Nach der US-Eröffnung am frühen Nachmittag verschärfte sich der Abschwung noch etwas. Die US-Aktienindizes sind belastet von negativ aufgenommenen Daten aus der Unternehmens- und Konjunkturwelt schwächer in den Handel gestartet. Die Rekordjagd des Ölpreises und die Entwicklung der Produzentenpreise im April lösten Inflationsängste aus, sagten Händler. Die Kernrate der Preise war doppelt so stark gestiegen wie von Analysten erwartet. Auch die enttäuschend ausgefallenen Quartalszahlen von Home Depot belasteten die Stimmung.
Die Stimmung in den letzten Tagen sei wohl etwas zu gut bzw. besser als die Lage gewesen, meinten Marktteilnehmer, daher sei der heutige Abschwung nicht verwunderlich. Ob sich die Stimmung aber grundsätzlich wieder zum Negativen gedreht habe oder ob es sich heute nur um vorübergehende Gewinnmitnahmen gehandelt habe, müsse sich in den nächsten Tagen noch zeigen.
Das Blue Chips Barometer SMI verlor bis zum Schluss 152,35 Punkte bzw. 1,96% auf 7’626,58 Punkte und lag damit nur wenig über dem Tagestief von 7614. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 2,03% auf 1’175,41 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,86% auf 6’405,82 Punkte ein.
Grösster Verlierer unter de SMI/SLI-Titeln waren Adecco mit einem Minus von 3,75 CHF bzw. 5,9% auf 60,25 CHF, wobei ein guter Teil des Rückgangs auf den Dividendenabgang (1,50 CHF) zurückzuführen war. Auch die beiden Chemiewerte Clariant (-4,8% auf 11,90 CHF) und Ciba (-4,4% auf 34,50 CHF) standen weit oben unter den schwächsten Werten. Hier sprachen Händler vor allem von Gewinnmitnahmen nach den Avancen der letzten Wochen.
Richemont büsste mit einem Minus von 3,9% auf 66,10 CHF ebenfalls stark ein, nachdem Morgan Stanley aus Bewertungsgründen Rating und Kursziel für den Titel gesenkt hat. Der Luxusgüterkonzern wird am Donnerstag seine detaillierten Jahreszahlen 2007/08 (per 31.3.) präsentieren und dabei vermutlich auch über den aktuellen Geschäftsgang berichten. Der Branchenkonkurrent Swatch hielt sich mit -3,1% auf 293 CHF heute nur unwesentlich besser.
Aber auch andere Titel, die in jüngster Zeit zum Teil horrende Avancen gemacht haben, litten unter Verkäufen. So büssten etwa ABB 3,8% auf 33,70 CHF oder Geberit 3,3% auf 165,80 CHF ein.
Im Finanzsektor verzeichneten Credit Suisse (-2,5% auf 55,70 CHF), UBS (-1,6% auf 31,74 CHF) und Julius Bär (-1,6% auf 81,65 CHF) nach einer Studie von Lehman Brothers Abschläge. Das Institut hat die Gewinnprognosen zahlreicher europäischer Banken nach unten angepasst. Zudem hat die amerikanische Citigroup die Schätzungen für die heimischen Konkurrenten Goldman Sachs, Lehman Brothers Holdings und Morgan Stanley gesenkt.
Unter den grosskapitalisierten Werten büssten Novartis 1,8%, Nestlé 1,6% und Roche 1,1% ein. Letztere litten u.a. unter einer kritischen Studie der Citigroup.
Gewinner gab es unter den 30 grössten Titeln keine, am besten präsentierten sich noch Nobel Biocare (-0,3% auf 41,02 CHF), Baloise (-0,6% auf 115,10 CHF) sowie Petroplus (-1,1% auf 59,50 CHF).
Im breiten Markt brachen die Aktien des Drehmaschinenherstellers Tornos um 14,7% ein. Das Unternehmen musste für das Auftaktquartal 2008 einen starken Gewinneinbruch melden und eine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr aussprechen. Tornos stünden ein paar «stürmische» Quartale bevor, urteilten Analysten. Dufry (+0,4%) schlossen nach Q1-Zahlen leicht fester.
Grössere Verluste im SPI gab es noch für Mach Hitech (-7,4%), Valartis (-7,4%) und Agen (-6,7%), deutliche Gewinne für Loeb PS (+7,7%), Crealogix (+6,2%) und Edipresse (+4,7%). (awp/mc/pg)