Nach dem Juni-Verfall dürften die Märkte nach Ansicht von Händlern nun endgültig in den Modus «Sommerpause» umschalten – die bevorstehenden Sommerferien und die Fussball-WM lassen grüssen. Die Handelsaktivitäten dürften dabei weiter sinken und die Indizes bis zum Start der Berichtssaison ab Mitte Juli wenig verändert tendieren, hiess es.
Das Blue-Chips-Barometer SMI schloss den Tag 0,44% tiefer bei 6’447,06 Punkten, im Wochenvergleich waren es +0,3%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste derweil am Freitag 0,22% auf 992,05 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,27% auf 5’673,78 Zähler ein.
Der grösste Teil des SMI-Verlustes ging auf die Abgaben beim Genusschein von Roche (-2,5%) zurück. Der Pharmakonzern musste am Morgen Verzögerungen bei einem Phase-III-Programm für Taspoglutid bei Typ-2-Diabetes um «mindestens 12 bis 18 Monate» melden. Beim Medikament handelt es sich Analysten zufolge um einen der wichtigsten Hoffnungsträger der Basler ausserhalb des Krebsportfolios. Das Entwicklungsprogramm sei aber nicht zum Scheitern verurteilt, halten die Experten fest.
Die Aktien des Konkurrenten Novartis (-0,6%) hielten sich zwar etwas besser, büssten aber trotz positiver Nachrichten auch Terrain ein. Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat dem Medikament Tasigna bei der Behandlung von Erwachsenen mit einer bestimmten Art von Leukämie die Marktzulassung erteilt. Experten hatten den positiven Entscheid bereits erwartet, zeigen sich aber dennoch erfreut.
Ebenfalls im Pharmasektor wurden Actelion ohne spezifische Nachrichten um 1,2% zurückgenommen. Der Titel gilt jedoch als möglicher Ausschlusskandidat aus dem SMI bei der anstehenden regulären Indexrevision, was Verkäufe von institutionellen Anlegern zufolge haben dürfte.
Die grössten Verluste bei den Blue-Chips (SMI/SLI) neben Roche gingen an Petroplus (-2,0%), Nobel Biocare (-2,0%) sowie Kühne+Nagel (-1,9%), ohne dass dafür allerdings fundamentale Gründe vorhanden gewesen wären.
Zu den grössten Verlierern gehörten auch Swiss Life (-1,0%). Die Titel des Schweizer Lebensversicherers werden ab kommenden Montag nicht mehr im SMI enthalten sein. Zusätzlich belastet wurden Swiss Life wegen einer Rückstufung durch die Citigroup auf «Hold». Das Geschäftsmodell des Versicherers sei anfällig für die derzeit niedrigen Zinssätze, hiess es bei den Analysten der Bank.
Am Top der SMI-SLI/Tabelle standen UBS (+1,7%), womit die Aktien im Nachgang zur endgültigen Einigung des Parlaments in Sachen US-Staatsvertrag weiter gefragt waren. UBS-Chef Oswald Grübel hat indes in einem Zeitungsinterview vor negativen Folgen einer strengen Regulierung gewarnt. Zudem sagte er, die Situation bei den Vermögensabflüssen der Bank habe sich seit Ende des letzten Jahres verbessert. Weitere Finanztitel wie ZFS (+1,3%) und CS (+0,7%) gehörten ebenfalls zu den grössten Gewinnern im Feld.
Nestlé (-0,9%) vermeldete am Morgen den Abschluss seines riesigen Aktienrückkaufprogramms über 25 Mrd CHF. Bereits in Planung ist – wie seit längerem bekannt – ein erneuter Rückkauf über 10 Mrd CHF. Der weltgrösste Nahrungsmittelhersteller wird ausserdem am Montag und Dienstag nächster Woche einen Investorentag abhalten. Der Titel wird zwar von vielen Analysten weiter empfohlen, allerdings aufgrund der Bewertung nicht mehr so euphorisch wie auch schon.
Im breiten Markt bauten Transocean die anfänglichen Gewinne zum Schluss noch deutlich aus und rückten am Ende 7,5% vor. Die Titel ersetzen ab kommender Woche im Rahmen einer ausserordentlichen Indexrevision Swiss Life im SMI und profitierten laut Händlern entsprechend vor allem von indexgetriebenen Käufen. Stark präsentierten sich auch Uster Tech (+5,7%), Romande Energie (+4,2%) oder Santhera (+4,1%). Schwächer notierten EFG (-6,0%), Mikron (-4,7%) oder OC Oerlikon (-3,2%). (awp/mc/gh/33)