Die gestern nach Bekanntgabe einer konzentierten Notenbankaktion gestartete Aufwärtsbewegung hat sich damit etwas überraschend heute verstärkt fortgesetzt. Unterstützt wurde das Rally durch die US-Börsen, die trotz des massiven gestrigen Anstiegs heute ebenfalls nochmals höher eröffneten.
Die Liquiditätsspritzen der Notenbanken seien am Markt deutlich positiver als gestern noch erwartet aufgenommen worden und würden weiter nachwirken, hiess es in Handelskreisen. Die Stimmung gleiche momentan derjenigen nach einer Zinssenkung, sagte gar ein Händler. Vor allem die Grossbanken profitierten von der erhöhten Liquiditätszufuhr und legten beide rund 6,5% zu.
Ob die heutigen Kursgewinne sich in den nächsten Tagen fortsetzen bzw. ob die konzertierte Aktion der Notenbanken die grosse Wende an den Finanzmärkten bringen wird, bezweifeln aber nach wie vor die meisten Marktbeobachter. Sie sei vielmehr ein Hinweis darauf, dass die Situation von den Zentralbanken als ziemlich dramatisch eingeschätzt wird, meinen die meisten. Dies schliesse jedoch kurzfristige Erholungen wie die derzeitige nicht aus. Der Markt sei zur Zeit dermassen überverkauft, dass sporadische Rebounds nicht realistisch und auch gesund seien, sagte ein Händler.
Das Blue Chips Barometer SMI legte bis zum Handelsschluss 102,03 Punkte bzw. 1,43% auf 7’245,04 Punkte zu (Tageshoch: 7’303; Tagestief 7’205 Punkte). Der 30 Titel umfassende und gekappte Swiss Leader Index gewann 1,68% auf 1’117,61 Punkte, der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,34% auf 5’987,34 Punkte.
Die Grossbanken haben ihre Position an der SMI-Tabellenspitze den ganzen Tag halten können: Die Titel der UBS waren mit einem Plus von 6,54% auf 31,94 CHF am Schluss knapp vorne. Die Bank hat heute auch bestätigt, dass sie die 11 Mrd Franken aus Singapur und von einem weiteren arabischen Investor erhalten hat. «Es ist jetzt dem Kernkapital zurechenbar. Die Kapitalerhöhung trägt zu einer sehr soliden Kapitalisierung von UBS bei», sagte ein Sprecher zu AWP. Knapp dahinter waren CS mit einem Plus von 6,51% auf 53,00 CHF. Auch die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär gehörten mit +4,4% auf 76,30 CHF zu den grössten Gewinnern.
Mit etwas Abstand folgen die Assekuranztitel Swiss Re (+2,2% auf 83,30 CHF), ZFS (+2,2% auf 313,25 CHF), Swiss Life (+2,0% auf 245,40 CHF) und Bâloise (+1,7% auf 92,40 CHF).
Von den SMI-Titeln konnten sich einzig noch die konjunktursensitiven Swatch (+4,6% auf 315 CHF) in der Spitzengruppe der Banken halten, ABB (+2,2% auf 26,58 CHF) und Richemont (+1,9% auf 59,90 CHF) lagen dagegen im Bereich der Versicherer. Gut hielten sich auch noch die SLI-Titel OC Oerlikon (+3,2% auf 334,75 CHF). Die OC-Solarsparte vermeldete heute einen Auftrag aus Griechenland.
Am Schluss der Tabelle standen die defensiven Schwergewichte Nestlé (-0,8% auf 477,50 CHF) und Roche (-0,4% auf 190,70 CHF). Novartis (+0,9% auf 49,28 CHF) profitierten etwas von der Ankündigung des baldigen Starts des Aktienrückkaufprogramms (13.3.) über 10 Mrd USD.
Im SLI hielten Petroplus (-4,2% auf 61,00 CHF) die rote Laterne. Die Raffineriebetreiberin begibt eine Wandelanleihe über 500 Mio USD zur teilweisen Finanzierung des Übernahmepreises für die Raffinerien Petit Couronne und Reichstett. Daneben verloren Ciba 4,7% oder 1,80 CHF auf 36,40 CHF, wobei die Titel heute ex-Dividende von 2,50 CHF gehandelt werden und dementsprechend eigentlich im Plus standen.
Am breiten Markt standen unter anderem Schmolz und Bickenbach (-13,8%) und Galenica (-11,4%) negativ im Fokus. S&B wurde nach einem – zumindest für die Analysten – enttäuschenden Ergebnis abgestraft. Galenica war unter Druck, weil die US-Gesundheitsbehörde FDA dem Unternehmen einen «non approvable letter» für Ferinject erteilt hat. Grössere Verluste gab es u.a. noch für Elma (-8,3%), Escor (-6,6%) oder Affichage (-5,0%), deutliche Gewinne verzeichneten im breiten Markt etwa Spirt Avert (+10,0%), Card Guard (+8,7%) oder Loeb PS (+8,0%). (awp/mc/pg)