Beflügelt von (für die Börse) gut ausgefallen US-Konjunkturdaten vermochten die Indices die Gewinne am Nachmittag dann noch auszubauen. Nach zwei schwachen Tagen hätten auch technische Gründe für Aufwind gesorgt, hiess es in Handelskreisen. Insgesamt sei das Geschehen aber ruhig gewesen.
Niemand wisse derzeit so richtig, wohin die Reise an den Aktienmärkten gehe, meinte ein Händler. Die Stimmung sei im Vergleich zu vor ein paar Wochen zwar deutlich besser. Trotzdem traue noch kaum jemand der Sache, so dass die meisten Investoren nach kleineren Avancen immer gleich die Gewinne wieder mitnähmen.
Das Blue-Chips-Barometer SMI legte bis Handelsschluss 95,49 Punkte oder 1,27% auf 7’639,16 Punkte zu. Der gekappte, 30 Titel umfassende SLI gewann 1,13% auf 1’184,87 Punkte und der breitere SPI 1,23% auf 6’408,37 Punkte.
Hierzulande standen die Quartalszahlen der Swisscom im Fokus der Anlegerschaft. Der Telekomkonzern vermochte im ersten Quartal zwar beim EBIT die Konsensschätzungen zu übertreffen – alle anderen Kennzahlen blieben aber leicht dahinter zurück. Händler sprachen denn auch von durchzogenen Zahlen, als echte Enttäuschung wurde vor allem die Entwicklung des Reingewinns bezeichnet. Die Aktie war jedenfalls den ganzen Tag unter den grössten Verlierern und schloss 2,6% tiefer bei 359,50 CHF.
Auch die UBS-Titel (-1,8% auf 34,60 CHF) standen nach dem schwachen Vortag (Quartalszahlen, Arbeitsplatzabbau) heute erneut unter Druck. Die Aktien der grössten Schweizer Bank wurden von den Analysten des Konkurrenten Deutschen Bank auf «Hold» von «Buy» gesenkt, ausserdem haben weitere Institute die Kursziele für die Aktie gesenkt. Der gestrige Resultatausweis habe ganz klar gezeigt, dass die Reputation der Bank unter der jüngsten Krise deutlich gelitten habe, hiess es etwa.
Neben Swisscom und UBS gehörten unter den SMI/SLI-Titeln auch Petroplus (-2,0% auf 60,10 CHF) zu den grössten Verlierern. Der Raffineriebetreiber wird am (morgigen) Donnerstag die Zahlen zum ersten Quartal veröffentlichen, wobei die Auswirkungen des hohen Ölpreises interessieren dürften. Auch lastete eine Abstufung auf «Neutral» durch Merrill Lynch auf dem Titel.
Die Mehrheit der SMI/SLI-Titel schloss allerdings im Plus. Grösster Gewinner waren zum Schluss Geberit mit einem Plus von 5,0% auf 169,50 CHF, gefolgt von OC Oerlikon (+4,2% auf 386,00 CHF). Bei letzteren dürften Spekulationen, dass sich die Aktionäre Renova und Victory bald einigen könnten, für Fantasie gesorgt haben. Hinter den diesen beiden SLI-Titeln folgten die beiden SMI-Werte Julius Bär (+3,5% auf 81,20 CHF) und Richemont (+3,5% auf 67,05 CHF), ohne fundamentale News dazu allerdings.
Zu den grössten Bluechips-Gewinnern zählten auch Holcim (+2,5% auf 102,50 CHF). Der Zementproduzent hat gestern ebenfalls Quartalszahlen ausgewiesen. Zwar haben die Citigroup (auf 132 von 154 CHF) und die Bank Vontobel (auf 145 von 150 CHF) daraufhin die Kursziele gesenkt, die entsprechenden Empfehlungen liegen aber noch immer bei Kaufen. Zudem dürften die guten Zahlen des Konkurrenten Lafarge gestützt haben, hiess es. Auch Adecco (+2,3% auf 63,45 CHF) legten nach den gestern veröffentlichten Quartalszahlen heute deutlich zu. Gestern hatten die Aktien nach den relativ guten Zahlen anfänglich deutlich im Plus notiert, dann aber klar ins Minus gedreht.
Sehr positiv auf den Index wirkten sich auch die Gewinne des grösstkapitalisierten SMI-Wertes Nestlé aus. Die Titel des weltgrössten Nahrungsmittelherstellers gewannen 2,3% auf 513 CHF. Etwas zurück blieben die Pharmaschwergewichte Roche (+1,2% auf 171,10 CHF) und Novartis (+0,6% auf 53,85 CHF).
Im breiten Markt gewannen zum Schluss Micronas 9,8%. Der Titel setzte um 16 Uhr zu einem Höhenflug an, für den allerdings niemand eine Erklärung liefern konnte. Grosse Gewinne gab es u.a. auch für Belimo (+8,9%), Arpida (+8,5%) oder Card Guard (+8,1%). Grösste Verlierer waren Spirt Avert (-8,7%), Villars (-5,3%) und Pelikan (-5,0%). (awp/mc/pg)