Derweil standen die defensiven Börsenschwergewichte tendenziell unter Druck. Wie sich die Märkte in den nächsten Tagen weiterentwickeln, ist laut Händlern noch etwas ungewiss. Der Swiss Market Index nähere sich wieder dem oberen Range seiner Trading-Zone von 6’000 bis 6’500 Punkten, ob der Ausbruch bei diesem Anlauf aber gelinge, sei fraglich, meinte einer. Er verwies etwa auf den ausbleibenden Zufluss neuer Mittel sowie auf den Umstand, dass der September traditionell der schlechteste Aktienmonat sei. Dies könnte das Interesse an Aktienkäufen etwas dämpfen.
Zum Handelsschluss stand der Leitindex SMI 0,06% höher bei 6’471,77 Punkten (Tageshoch 6’503). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) avancierte derweil um 0,33% auf 988,74 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,14% auf 5’705,42 Zähler.
International gesucht waren zum Wochenbeginn vor allem die Bankenwerte. Die neuen Beschlüsse zu den Eigenkapitalanforderungen gemäss Basel-III sind Marktteilnehmern zufolge sowohl hinsichtlich der Kriterien als auch der Fristen nicht so streng wie befürchtet ausgefallen. Auch in der Schweiz waren die Aktien der Grossbanken im Plus: Credit Suisse stiegen um 2,1% und UBS um 0,5%.
Für die hiesigen Institute werde aber insbesondere der voraussichtlich bis Ende September vorliegende Bericht der vom Bundesrat eingesetzten Expertenkommission relevant sein. Dabei stelle sich die Frage, um wie viel strenger die für die hiesigen Institute gültigen Regeln im Vergleich zu Basel III sein werden (Swiss Finish), hiess es. Der Grund für die schwächere Performance der UBS-Aktie gegenüber derjenigen der CS lag laut Händlern bei der Einschätzung zur Dividendenzahlung: Diese könnte bei der UBS später als bisher erwartet wieder aufgenommen werden, hiess es.
Julius Bär rückten um 1,3% vor. CEO Boris Collardi hatte in einem Zeitungsinterview gesagt, er könne sich einen zweiten Hauptsitz in Asien durchaus vorstellen. Als wahrscheinlichsten Standort nannte er dabei der «Financial Times» Singapur.
Klar grösster Gewinner unter den Blue Chips waren allerdings die Aktien von Swiss Re (+3,9%). Der Rückversicherer hat zwar anlässlich der jährlichen Monte-Carlo-Runde vorsichtige Kommentare abgegeben, am Nachmittag beflügelten aber Aussagen des Managements die Aktie deutlich. Der Rückversicherer könne 1,5 bis 3,5 Mrd USD für Aktienrückkäufe, Dividenden und andere Geschäftsopportunitäten aufwenden, hatte Finanzchef George Quinn gegenüber der Presse erklärt, dies nach der Rückzahlung Berkshire-Hathaway-Anleihe.
Der Pharmakonzern Novartis (-0,1%) verlor trotz ermutigender Ergebnisse einer Phase-III-Studie für einen Meningitis-Impfstoff leicht Terrain. Analysten sahen einen potenziellen Spitzenumsatz von 2 Mrd USD für das Produkt. Die Titel der Branchenkollegin Roche (-0,4%) fielen deutlicher zurück. In einer klinischen Studie mit Taspoglutid bei Diabetes Typ-2 kam es zu einer weiteren Verzögerung. Es handle sich aber nicht um einen Studienabbruch, betonte eine Firmensprecherin. Auch der grösste SMI-Wert Nestlé verlor 0,5%.
Im Fokus standen auch Holcim und Adecco. Erstere fielen nach einer Rückstufung durch die Credit Suisse auf «Underperform» von zuvor «Neutral» um 0,5% zurück, letztere büssen nach einer Rückstufung durch JP Morgan 0,4% ein. Die grössten Verluste unter den Blue Chips gingen aber an Synthes (-1,9%), Transocean (-1,8%) und ABB (-0,7%).
Im breiten Markt büssten die Aktien von Evolva um 4,0% ein. Das Biotechunternehmen präsentierte am Morgen einen mehr als verdreifachten Verlust für die erste Jahreshälfte 2010. Rieter verloren um 0,6%, obwohl Grossaktionär Peter Spuhler in einem Zeitungsinterview gesagt hatte, er könnte seine Beteiligung von aktuell rund 19% mittel- bis langfristig ausbauen.
Zu den grössten Gewinnern gehörten dagegen OC Oerlikon (+8,7%) sowie Tornos (+6,4%). Zu letzteren berichtete das Finanzportal CASH, Walter Fust habe seine Beteiligung weiter ausgebaut. Ein deutliches Plus erlebten auch Vögele (+5,3%) nach optimistischen Äusserungen des Konzernchefs in der Wochenendpresse. (awp/mc/ps/29)