CH-Schluss: Grosser Ausverkauf – SMI stoppt kurz vor 6’000er-Marke

Der Leitindex stieg darauf auf das Tageshöchst von 6’371,16 Punkten. Bis Handelsschluss kam der SMI allerdings nochmals deutlich unter Druck und ging nahe den Tiefstständen aus dem Handel. Die SNB senkte mit Blick auf die sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten das Zielband für den Dreimonats-Libor um 25 Basispunkte (BP) auf 2% bis 3%. Neu wird ein Wert von 2,5% nach zuvor 2,75% angestrebt. Da der Libor bei rund 3% liegt, strebt die SNB de facto einen Rückgang von 50 BP an. Mit dieser Massnahme schliesst sie sich den Senkungen der Bank of Canada, der Bank of England, der Europäischen Zentralbank, der Federal Reserve sowie der Schwedischen Reichsbank an.


Bis Börsenschluss sank der SMI um 354,31 Punkte oder 5,51% auf 6’073,45 Zählern. Auf einem solch tiefen Stand hatte der Index zuletzt im Mai 2005 geschlossen. Der 30 Titel umfassende, gekappte SLI gab um 4,97% auf 873,49 Punkte und der breite SPI um 5,29% auf 5’051,12 Punkte nach.


Die Lockerung der Zinsschraube hat an den internationalen Märkten nicht für allzugrossen Optimismus geführt. Schliesslich ist auch die Wall Street nach volatiler Eröffnung wieder klar in die Minuszone gerutscht. Das Vertrauen der Investoren stelle sich auch mit den heutigen Massnahmen nicht so schnell wieder ein, hiess es dazu in Marktkreisen.


Uneinheitliche Tendenzen waren bei den Banken auszumachen. Während Julius Bär (+2,6% auf 44,00 CHF) angezogen haben, bauten UBS (-6,1% auf 18,21 CHF) und CS (-16,1% auf 42,10 CHF) stark ab. Nach den jüngsten Abschlägen seien bei Julius Bär die Baissiers nun wohl unter Zugzwang geraten, hiess es. Marktteilnehmer sprachen von aggressiven Deckungskäufen. Bei den CS-Aktien nützten auch positive Aussagen von CEO Brady Dougan an einer Investorenkonferenz in London am Ende nichts mehr. Die Titel durchbrachen ganz zum Schluss mehrere technische Unterstützungsmarken. Auch Händler sahen keine fundamentalen Gründe für diesen Abschlag.


Äusserst schwach gingen auch einige Versicherungstitel aus dem Handel. So gaben Swiss Re um 11,1% auf 44,28 CHF, Bâloise um 8,4% auf 62,00 CHF oder ZFS um 6,1% auf 260,25 CHF nach. Bei ZFS bestätigte CFO Dieter Wemmer an derselben Investorenkonferenz in London die mittelfristigen Ziele des Unternehmens. Swiss Re-CEO machte in seinem Referat klar, dass er sein Unternehmen im derzeit schwierigen Marktumfeld gut positioniert sieht. Diese Aussagen fanden an den Märkten allerdings kaum Beachtung.


Weit hinten im SMI/SLI-Tableau waren am Ende auch noch OC Oerlikon (-10,1% auf 148,40 CHF), Clariant (-7,3% auf 9,10 CHF) oder Petroplus (-9,2% auf 31,12 CHF) zu finden. Givaudan, die am Morgen eigentlich solide Neunmonatsumsätze publizierten, liessen am Ende mit 5,1% auf 840,00 CHF ebenfalls stark nach.


Keine Stütze boten die defensiven Schwergewichte. Nestlé (-3,2% auf 44,50 CHF), Roche (-4,5% auf 167,10 CHF) und Novartis (-6,2% auf 56,85 CHF) konnten sich der negativen Marktstimmung nicht entziehen.


Im Plus waren nebst Julius Bär bei den Bluechips lediglich noch Swatch (+0,2% auf 176,00 CHF) und SGS (+0,3% auf 1’200 CHF) zu finden.


Am breiten Markt gingen die grössten Verluste auf das Konto von Ascom (-16,3%), gefolgt von Charles Vögele (-16,0%) und Temenos (-15,4%).


Die wenigen Gewinner wurden vom «Pennystock» 4M Technologies (+10,0%), COS (+8,3%) und Swissmetal (+6,8%) angeführt. Dies allerdings ohne fundamentale Nachrichten zu den jeweiligen Unternehmen. (awp/mc/th/33)

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