.


Für zusätzliche Unsicherheit im sehr nervösen Markt hätten ausserdem die politischen Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea gesorgt, hiess es weiter. Die guten Konjunkturdaten in den USA hingegen seien eher wenig beachtet worden. So hat sich in den USA die Verbraucherstimmung im Mai überraschend deutlich aufgehellt, zudem waren die Preise von US-Einfamilienhäusern im März gestiegen.


Ob der Tiefpunkt bald erreicht sein wird, muss sich zeigen. Einige Marktteilnehmer zeigen sich jedenfalls trotz der aktuellen Unsicherheit auf längerfristige Sicht zuversichtlich für Aktien. Nach der jüngsten Korrektur seien diese wieder attraktiv bewertet, was zumindest auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten eine positive Erwartung erlaube, meinte einer.


Spezifische Unternehmensnews gab es am Dienstag fast keine, sie hätten in diesem Umfeld, in dem alle 30 SMI/SLI-Titel klar im Minus schlossen, aber auch kaum eine Rolle gespielt. Am stärksten litten angesichts der verstärkten Konjunkturängste konjunktursensitive Werte wie Petroplus (-6,1%), Clariant (-5,2%), Swatch (-4,4%), Holcim (-3,6%) und Adecco (-3,6%). Richemont (-2,1%, Jahreszahlen am Donnerstag) konnten die anfänglichen Verluste etwas abbauen.


Aber auch die Finanzwerte hatten wegen der verschärften Krise einen sehr schwachen Tag zu verzeichnen. So büssten Julius Bär 4,3% ein, CS 3,6% und UBS 3,4%, wobei die beiden Grossbanken ihre Kursverluste in der zweiten Sitzungshälfte etwas abbauen konnten. Die Versicherungswerte Swiss Life (-3,2%) und Swiss Re (-2,9%) waren ebenfalls unter den schwächsten Werten zu finden.


Nachdem letzte Woche vor allem auch die Indexschwergewichte aus der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie für Abgaben sorgten, wirkten sie am Dienstag stabilisierend. Zwar konnten sich Nestlé (-0,6%) und Novartis (-1,0%) dem allgemeinen Trend nicht entziehen, sie notierten mit den vergleichsweise moderaten Verlusten aber zusammen mit Synthes (-0,7%) an der Spitze des SMI. Etwas mehr unter Druck standen dagegen Roche mit einem Minus von 2,2%.


Im breiten Markt zählten Transocean (-7,8%) zu den grössten Verlierern. Marktbeobachter verwiesen auf die Unsicherheiten über die finanzielle Belastung im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und auf die mögliche Beeinträchtigung der längerfristigen Aussichten des Konzerns. Neu wurde bekannt, dass US-Senatoren eine Untersuchung gegen Transocean anstreben. Zu den grössten Verlierer im breiten Markt gehörten u.a. auch Santhera (-16,2%), Acino (-9,3%), Sulzer (-8,3%), AFG (-7,7%), EFG (-7,3%), Komax (-7,0%) oder Georg Fischer (-6,7%). Ypsomed büssten 3,3% ein nach der Vorlage von Jahreszahlen 2009/10.


OC Oerlikon zogen am Dienstag mit dem Start der Kapitalerhöhung deutlich an. Nach dem Kapitalschnitt lag der neue Referenzpreis für die Aktie bei 5,53 CHF und für das Bezugsrecht 1,81 CHF. Am Dienstagabend wurden OC Oerlikon bei 7,00 CHF gehandelt. Im Zuge des Bezugsrechtehandels seien bisher nur wenig Anrechte verkauft worden. Dies lasse darauf schliessen, dass die grosse Mehrheit der bestehenden Aktionäre bei der Kapitalerhöhung mitziehe, sagten Marktbeobachter. (awp/mc/pg/29)

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