CH-Schluss: Leicht schwächer – Finanzwerte, Roche und Nestlé drücken
Belastet worden sei der Markt vor allem durch die Abgaben in Finanzwerten, insbesondere den beiden Grossbanken, sowie in Roche und Nestlé hiess es unter Marktbeobachtern. Die Grossbankentitel litten gemäss Händlern weiterhin unter den Ängsten über die mögliche Weiterentwicklung und Folgen der europäischen Schuldenkrise. Gestützt hätten aber u.a. Spekulationen, wonach die Euro-Finanzminister bei ihrem Treffen am Montagabend in Brüssel über eine mögliche Aufstockung des Krisenfonds für wackelnde Euro-Staaten sprechen wollen. Insgesamt stehen derzeit 750 Mrd EUR dazu zur Verfügung.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,45% tiefer auf 6’412,22 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,26% auf 1’018,88 Zähler; der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor um 0,30% auf 5’766,56 Stellen.
Mit am Tabellenende bei den Blue Chips standen die beiden Grossbanken CS (-1,8%) und UBS (-1,6%). Im Berufshandel wurden erneut Ängste im Zusammenhang mit der Verschuldungsproblematik einiger europäischer Staaten für die Branchenschwäche verantwortlich gemacht. Der Markt befürchte dadurch negative Auswirkungen auf den europäischen Bankensektor. Händler verwiesen zudem auch auf die Spekulationen, dass das vierte Quartal bei den Banken – wie bereits das dritte – sehr schwach ausfallen werde. Hingegen legten Julius Bär (+1,6%) deutlich zu.
Die UBS musste am Freitagabend nach Börsenschluss ausserdem den Rücktritt von Finanzchef John Cryan per Ende Mai vermelden. Nachfolger wird der US-Amerikaner Tom Naratil. Auch wurde der frühere Unicredit-Banker Sergio Ermotti angestellt. Bei ihm wurde im Handel bereits spekuliert, er könnte mittelfristig Nachfolger von CEO Oswald Grübel werden.
Neben den Grossbankentitel wurden auch die Versicherungswerte Swiss Life (-1,6%), Bâloise (-1,3%) oder ZFS (-1,2%) deutlicher zurückgenommen.
Unter den zyklischen Titeln verloren Logitech (-0,7%) oder Richemont (-0,6%) etwas überdurchschnittlich.
Weit oben auf der Verliererliste waren auch Actelion (-0,9%) zu finden. In diesen Titeln seien die zuvor über lange Zeit kursierenden Übernahmegerüchte weiter verpufft, hiess es im Handel. Unter den weiteren defensiven Valoren verloren die Indexschwergewichte Roche (-0,8%) und belasteten den Markt ebenfalls. Hingegen notierten Novartis (+0,1%) leicht im Plus. Nestlé (-0,5%) gaben durchschnittlich nach.
Roche und Novartis waren übers Wochenende und am Montag mit Produktnews an die Öffentlichkeit gelangt. So gab es bei Roche etwa positive Studienresultate u.a. zu den Medikamenten Mabthera und bei Novartis zum Medikament Zometa und Tasigna. Belastend habe sich aber laut Händlern u.a. eine Sektorstudie von Nomura ausgewirkt. So hatte die japanische Bank mit einem Ausblick auf 2011 den europäischen Pharmasektor aus Bewertungsgründen abgestuft.
Fest notierten hingegen die meisten Chemie-Aktien. So hatte die US-Bank Goldman Sachs das Kursziel für mehrere Schweizer Chemietitel erhöht. Lonza (+2,9%) waren weit oben im Tableau der 30 SMI/SLI-Titel. Die Aktie profitierte allerdings auch von Spekulationen im Vorfeld eines Medientages diese Woche, hiess es.
Ausserdem verbuchten Petroplus (+4,0%) die prozentual grössten Avancen bei den Top-Titeln. Goldman Sachs hatte die Titel letzte Woche bereits stark empfohlen.
Zu den weiteren, grösseren Gewinnern gehörten die zyklischen Syngenta (+1,5%), Kühne+Nagel (+1,4%) oder Swatch (+1,2%).
Im breiten Markt stand das Angebot von 3M für die Aktien von Winterthur Technologie (WTG; Aktie: +6,9% auf 62 CHF) im Fokus. Der amerikanische Mischkonzern bietet 62 CHF pro WTG-Aktie, was einer Prämie von 23% gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittspreis der letzten 60 Tage entspricht. Bereits am Freitag hatte der Titel um 3,6% auf 58,00 CHF zugelegt.
Schmolz+Bickenbach (+8,1%), Zehnder (+5,8%) oder Bucher (+4,4%) legten ebenfalls deutlich zu. Grössere Verluste gab es hingegen für BT&T (-7,4%), Precious Woods (-4,9%) oder Cytos (-3,0%). (awp/mc/ps/26)