In einer Rede kurz vor Börsenschluss in Europa gab US-Finanzminister Paulson seiner Hoffnung auf eine baldige Verabschiedung entsprechender Gesetze durch den US-Kongress Ausdruck. US-Präsident Bush hat den Auffangplan für die Finanzbranche verteidigt. Grossen Einfluss auf die hiesigen Aktien hatten die beiden Reden allerdings nicht mehr.
Der SMI rückte um 401,92 Punkte oder 6,07% auf 7`025,17 (Tageshöchst: 7`082) Punkte vor. Im Wochenvergleich ergab sich so noch ein Minus von 2,6%. Der 30 Unternehmen umfassende SLI zog um 7,7% auf 1`059,69 Punkte an und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 5,7% auf 6`212,01 Punkte.
Da man besonders in den vergangenen Tagen, aber auch in den Wochen davor, schon Einiges erlebt hat, was man vorher nicht für möglich gehalten hatte, ist für die weitere Entwicklung an den Börsen aber noch immer Vorsicht angebracht. Ob die Erholung nach dem desaströsen Start in die Woche nachhaltig ist, muss sich in der kommenden Woche weisen. Im Fokus bleibt die Entwicklung der Finanzkrise und deren Verwerfungen und es darf weiterhin mit Überraschungen gerechnet werden.
Das absolute Kursfeuerwerk unter den SMI/SLI-Werten erlebten UBS (+31,7% auf 21 CHF). Bedenkt man allerdings, dass UBS Ende vergangener Woche zu rund 23,50 CHF den Besitzer wechselten, relativeren sich die heutigen Gewinne etwas. Vom Freitagsschluss bis zum (vorläufigen?) Tief bei 15,18 CHF am Mittwoch brachen UBS um rund 35% ein. Über die Woche ergab sich für UBS ein Verlust von 10,7%.
Von der angekündigte Rettungsaktion von offizieller Seite in den USA profitieren aber auch andere Finanzwerte mit selten gesehenen Avancen im zweistelligen Bereich: CS legten um 18,6% auf 56 CHF zu, Swiss Re um 13,0% auf 62,20 CHF und Julius Bär um 10,6% auf 67,30 CHF.
In der Schlussauktion mischten sich Holcim (+23,7% auf 110 CHF) mit einem Satz um über 15 CHF in die Spitzengruppe. Der Satz dürfte im Zusammenhang mit dem Verfall stehen, hiess es dazu in Marktkreisen. SWX Europe habe eine Untersuchung wegen Verdachts auf Mistrade eingeteiltet, sagte ein Sprecher des Börsenbetreibers zu AWP.
Etwas geringer aber trotzdem nicht bescheiden waren auch die Avancen von ABB (+9,0% auf 23,70 CHF), Bâloise (+9,4% auf 83 CHF), ZFS (+7,3% auf 296,25 CHF) oder Swatch (+6,8% auf 226 CHF).
Den letzten Tag als SMI-Aktie beendeten auch Clariant mit einem Plus von 10,6% auf 11,81 CHF sehr stark. Ab Montag wird stattdessen Actelion (-0,3% auf 58,10 CHF) im Kreis der 20 wichtigsten Aktien in der Schweiz geführt. Actelion sind in der Schlussaktion von einem Gewinn von über 2% noch ins Minus zurückgefallen.
Einziger Verlierer nebst Actelion waren zum Schluss Roche (-1,6% auf 180,10 CHF). Händler berichteten von Branchenrotationen zu Lasten des Pharmasektors aus dem Ausland. Insbesondere amerikanische Marktkreise hätten die Papiere in der jüngeren Vergangenheit als «Safe Haven» genutzt. Diese Engagements würden nun wieder veräussert. Auch die Verzögerung bei der US-Marktzulassung des Arthritismedikaments Actemra um rund sechs Monate drücke auf die Kursentwicklung.
Im breiten Markt fielen ebenfalls einige Werte aus dem Finanzsektor mit zweistelligen Avancen auf, so Temenos (+20,0%) oder EFG (+11,4%).
Orascom (+12,7%) wurden von einem positiven politischen Entscheid zu Gunsten des Grossprojekts in Andermatt beflügelt und Sulzer (+5,5%) von einer strategischen Liefervereinbarung mit Saudi Aramco.
Holcim/SWX Europe wertet Schlussauktion als Mistrade: Die Börsenbetreiberin SWX Europe hat alle Transaktion in den Namenaktien der Holcim Ltd, die in der Schlussauktion getätigt wurden, als so genannte «Mistrades» gewertet. Sämtliche Transaktionen zu 110 CHF würden deshalb aufgehoben, geht am Freitag aus einer Information der SWX Europe hervor. Bis zur Schlussauktion hatten Holcim relativ stabil um die 3 bis 5% über den Schlusskursen des Vortages tendiert. Der letzte Kurs, der vor der Schlusauktion gestellt wurde, lag bei 93,90 CHF. In der Schlussauktion wurde der Valor dann zu 110 CHF gehandelt, dabei kamen 409 Abschlüsse zu Stande.
(awp/mc/gh/36)