CH-Schluss: Markant schwächer – Ölpreis-Prognose und Finanzsorgen

Ein Händler begründete das generell negative Sentiment mit «wieder aufkommenden allgemeinen Ängsten der Anleger». So gebe es Sorgen wegen der Inflationsentwicklung und schwindender Gewinnaussichten infolge der hohen Rohstoffpreise. Zudem hätten Aussagen der OPEC die Investoren aufgeschreckt. Der Ölpreis dürfte nach Einschätzung von OPEC-Präsident Chakib Khelil im Sommer auf 150 bis 170 USD je Barrel (159 Liter) steigen. In den USA drückten zudem enttäuschende Unternehmenszahlen sowie Spekulationen um finanzielle Sorgen bei General Motors und Chrysler auf die Stimmung.


Der SMI schloss um 1,86% respektive 131,64 Zähler auf 6’949,73 Punkte (Tagestief: 6’934,34). Der SLI verlor 2,28% auf 1’057,40 Punkte und der breitere SPI 1,84% auf 5’860,14 Stellen.


So hätten insbesondere die Grossbanktitel zusätzlich unter Gerüchten gelitten, wonach der Automobilkonzern Chrysler Gläubigerschutz (Chapter XI) beantragt haben soll. Cerberus Capital Management hatte von Daimler 80% des Chrysler-Anteils übernommen. Nun werde, sollten die Gerüchte zutreffen, befürchtet, dass via die Konsortialbanken weitere Kreise des Finanzsektors davon betroffen sein könnten. Auch die Ankündigung einer Kapitalerhöhung des belgisch-niederländischen Finanzkonzerns Fortis hatte sich negativ auf den Sektor ausgewirkt, sagte ein Händler. Zudem habe Goldman Sachs die Citigroup auf die «Conviction Sell List» genommen. Dies habe im Markt erneut Gerüchte über mögliche weitere Abschreibungen bei der US-Bank aufkommen lassen.


Unter den Banktiteln gaben UBS ab (-4,0% auf 22,98 CHF), konnten sich jedoch deutlich über Tagestief erholen. Neben den allgemeinen Belastungen sind in den USA auch noch zwei Klagen gegen UBS eingereicht worden – wegen angeblichen Betrugs mit Auction Rate Securities sowie unethischem Geschäftsgebaren im Falle von Hedge-Fund-Kunden. CS (-4,0% auf 46,90 CHF) und Julius Bär (-3,8% auf 71,00 CHF) verloren ebenfalls deutlich.


Im Zuge der Abgaben bei den Finanzwerten notierten auch die Versicherungstitel deutlich tiefer. So wurden Swiss Re (-3,5% auf 68,60 CHF) und ZFS (-3,3% auf 261,75 CHF) kräftiger als der Gesamtmarkt zurückgenommen.


Die Pharmawerte Novartis (+0,4% auf 56,25 CHF) und Roche (-0,1% auf 176,10 CHF) profitierten vom defensiven Charakter und wurden unterdurchschnittlich verkauft. Roche hat eine EU-Zulassung für einen verkürzten Behandlungszyklus mit Pegasys plus Copegus für bestimmte Patienten mit Hepatitis C erhalten.


Die prozentual grössten Abgaben verzeichneten angesichts der Aussichten auf weiter steigende Rohlnötierungen unter den SMI/SLI-Valoren Ciba (-5,1% auf 30,30). Auch die Titel des Logistikers Kühne + Nagel (-4,2% auf 98,50 CHF) gaben aus demselben Grund massiver nach. Weiter fielen Petroplus (-4,9% auf 56,00 CHF) und Nobel Biocare (-4,7% auf 34,24 CHF) nach Anschlussverkäufen durch überdurchschnittliche Abgaben auf.


Einziger Gewinner auf diesem Tableau waren Synthes, die um 0,4% auf 139,00 CHF vorrücken konnten.


Im breiten Markt fielen redIT durch Abschläge um 11,1% auf. Hingegen verbuchten Elma Electronic (+3,0%) und Newave Energy (+2,9%) grössere Gewinne. Newave hatten am Vortag eine kleinere Akquisition in den Niederlanden mit einem Umsatz von 1,4 Mio EUR getätigt. (awp/mc/gh)

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