CH-Schluss: Leicht schwächer – Gewinnmitnahmen belasten
Händler sprachen vor allem von Gewinnmitnahmen, da die Börse in den letzten Wochen praktisch nur Aufwärts tendiert hatte. So stieg der SMI letzte Woche wieder um 3,2% und gegenüber dem Tiefst vom 9. März liegt das Plus mit heutiger Entwicklung bei +26%.
Für Abgaben im Nachmittagsgeschäft hatte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet gesorgt, der zu Vorsicht gemahnt hatte. «Wir sind hinsichtlich des Wachstums nahe am Wendepunkt des Zyklus», so Trichet in seiner Eigenschaft als Chairman des BIZ-Weltwirtschaftstreffens. Er hatte auch darauf verwiesen, dass es an den Märkten seit Mitte September 2008 substanzielle Verbesserungen gegeben habe, dass aber weiterhin Wachsamkeit geboten sei. «Wir befinden uns weiterhin in unerforschten Gewässern», so Trichet.
Das Blue Chips Barometer SMI schloss um 32,07 Punkte bzw. 0,59% tiefer auf 5’358,94 Punkten (Tagestief: 5’314,26). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor um 0,48% auf 818,89 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,69% auf 4’609,99 Stellen.
Zur Vorsicht mahnte auch die ZKB in einem Kommentar. Einige Zeichen würden zur Zurückhaltung mahnen und das Risiko für einen Rücksetzer erhöhen. So sei etwa der jüngste Anstieg an den Aktienmärkten mit abnehmenden Volumen zustande gekommen, was ein Indiz dafür sei, dass der Anstieg schon weit fortgeschritten sei und an Kraft verliere. Oftmals korrigierten die Märkte an einem solchen Punkt bis zu einem Drittel. Auf den SMI übertragen würde dies einen Rückgang bis in den Bereich von 5’000 bis 5’050 bedeuten, meinte die Bank.
Grösster prozentuale Verlierer unter den Blue Chips waren Kühne+Nagel (-4,0% auf 84,10 CHF). Dahinter folgten weitere Titel, die in den letzten Wochen aufgrund der aufgehellten Perspektiven deutlich zugelegt hatten wie Nobel Biocare (-3,5% auf 25,42 CHF) oder ZFS (-3,2% auf 207,50 CHF). Clariant (-3,7% auf 6,28 CHF) litten zudem unter negativen Kommentaren der UBS. Nachdem sich die Branche seit Mitte November letzten Jahres um 20% besser als der breite Markt entwickelt hatte, senkte die Grossbank ihre Einschätzung für den Sektor von «Overweight» auf «Neutral».
Auch Swatch, letzte Woche mit einem Plus von 14% einer der Gewinner, büssten um 2,9% auf 177,50 CHF ein. Die Aktien des Branchennachbarn Richemont, der diese Woche die Jahreszahlen 2008/09 vorlegen wird, gaben 2,4% auf 22,36 CHF nach.
Unter Druck standen aber auch die defensiven Pharma-Schwergewichte. So büssten Novartis 1,6% auf 42,00 CHF ein, Roche 1,5% auf 140,40 CHF. Neben der Tatsache, dass die defensiven Werte nicht in der Gunst der Anleger standen, dürfte bei Roche ein «warning letter» der US-Gesundheitsbehörde FDA zum Medikament Tarceva belastet haben. Actelion (-2,7% auf 51,40 CHF) verloren ebenfalls deutlich.
Gegen den Trend konnten im Bankensektor UBS (+2,2% auf 17,47 CHF) und CS (+0,4% auf 45,68 CHF) zulegen. Hingegen gaben Julius Bär (-2,1% auf 42,20 CHF) nach. Medienberichte vom Wochenende, wonach die Ergebnisse des US-Stresstests Verhandlungssache zwischen der US-Regierung und den Banken gewesen seien, sorgten teilweise für etwas Verunsicherung, hiess es. Auch die zu Wochenbeginn veröffentlichten Zahlen von HSBC hatten etwas belastet.
In Swiss Re gingen die Käufe der letzten Woche weiter (+2,5% auf 39,50 CHF). Die Titel des grossen Rückversicherers gewannen allein letzte Woche nach überraschend guten Quartalszahlen über 40%. Der Rückversicherer plant im Euro-Bondmarkt die Aufnahme von 1,5 Mrd für allgemeine Unternehmenszwecke. Grösste Gewinner waren Synthes (+3,9% auf 115,00 CHF), die von positiven Brokerkommentaren profitieren.
Im breiten Markt standen Quadrant (+2,4% auf 92,30 CHF) weiter im Fokus. Das laufende Übernahmeangebot zu 86 CHF pro Aktie wurde weiter kontrovers diskutiert, zudem äusserten sich verschiedene Investoren (Behr, Lehner) zu ihren Beteiligungen. Bei Vögele (-1,3%) kam es dagegen zu Gewinnmitnahmen, nachdem der Titel wegen Übernahmespekulationen allein am Freitag fast 13% gestiegen war.
Unter Druck waren auch Georg Fischer (-7,0%). Hier dürfte die Tatsache, dass das Unternehmen die Pensionskassen-Renten senkt, belastet haben. Dies sei sicherlich kein gutes Signal betreffend der Vermögenssituation des Konzerns, meinte die ZKB dazu. Stark im Plus lagen GNR (+87,3%); hier dürfte der Einstieg von neuen Investoren für Gewinne gesorgt haben, hiess es dazu. (awp/mc/ps/32)